Start Mainz-Hechtsheim Ist der Fluglärm in Hechtsheim noch ein Thema?

Ist der Fluglärm in Hechtsheim noch ein Thema?

Die Kandidaten der Ortsvorsteherwahl stellten sich im Bürgerhaus vor. Foto: kga

HECHTSHEIM – Für Christdemokratin Ulrike Cohnen gibt es nur eine Lösung: „Nerven, nerven, nerven“. Nur so könne man auf Dauer bei der Verwaltung oder bei Behörden etwas erreichen.  In den vergangenen Jahren sei ihr in Hechtsheim „viel zu wenig passiert“, sagte Cohnen, die seit 2005 im Stadtteil lebt und sich zur Wahl der Ortsbürgermeisterin aufgestellt hat. Auf Einladung des „Arbeitskreises (AK) Fluglärm“ war sie mit ihren fünf Mitkandidaten Ylva Dayan (SPD), Jan-Hendrik Driessen (FDP), Heike Leidinger-Stenner (FW), Jürgen Linde (Grüne) und Kai Schütz (unabhängig) ins Bürgerhaus gekommen, um dem zahlreich erschienenen Publikum Rede und Antwort zu stehen.

Der Sprecher des AK Fluglärm, Joachim Alt, konfrontierte die Kandidaten mit der Frage: „Ist Flugverkehr in Hechtsheim noch ein Thema?“ Und das konnten alle bestätigen. Auffällig sei, wie deutlich der Lärm nach dem Corona-Lockdown wieder zugenommen habe, so Dayan, und auch der Grünen-Kandidat, Ortsbeiratsmitglied Jürgen Linde, beklagte, man könne draußen nicht einmal telefonieren.  Heike Leidinger-Stenner sowie Ulrike Cohnen betonten, wie wichtig der Arbeitskreis Fluglärm sei. Man müsse sich zusammentun, vernetzen, miteinander kämpfen, um etwa die Einhaltung der Nachtruhe zu erreichen. Ausnahmeflüge mitten in der Nacht sollten mehr kontrolliert werden, meinte der auf der besonders vom Fluglärm geplagten Frankenhöhe lebende Freidemokrat Driessen und Linde führte aus, Frankfurt sollte seine Kontingente auch auf andere Flughäfen der Region verteilen. Aufklärung sei wichtig, an Infoständen könnten wir mit den Menschen reden, auch das eigene Verhalten zu überdenken. Neben Urlaubsflugverkehr sei auch der Frachtverkehr seit Corona deutlich angewachsen. Hier müsse es ein Umdenken geben. „Wir brauchen eine strikte Nachtruhe, und zwar von 22 Uhr bis 6 Uhr“, waren sich alle einig. „Fluglärm und damit einhergehende Schlaflosigkeit machen krank, ebenso der Feinstaub“, so Sozialdemokratin Dayan.  Und auch Ultrafeinstaub sei ein Thema, hierzu werde der TV Hechtsheim demnächst eine Messanlage aufstellen, informierte Cohnen.

Der unabhängige Kai Schütz, der erklärt hatte, er wolle sich als Ortsvorsteher für alles einsetzen, was für Hechtsheim gut sei, forderte mehr Messstationen im Stadtteil. Man müsse alles genau analysieren und Fraport damit konfrontieren, sagte er und erntete Lacher. Genau das macht der AK Fluglärm seit Jahren. Freidemokrat Driessen warnte, ohne Flughafen als großer Arbeitgeber ginge es der gesamten Region schlecht. Man müsse realistisch bleiben, allerdings sei es möglich, Flugverkehr zu reduzieren, indem der Flughafen zum Beispiel die Standgebühren erhöhe.

Zum Thema Verkehrsberuhigung und Aufwertung des Ortskerns erklärte Driessen, er wünsche sich eine Tiefgarage unter dem bald freiwerdenden Gelände der Freiwilligen Feuerwehr. Dann könnten von dort Besucher durch die Fußgängerzone Alte Mainzer Straße flanieren, so seine Vision. An der alten Forderung nach einer Einbahnstraßenregelung hielt Stenner-Leidinger fest. Zuletzt ging der Austausch der Bürger mit den Kandidaten über in eine Diskussion über die Nutzungskosten des Bürgerhauses, dem Fehlen von Parkplätzen dort, über weitere Ansiedlungen im Ort und viel zu enge Straßen.  Der Sprecher des AK Fluglärm gab letztlich den Kandidaten mit auf den Weg: Sie sind gefordert, kreativ zu werden. Die Bürger gehen dann mit. Aber es kann nicht heißen, der Bürger muss aktiv werden und wir helfen dann. Die Stadt steht schon lange nicht mehr hinter uns.“

 

Autor: kga