OPPENHEIM – In der Krise ist Kreativität gefragt. Für den Oppenheimer Schüler Milan von dem Bussche kein Problem: Er stellte in seiner 3D-Druckfirma Qi-Tech kurzerhand die Produktion um, produziert jetzt Visiere als Spukschutz. „Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ein Mangel an Schutzausrüstung herrscht und dann gesehen, dass diese zu überteuerten Preisen verkauft wird“, erklärt der junge Oppenheimer seine Idee. 500 dieser Visiere hat jetzt der Landkreis gekauft. Landrätin Dorothea Schäfer und Michael Engelhardt von der Koordinierungsgruppe des Verwaltungsstabes holten die Visiere vor Ort ab.
„Ich finde, dies ist eine super Idee, die wir gerne unterstützen. Die Visiere helfen uns in einigen Abteilungen dabei, mit den derzeitigen Herausforderungen besser umgehen zu können“, sagte die Landrätin, die gleich ein Visier zum Test aufsetzte: „Vor allem bekommt man hier sehr gut Luft“, freute sie sich.
Engelhardt brachte gleich von Oppenheim aus einen Teil ins Gesundheitsamt nach Mainz, eine kleinere Stückzahl gab der Kreis zum Selbstkostenpreis an die Hilfsorganisationen ASB und Johanniter Unfallhilfe weiter. Sieben Euro pro Stück kosten die Visiere für Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen. Gemeinnützigen Organisationen oder Pflegeheimen spendet von dem Bussche die Schutzausrüstung.
„Mit unseren 3D-Druckern hatte ich zunächst die Möglichkeit Halterungen für Gesichtsschutzvisiere herzustellen und produzierte erste Prototypen“, erzählte von dem Bussche. Als Folie mussten aufgeschnittene PET-Flaschen herhalten. Mittlerweile liegen aber täglich Anfragen für mehrere Hundert Visiere vor, sodass die Produktion ausgeweitet und professionalisiert werden musste. Hergestellt werden die Visiere mittlerweile im Spritzgussverfahren. Als Rohstoff werden vor allem Flaschendeckel von PET-Flaschen, Saft- oder Milchkartons benutzt. Manche bestehen auch aus Shampooflaschen.
„Eine tolle Sache“, findet auch Michael Engelhardt, der mit einem vierköpfigen Team in der Kreisverwaltung seit Wochen an der Beschaffung von Schutzmaterialien arbeitet – eine echte Herausforderung. Mehrweg-Schutzbrillen, Einmalhandschuhe, FFP -Masken, Mund-Nasen-Schutze, Schutzbekleidung, Desinfektionsmittel und Desinfektionstücher wurden bestellt, zugesagt und dann häufig doch nicht geliefert. Mund-Nasen-Schutze wurden zum Beispiel in einer Stückzahl von etwas über 150.000 geordert. Nur knapp 50.000 kamen bisher an. Ein ähnliches Bild gibt es bei FFP-Masken, wo fast 200.000 Stück bestellt wurden, aber nur 40.000 angekommen sind. Derzeit am engsten ist der Markt bei den Schutzkitteln. Hier ist laut Engelhardt weltweit zu vernünftigen Preisen nichts zu haben.
„Das Hauptproblem liegt in der Zuverlässigkeit der Anbieter. Zu Beginn der Pandemie wurden einige Schutzmaterialien sehr überteuert angeboten und es gab viele Waren, die mit gefälschten Zertifikaten ausgestattet waren“, erläutert Michael Engelhardt. Hier die Spreu vom Weizen zu trennen, sei sehr aufwändig. Die angekommenen Schutzmaterialien wurden an vielen Stellen verteilt: ans Gesundheitsamt, die Rettungsleitstelle, den Zentraleinkauf Rettungsdienst, die Feuerwehren, die Schnelleinsatzgruppen (SEG) sowie Abteilungen der Kreisverwaltung wie etwa Abfallwirtschaftsbetrieb, Ausländerbehörde und JobCenter. Zudem wurden auch Verbandsgemeinden unterstützt, wenn von dort Hilfsanfragen kamen.