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„Illuminare – ein Licht für Frieden in dunklen Zeiten“ Konzert >>>KAMEL gastierte mit dem Projektchor der Cäcilia 1936 in der katholischen Kirche

Der Chor und die Musiker freuten sich auf den Beginn des Konzerts. Foto: Sabine Longerich

LAUBENHEIM – „Illuminare – erhellen, erleuchten!“: So wortgewaltig betitelten das Kammermusikensemble Laubenheim (KAMEL) und der Projektchor der „Cäcilia 1936 Laubenheim“ ihr zweites gemeinsames Chorprojekt, das sie zwei Mal zur Aufführung brachten. Und sie hielten Wort: Mit wunderbarem Chorgesang und meisterhafter Instrumentalkunst verzauberten Sänger und Musiker ihr Publikum von Anfang an. Mit ihrem Können und ihrer Virtuosität brachten sie unter musikalischer Leitung von Tobias Keil Licht in die Herzen der Zuhörer – eine wichtige und notwendige Botschaft in diesen dunklen Zeiten.

Cellist Johannes Christ führte als Moderator durch den Abend. Foto: Sabine Longerich

Nach dem ersten Auftritt in der Kirche St. Peter in Mainz folgte zwei Tage später das „Heimspiel“ in der katholischen Kirche Mariä Heimsuchung in Mainz-Laubenheim. Pfarrer Christian Nagel merkte in seiner Begrüßungsrede an, dass er sich über seine voll besetzte Kirche und die vielen erwartungsvollen Gesichter freue. Bevor er mit dem Appell „Auf geht’s!“ das Wort an Moderator Johannes Christ übergab, führte Nagel aus, dass das Christ-Königs-Fest Anlass für das Kirchenkonzert sei. KAMEL-Ensemblemitglied Johannes Christ, Cellist und verantwortlich unter anderem für die Orchestersätze der aufgeführten Werke, führte gekonnt mit vielen Hintergrundinformationen durch das Programm. Eindrücklich beschrieb Christ die Intention und die zentralen Inhalte, die hinter dem Chorprojekt stecken: einen großen musikalischen Bogen zu schlagen sowie eine positive und erhellende Friedensthematik in der manchmal so tristen Stimmung zu erzeugen.

Die Musiker von KAMEL zeigten zu Beginn in den rein orchestralen Beiträgen ein großes Repertoire an Musikstilen. Das älteste Stück des Konzerts, die „Canzonetta“ des romantischen Komponisten Jean Sibelius (1865-1957), setzte den klassischen Akzent. Das folgende „Dirait-on“ aus dem Zyklus „Les Chansons des Roses“ von Morten Lauridsen, einem der bekanntesten zeitgenössischen Komponisten für Chormusik, ist dagegen erst 1993 erschienen. Es basiert textlich auf einem Gedicht von Rainer-Maria Rilke. Dessen fröhliche Leichtigkeit und das verspielte Element versuchte Lauridsen in der Musik einzufangen. Und die jungen Musikerinnen und Musiker von KAMEL zeigten ihr herausragendes Können: Sie erzeugten mit ihrem Spiel eine das Publikum berührende und nostalgische Atmosphäre. Sie brachten die emotionale Tiefe und die gleichzeitige Leichtigkeit des Stücks mühelos zu Gehör. Lang anhaltender Applaus war ihnen gewiss.

Einsatz für die Schlagwerker der Jugendmusikschule. Foto: Sabine Longerich

Mit seinem Auftaktstück „The Arrival of the Birds“ aus dem Soundtrack zum Film „The Crimson Wing: Mysterie of the Flamingos” schlug das Streicherensemble den Bogen zur Filmmusik, von der sich Anteile auch im Hauptstück des Abends „Illiuminare“ wiederfanden. Das Hauptwerk der zeitgenössischen amerikanischen Komponistin Elaine Hagenberg vereint klassische Chormusik mit moderner Tonsprache, klarer Melodieführung, Minimal Music, Filmmusik sowie einer spirituellen Botschaft. Textlich schöpft Hagenberg aus christlichen und biblischen Quellen; sie formt eine hoffnungsvolle Erzählung über den Frieden als Geschenk und Aufgabe.

Tobias Keil, Chor und Musiker bedankten sich beim Publikum. Foto: Sabine Longerich

Wie Moderator Christ ausführte, bedeutet der Titel „Illuminare” auf Deutsch „Erhellen“ oder „Erleuchten“. Er nimmt Bezug auf die christliche Symbolik des Lichts. Die zentrale Botschaft des Werks sei aber interkonfessionell: Frieden wird als ein universales, überreligiöses Thema behandelt. Der Friede als Geschenk sei ein Weg, der aktiv beschritten werden müsse. Für die anschließende Darbietung des fünfsätzigen Werks „Illuminare“ hatte man sich mit Pianist Maurice Baumann sowie den jungen Schlagwerkern Anton Endres und Mikko Poklitar Verstärkung aus der Laubenheimer Musikschule an Bord geholt. Und die folgende Symbiose aus Chor- und Instrumentalklängen schuf einen Raum, der die Zuhörer sichtlich ergriff.

Freude und Erleichterung nach dem erfolgreichen Auftritt. Foto: Sabine Longerich

Im ersten Satz von „Illuminare“, gewidmet dem Heiligen Ambrosius von Mailand, entfalteten Chor und Ensemble gemeinsam eine musikalische Landschaft voller Licht und Klarheit, der Bogen aus Licht wurde zart musikalisch gespannt. Der zweite Satz, der Nächstenliebe und Hildegard von Bingen gewidmet, bot dagegen eine dramatische Steigerung: Die Stimmen des Chors und die dynamische musikalische Begleitung wirkten wie ein Dialog zwischen menschlichem Streben und göttlichen Licht.  Im dritten Satz – Nox, die Nacht – gelang es den Künstlern trotz dynamischen Einsatzes der Schlagwerke, die Zeit fast stillstehen zu lassen. Die Atemlosigkeit im Publikum war fast spürbar. Im vierten Satz, gewidmet Papst Gregor I., wurde der musikalische Bogen langsam wieder zurück zum Licht geführt. Man spürte förmlich die Hingabe von Sängern und Musikern, die hier ihr Herz und ihre Seele einbrachten. Der finale fünfte Satz war schließlich ein strahlendes Finale, das die Botschaft von „Illiuminare“ aufleuchten ließ: ein ergreifendes Lob der Hoffnung, des Friedens und des Lichts.

Mit dem klassischen Friedensgebet „Da pacem, Domine – Verleih uns Frieden“, vertont für gemischten Chor von Felix Mendelsson Bartholdy, endete ein wunderbarer musikalischer Abend für ein sichtlich ergriffenes Publikum.

 

Sabine Longerich