Start Hessen Kampf gegen Blutkrebs über Kontinente hinweg Mit einer Stammzellenspende nach Indien hilft...

Kampf gegen Blutkrebs über Kontinente hinweg Mit einer Stammzellenspende nach Indien hilft Melanie Kraftner von den Stadtwerken Rüsselsheim

Melanie Kraftner - Foto: Stadtwerke/Dziemballa

RÜSSELSHEIM – Melanie Kraftner hat kürzlich Post von der DKMS bekommen. Die DKMS ist eine gemeinnützige Organisation, die eine weltweite Stammzellspender-Datenbank betreibt – mit dem Ziel, Blutkrebspatienten mit einer Stammzelltransplantation eine Heilung zu ermöglichen. Melanie Kraftner, seit einem halben Jahr bei den Stadtwerken Rüsselsheim als Referentin für E-Mobilität beschäftigt, wurde als mögliche Stammzellspenderin ausgewählt – für eine Person aus Indien.

Die 27 Jahre alte Rheinhessin wurde gefragt, ob sie denn noch Stammzellspenderin sein wolle. „Natürlich habe ich ja gesagt“, sagt sie. Denn deshalb ließ sie sich vor etwa fünf Jahren mittels eines Abstrichs der Wangenschleimhaut typisieren, um so in die Datenbank der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) aufgenommen zu werden. Bei dieser Aktion ihres damaligen Ausbildungsbetriebs setzte sich Melanie Kraftner erstmals mit dem Thema auseinander.

Als Spender kommen Menschen in Frage, deren Typisierungsprofil nach bestimmten Gewebemerkmalen mit denen einer Patientin oder eines Patienten übereinstimmen. Wie also bei Melanie Kraftner. Als die DKMS sie davon benachrichtigte, „war ich erstmal überrumpelt“, sagt sie über diesen emotionalen Augenblick. Sie hätte jetzt immer noch „nein“ sagen können. Aber schnell sei in ihr ein Gefühl der Entschlossenheit gewachsen, bestärkt durch Gespräche mit der Familie und mit Freunden. „Wenn ich Blutkrebs hätte, wäre ich ja auch auf die Hilfe eines genetischen Zwillings angewiesen.“

Bei einem Informationsgespräch in der Entnahmeklinik wurden ihr detailliert die beiden Möglichkeiten der Stammzellenspende erklärt: Die bei ihr angewandte periphere Stammzellentnahme, bei der die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gewonnen werden, und alternativ die Knochenmarkspende. Kraftners Gesundheitszustand wurde mit Fragen, später auch mit klinischen Tests abgeklärt. Vor der Spende musste sie fünf Tage lang ein Medikament mit dem hormonähnlichen, körpereigenen Stoff G-CSF einnehmen. Es sorgt für eine vermehrte Produktion von Stammzellen, die dann ins Blut ausgeschwemmt werden.

Und dann ging es los mit der Spende. Dazu musste Melanie Kraftner mehrere Stunden in der Klinik bleiben. „Ich habe jetzt meine Angst vor Nadeln überwunden“, sagt sie lachend und erzählt von ihrem Schock, als ihr eröffnet wurde, bei der Stammzellenspende für fünf Stunden an der Nadel zu sein: Man bekommt in der Klinik einen Zugang in beide Armvenen gelegt. „Das ist nicht so schlimm, wie man sich das vorstellt“, sagt Kraftner. „Man merkt es kaum, wenn das Blut entnommen und wieder in den Körper reingepumpt wird. Ich lag da sehr entspannt im Bett und habe gewartet.“

Bis dahin wusste Melanie Kraftner nicht, für wen genau sie das alles auf sich nimmt. Erst nach der Entnahme der Stammzellen bekam sie einige Informationen über die Empfängerperson. „Ich fiebere jetzt sehr mit der Person mit und hoffe, dass alles gut ausgeht.“

In einem Vierteljahr darf sie bei der DKMS nachfragen, wie es ihm oder ihr geht, und darf der Person anonym einen Brief schreiben. Weil sie aber zwei Jahre lang als Spenderin sozusagen reserviert ist, falls dieser Mensch nochmals ihre Hilfe benötigt, ist ein persönliches Kennenlernen erst nach dieser Zeit möglich. „Das“, sagt Melanie Kraftner, „werde ich dann sicherlich versuchen“.

Jürgen Gelis
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH