BRETZENHEIM – Die katholische Pfarrei St. Bernhard wurde 1973 im Neubaugebiet Bretzenheim-Süd gegründet. 1978 wurde das Gemeindezentrum in der Hans-Böckler-Straße eingeweiht, 1992 kam die Kirche St. Bernhard hinzu. Eine Führung durch das Gotteshaus unternahm jetzt der Verein für Heimatgeschichte Bretzenheim und Zahlbach. Vereinsmitglied Dr. Gebhard Kurz, der frühere Vorsitzende des Kirchenbauausschusses der Katholischen Pfarrgemeinde St. Bernhard, stand Rede und Antwort.
„Heute liegt die Kirche am Rand, viele Menschen haben einen sehr weiten Weg“, erläuterte Kurz den 15 Teilnehmern zu Beginn. „Das war damals nicht abzusehen.“ Der heilige Bernhard (1090-1153) war ein Zisterziensermönch. Der Baustil der Zisterzienser ist schlicht, ohne große Ausschmückungen. „Diese Schlichtheit ist im Bau umgesetzt“, betonte Kurz. Die Planung startete 1986, erster Spatenstich war 1989, die Grundsteinlegung 1990 und das Richtfest 1991. Die Kirchweihe folgte am 10. Oktober 1992. 1994 erhielt die Kirche ein dreistimmiges Geläut (g‘, b‘ und c‘‘), 1999 eine historische Orgel und 2004 schließlich einen Kreuzweg mit 14 Stationen. Charakteristisch ist der helle Klinker, der an Kirchen im französischen Burgund erinnert. Ein Stein aus dem Geburtshaus des heiligen Bernhard in Dijon ist eingemauert. Die Kirchengemeinde pflege bis heute eine lebendige Partnerschaft mit der Bernhards-Gemeinde in Dijon, betonte Kurz. So tauschen etwa beide Gemeinden jedes Jahr die Osterkerzen aus.
Trotz seiner Schlichtheit hat das Gotteshaus einige Besonderheiten. Das Portal zeigt Motive aus dem Leben des heiligen Bernhard. Es wurde vom italienischen Bildhauer Don Luciano Carnessali aus Verona geschaffen. In der nordwestlichen Ecke hängen die beiden Ikonen „Christus Allherrscher“ und „Gottesmutter Maria“, ein Geschenk der orthodoxen makedonischen Gemeinde. Nachträglich wurde an der Westwand das 1970 entstandene Bild „Auferstehung“ des Bretzenheimer Künstlers Adolf Gerhard (1910-1975) angebracht. Eine weitere Besonderheit ist die historische Orgel: Es handelt sich um das einzige originale Instrument des berühmten französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll (1811-1899) in Deutschland.