Start Hessen „freiraum f³“ an der Frankfurter Straße als Sprungbrett in die Kunstszene

„freiraum f³“ an der Frankfurter Straße als Sprungbrett in die Kunstszene

Von links nach rechts: Dennis Albrecht, Kevin Knöss und Yannick Pfeifer - Foto: Stadt Rüsselsheim am Main

RÜSSELSHEIM – Noch bis Ende Januar arbeiten drei junge Künstler des „club d’art percevant“ in der Frankfurter Straße an abstrakten großformatigen Gemälden. Interessierte können ihnen dabei durch die Schaufenster zusehen oder auch in Kontakt mit dem Künstlertrio treten.

Die drei Künstler Dennis Albrecht, Yannick Pfeifer und Kevin Knöss sind allesamt Rüsselsheimer und können bereits auf zweieinhalb Monate malerisches Schaffen in dem ehemaligen Ladenlokal zurückblicken. Die Stadt hat ihnen die Fläche zur Verfügung gestellt, sodass sie genug Raum haben, um auf selbstgespannten Leinwänden Kunstwerke mit Acrylfarben, Öl und Pastell, Spray oder Kohle erschaffen zu können. Fest steht für sie schon jetzt, dass sich diese Zeit gelohnt und sie in ihrer künstlerischen Entwicklung vorangebracht hat. „Es ist für uns das Sprungbrett. Wir haben gesehen, dass unsere Leidenschaft nicht nur ein Hobby, sondern ein größerer Teil unseres Lebens ist“, sagt Pfeifer. Nachdem sie erste Kunstwerke verkaufen konnten, soll als nächstes ein Atelier angemietet werden. Dieser Schritt wird den Dreien durch das Netzwerk der Stadt Rüsselsheim erleichtert.

Gestartet ist das Trio unter dem Motto „mit nichts kommen, aus dem Nichts etwas erschaffen“. Sehr dankbar sind die Drei dem Kulturzentrum das Rind, welches Materialien und Farben für den Start gesponsort hat. „Begonnen hat alles in einem großen grauen Raum“, beschreibt Knöss den Anfang. Der Raum verführe dazu, direkt anzufangen, im Schaffen zu bleiben oder auch mal zwischen den Gemälden zu wechseln. Teilweise hätten sich die Künstler gegenseitig gestört, allerdings habe die Störung häufig die nächste Idee gebracht. Immer mehr habe so jeder seinen eigenen Stil entwickeln können.

„Es ist ein großer Stein ins Rollen gekommen“, macht Pfeifer deutlich. Bisher war das Malen in kleinen Zimmern nur ein Hobby. Denn die jungen Künstler sind Studenten in sehr unterschiedlichen Fachrichtungen, wie Ingenieurwissenschaften, Mediamanagement und Philosophie und Politikwissenschaften. Ins Rollen kam der Stein, nachdem sich die Drei zum gemeinsamen Malen getroffen haben. Gemälde davon wurden im vergangenen Jahr Teil einer Kunstperformance des Arts Clubs auf der Kulturbühne des Rinds beim Kultursommer. Und schon wurde das Netzwerk sehr schnell größer. Das Trio wurde auf die erste Aktion im „freiraum“ mit einem Livepainting des Kreativnomaden Sam Khayari und der Künstlerin Karin Mairitsch aufmerksam und nahm Kontakt mit der Kultursteuerung wegen der Räumlichkeiten auf. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine Nutzungsvereinbarung unterzeichnet, und die Künstler konnten loslegen.

Interaktion mit Bürgerinnen und Bürgern

Wert legte die Stadt zudem auf das Einbeziehen der Bürgerschaft. Auch deswegen verfolgte das Trio mit seinem Projekt das Ziel „jeder interessierten Seele die Möglichkeit zu bieten, sich beim Flanieren durch die Innenstadt die Zeit für einen Blick in das geordnete Chaos zu nehmen, Inspiration zu erhaschen und unweigerlich auch selbst Teil der Kunst zu sein“. Und das Konzept ist aufgegangen. Knöss berichtet, dass Menschen aller Altersklassen neugierig wurden. Kleine Kinder verfolgten fasziniert das Treiben in dem Ladenlokal, Angestellte verbrachten ihre Pausen vor den Schaufenstern, andere traten ein, griffen verstohlen zu Pinsel und Farbe und wurden selbst aktiv. „Der Raum zieht Leute in ein kreatives Schaffen. Es ist toll zu sehen, wie viel Energie und Potential sie in sich haben“, sagt Knöss. Zudem erzählten manche der Besucherinnen und Besucher von ihren beeindruckenden Lebensgeschichten, die teilweise Eingang in die Gemälde fanden. Das Zusammenspiel der schaffenden Künstler und der kritischen Zuschauerschaft sei auch aus soziologischer Sicht interessant.

Sogar gestandene Kunstschaffende kamen regelmäßig vorbei und brachten dem Kollektiv Inspiration und gaben Einblicke in das Künstlerleben. Ein Künstler nutzte die Stippvisiten, um eine Kunstinstallation zu kreieren. Denn der Raum bietet auch Platz zum Schrauben und Hämmern. Es habe sich ein kreativer Kreis gebildet, wie das Trio berichtet.

Überhaupt hätten sie in den vergangenen Wochen ein großes Netzwerk entwickelt und viele Rüsselsheimer Künstlerinnen und Künstler kennengelernt. „Es motiviert unheimlich, sich mit anderen Kunstschaffenden auszutauschen. Wir haben das Gefühl, dass in Rüsselsheim etwas in Schwung kommt, und unsere Liebe zu Rüsselsheim wächst“, erzählt Pfeifer. Ihr Traum wäre eine kleine kreative Meile im Opel-Altwerk. Die drei Künstler geraten richtig ins Schwärmen. „Es könnte eine Kunstszene wie in Kreuzberg oder Leipzig entstehen“, führt Knöss aus. Dabei könne man mit ihnen rechnen: „Wir haben Bock auf ein Rüsselsheim, das lebt.“

Konzept des freiraums

Bürgermeister Dennis Grieser freut sich über die positiven Rückmeldungen: „Das Konzept des ‚freiraums f³‘ geht wie beabsichtigt auf. Es bietet Raum und Forum für Kulturschaffende und gibt gleichzeitig interessante Impulse für die Stadtentwicklung. Wenn dadurch das kulturelle Netzwerk gestärkt und vergrößert wird, ist dies umso besser.“ Er werde die Künstler noch einmal besuchen, um sich ein eigenes Bild zu machen, was in der Zeit geschehen ist. Neben der weiteren Bespielung des „freiraums“ liefen auch Überlegungen für eine Artist in Residence-Initiative.

Wer Interesse hat, den „freiraum f³“ für kulturelle Bespielungen zu nutzen, kann sich an die Kultursteuerung unter Telefon 06142 83-2027 oder E-Mail an kultursteuerung@ruesselsheim.de wenden.

Finissage Ende Januar

Für die derzeitige Bespielung plant der „club d’art percevant“ Ende Januar eine Finissage mit Auktion. Das Künstlertrio wird den genauen Termin noch bekannt geben.

Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main
Fachbereich Zentrales