RÜSSELSHEIM – Für das vom Abwasserverband Rüsselsheim-Raunheim betriebene zentrale Klärwerk am Rugbyring sind in den kommenden Jahren umfangreiche Modernisierungs- und Erweiterungsmaßnahmen erforderlich. Die Maßnahme ist nicht nur wegen des Alters der Anlage notwendig, sondern auch weil das Klärwerk an die Wachstumsentwicklung der Städte Rüsselsheim am Main und Raunheim anzupassen und Vorgaben zum Abwasserrecht umzusetzen sind. Die Verbandsverssammlung des Abwasserverbands beauftragte nun das Ingenieurbüro Dr. Born – Dr. Ermel GmbH aus Frankfurt mit der Planung der dringlichsten Maßnahmen bis zum Jahr 2030. Basis dafür ist ein zuvor entwickeltes Konzept („Masterplans 2050“), das den notwendigen Weiterentwicklungsbedarf der Kläranlage bis in das Jahr 2050 untersucht hat.
„Die Modernisierung und Erweiterung der Zentralkläranlage Rüsselsheim werden bis zum Jahr 2030 voraussichtlich Investitionen von 17 Millionen Euro erforderlich machen. Dieser Beschluss ist daher ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Kläranlage, mit der Rüsselsheim und Raunheim aktiv zum Umweltschutz beitragen“, erklärt Rüsselsheims Oberbürgermeister Udo Bausch, der zugleich Vorsitzender des Verbandsvorstands ist.
Die dafür erforderlichen Planungsleistungen zur Sanierung der Zentralkläranlage wurde in einem zweistufigen Vergabeverfahren öffentlich ausgeschrieben. Insgesamt haben sechs Ingenieurbüros teilgenommen, fünf von ihnen qualifizierten sich für die zweite Runde. Am Ende setzte sich knapp das Büro durch, dass sowohl wirtschaftlich als auch fachlich am besten zur Aufgabenstellung passte. Das dreiköpfiges Fachgremium des Abwasserverbandes, beraten durch ein externes, nicht stimmberechtigtes Ingenieurbüro, kam einstimmig zum Ergebnis, dem Verbandsvorstand die Vergabe an die Ingenieure von Dr. Born und Dr. Ermel zu empfehlen. Die Auftragssumme zur Planung und Ausschreibung der Ertüchtigung der Zentralkläranlage beläuft sich auf rund 1,5 Millionen Euro.
Das gemeinsame Klärwerk für Rüsselsheim am Main und Raunheim wurde in zwei großen Bauabschnitten Ende der 1970er Jahre und Mitte der 1990er Jahre in der heutigen Form errichtet. Die Grundsubstanz, insbesondere die der Bauwerke, ist damit teils bis zu 40 Jahre in Betrieb. Zwar hat der Abwasserverband mit den Jahren regelmäßige Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen getätigt, um die gestiegenen wasserrechtlichen Anforderungen einhalten zu können. Im Rahmen von Eigenkontrolluntersuchungen wurde allerdings im Jahr 2018 festgestellt, dass die Auslastungsgrenze der Kläranlage mit 98.500 Einwohnerwerten aufgrund des Bevölkerungswachstums sowie der Zunahme an Gewerbe- und Industrieabwässern erreicht wird, erklärt Bausch. Bereits in den 1990iger Jahren wurde ein künftiger Bedarf von rund 120.000 Einwohnerwerten ermittelt. Hinzu kommen kontinuierliche Grenzwertverschärfungen, die der Gesetzgeber durch das Abwasserrecht vorschreibt. Insbesondere wird in künftigen rechtlichen Verpflichtungen angestrebt, Mikroplastik sowie Arzneimittelrückstände, wie Antibiotika, Schmerzmittel oder Röntgenkontrastmittel im Abwasser zu mindern oder ganz zu entfernen. Und auch die Phosphatrückgewinnung aus dem Klärschlamm wird immer wichtiger, die mit der neuen Klärschlammverordnung bereits gesetzlich gefordert wird.
Der Abwasserverband hatte daher im Januar 2020 ein Konzept beauftragt, das den notwendigen Modernisierungs- und Erweiterungsbedarf bis mindestens ins Jahr 2045 analysieren sollte. Der sogenannte Masterplan 2050 beschreibt dabei die erforderlichen Maßnahmen in drei Prioritäten: Priorität 1 umfasst den Zeitraum bis 2030, Priorität 2 bis 2040 und Priorität 3 bis 2050. In der Zentralkläranlage Rüsselsheim werden die Abwässer aus Rüsselsheim (ohne den Stadtteil Bauschheim) und Raunheim mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt. Bis 2030 müssen im Wesentlichen die technischen Einrichtungen der mechanischen Stufe (Rechenanlage, Sandfang, Vorklärung) modernisiert und erweitert, die Kapazitäten der biologischen Reinigung vergrößert sowie die Schlammbehandlung (Faultürme, Schlammentwässerung, Fettannahme) umgebaut werden. Die geschätzten Kosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf rund 15 Millionen Euro.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales