LAUBENHEIM – Grenzen beschäftigen seit jeher die Menschheit und haben jede Menge Sprengstoff. Landesgrenzen, gesellschaftliche Abgrenzung, politische und kulturelle Grenzen: Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Wie sich Grenzen überwinden lassen, diesem Thema hat sich das Kammermusikensemble Laubenheim „KAMEL“ in seinem Programm „Grenzenlos – Die freiheitliche Kraft der Musik des 20. Jahrhunderts“ gewidmet. Dem Konzert im Laubenheimer Pfarrzentrum folgte ein weiterer Auftritt des Ensembles einen Tag später in der Wiesbadener Kreuzkirche.
Ganz in Schwarz schritten die 19 Musikerinnen und Musiker des Ensembles unter dem Beifall der rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauer im gut gefüllten Laubenheimer Pfarrzentrum auf die Bühne. Unter den Gästen war auch Ex-Ortsvorsteher Gerhard Strotkötter. Moderator und Musiker Johannes Christ begrüßte die Gäste und führte durch das Programm. Dabei gab es viel Wissenswertes zu den aufgeführten Stücken zu erfahren. „Wir haben heute viele eher unbekannte Komponisten im Programm, mit Ausnahme von Dmitri Schostakowitsch“, sagte Johannes Christ zu Beginn. Der Konzertabend startete mit den „5 Griechischen Tänzen“ für Streicher“ von Nikos Skalkottas (1904-1949), von denen das Ensemble „nur“ drei spielte. Dabei zeigten die Musikerinnen und Musiker des Ensembles, wie gut sie musikalisch aufeinander abgestimmt sind. Die Grenzen der folkloristischen griechischen Einflüsse, der Neoromantik und der Neuen Musik werden aufgeweicht und hinter sich gelassen, erläuterte Christ. Große mentale Probleme und chronischer Geldmangel wiesen dem hochbegabten griechischen Komponisten seine Grenzen auf, so Christ weiter. „Geldmangel ist für Musiker ja ganz untypisch“, witzelte er und hatte die Lacher auf seiner Seite.
Es folgte die Kammersinfonie op.110a für Streichorchester von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975). „Es ist kein einfaches, sondern ein sehr intensives, schwieriges Stück“, erklärte Christ und forderte vor der 20-minütigen Aufführung volle Aufmerksamkeit vom Publikum ein. Auch diesem Komponisten seien seine Grenzen aufgezeigt worden: Mal sei er in Russland als linientreu gefeiert worden, dann seien seine Werke verboten gewesen. Dominierend in diesem Werk sei das Motiv „DSCH“, das der Komponist in Anspielung auf seinen Namen sage und schreibe 212 Mal verarbeitet hat. Im zweiten Teil des Konzertes ging es mit Werken der eher unbekannten Komponisten Jakov Gotovac (1895-1982) und Marijan Lipovsek (1910-1995) weiter. Das Publikum spendete viel Beifall für den außergewöhnlichen Konzertabend.
Das Laubenheimer Kammermusikensemble KAMEL hat im Herbst Auftritte in Wolfsburg, Hamburg, Fehmarn, Lübeck, Wiesbaden, Bensheim, Darmstadt und Bad Schwalbach. Am Sonntag, 24. November, folgt um 17 Uhr unter dem Titel „Illuminare“ ein Konzert in der katholischen Kirche in Mainz-Laubenheim.
Oliver Gehrig