
RÜSSELSHEIM – Ein junger Mann, Ende 20, kann aufgrund seiner Beeinträchtigung nicht arbeiten. Seinen Anspruch auf Grundsicherung gewährt zu bekommen, daran arbeitet die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) seit 14 Monaten. „Wir sind jetzt kurz vor Schluss“, sagte Sozialarbeiter Alexander Riecher von der EUTB-Fachstelle in der Rüsselsheimer Moselstraße 33. Anlässlich eines Besuchs von Maik Landwehr, Geschäftsführer der Stadtwerke Rüsselsheim, berichtete Riecher von der oft mühsamen Arbeit der Beratungsstelle. Gemeinsam mit seinem Kollegen Tony Schröder, Verwaltungswirt, berät er dort seit 2018 Menschen mit Behinderung oder Beeinträchtigung.
Landwehr und seine Kollegin Nina Kuhlmann (Kommunikation und Marketing) informierten sich vor Ort über die Arbeit der EUTB, die die Stadtwerke im Rahmen einer Sponsoringvereinbarung unterstützen. „Wir sind froh, dass wir einer gesellschaftlich so wichtigen Einrichtung auf diese Weise helfen können“, betonte Landwehr.
Bundesweit gibt es rund 500 EUTB-Fachstellen, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Michael Schmidt, Vorstand der Stiftung Seelische Gesundheit (SSG), die Trägerin der Beratungsstelle ist, hob die Niedrigschwelligkeit des Angebots hervor: „Nach dem Motto ‚Eine Beratungsstelle für alles‘ nehmen wir uns jedes Problems an.“
Dies geschieht auch im Südkreis, wo die EUTB auf Anfrage Beratung im Riedstädter Rathaus anbietet. Für Menschen, die nicht in der Lage sind, die Fachstellen aufzusuchen, bieten Riecher und Schröder auch Hausbesuche an. Hilfesuchende werden gebeten, nach vorheriger Terminvereinbarung zur Fachstelle zu kommen (Telefon: 06142 4079241, E-Mail: info@eutb-kreisgg.de).
Am Beispiel des jungen Hilfesuchenden schilderte Riecher, welchen bürokratischen Hindernislauf die Teilhabeberatung zuweilen bewältigt. Ein Antrag hier, ein Widerspruch dort, dazu ein Besuch der Rentenversicherung zwecks Überprüfung der etwaigen Erwerbsfähigkeit. Auch Ärzte waren aufzusuchen, Briefe zu beantworten, hin und her ging die Korrespondenz: „Sowas zieht sich dann“, so Riecher.
Die EUTB versteht sich als Anlaufstelle für Menschen jeden Alters, die eine Behinderung oder Beeinträchtigung haben. Sie unterstützt Menschen aus dem gesamten Kreis Groß-Gerau bei sozialrechtlichen, -pädagogischen und -medizinischen Fragen. „Da geht es oft um finanzielle Sicherung, wenn man nicht mehr arbeiten kann“, erklärte Riecher: „Wir helfen, Anträge zu stellen und Hilfsangebote zu finden.“
Es kommen Menschen, die entweder selbst chronisch krank geworden sind, eine Behinderung erlitten haben oder Angehörige mit solchen gesundheitlichen Problemen haben – und die mit dem Sozialsystem überfordert sind. Da kommen zuweilen mehrere Themen auf einmal zusammen, bei denen man sich mit Behörden auseinandersetzen muss. „Wir haben hier Fälle“, sagte Riecher, „bei denen geht es um die Rente, bei Problemen mit der Krankenkasse, vielleicht auch um gerade bezogene Leistungen vom Jobcenter oder um Probleme mit dem Arbeitgeber. Und dazu muss eventuell auch noch ein Hilfs- oder Therapieangebot gefunden werden.“
Nicht alle Fälle, mit denen Riecher und Schröder zu tun haben, sind derart langwierig wie jener des eingangs beschriebenen jungen Mannes. Etwa 700 Beratungsgespräche pro Jahr führen die beiden EUTB-Mitarbeiter im Kreis Groß-Gerau. Je nach Komplexität ist das Problem oft nicht in einem Gespräch gelöst: „Wir hatten Leute, die waren bestimmt schon 20 Mal hier“, sagte Riecher.
All diese Arbeitsfülle könnte das EUTB allein nicht leisten. Die Teilhabeberatung arbeitet auch mit anderen Fachstellen zusammen, die auf bestimmte Problemfelder spezialisiert sind. Riecher nannte den Pflegestützpunkt, den Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises Groß-Gerau und den Sozialverband VDK.
Katrin DRott
Stadtwerke Rüsselsheim GmbH






















