Mombach – Wasser ist Leben. Nicht nur in deutschen Städten und Gemeinden wäre der Satz ohne den Einsatz moderner Abwasserreinigung gefährlich falsch. Aktuell macht der Wirtschaftsbetrieb Mainz darauf aufmerksam, wie anspruchsvoll und schwierig der Prozess der Wasserreinigung mittlerweile geworden sei. Die Gesamtproblematik und potenzielle Lösungsansätze präsentierte das Unternehmen nun gemeinsam mit der Mainzer Umweltdezernentin, Katrin Eder (Grüne), in der Mombacher Firmenzentrale. Eines der Problemverursacher sei die Tatsache, „dass die Toilette zunehmend zu einem Mülleimer mutiert“, sagte Eder. Nicht allein Pflegestäbchen oder Feuchttücher, sondern auch Medikamentenreste, Hormone oder Mikroplastik landen mittlerweile im Abwasser und kehren nach der Reinigung zurück in den Wasserkreislauf. „Sie sind mit der aktuellen Technik kaum zu entfernen und bedrohen so Umwelt und Gesundheit.“
Um die Zukunft der Wasserreinigung nicht zu verschlafen, nutzt der Mainzer Wasserbetrieb aktuell zweier Untersuchungen. Einerseits wird ermittelt, welche Stoffe denn überhaupt am Klärwerk in der Mombacher Industriestraße ankommen. Anderseits hat das Unternehmen selbst eine Studie in Auftrag gegeben. Auf der Basis der Ergebnisse aus der ersten Untersuchung soll ein Team der Technischen Universität Kaiserslautern klären, ob und in welchem Umfang der Mainzer Wirtschaftsbetrieb darauf reagieren sollte.
Eder konkret: „Die Studie soll darlegen, ob die so genannte vierte Reinigungsstufe, die sehr viel Energie verbraucht, wirtschaftlich sei und zu welchen Bedingungen sie einen Sinn machen würde“. Denn nur aufwendig, also kostspielig, aufgebesserte Kläranlagen sind in der Lage, die Mikroschadstoffe zuverlässig aus dem Abwasser herausfiltern. Wie Heidrun Steinmetz, die Professorin, die die Uni-Studie leitet, bei der Präsentation ausführte, gebe es derzeit zwei Techniken, die beide sowohl Vorteile bieten und zugleich Nachteile haben.
„Wir erhoffen uns von der Studie einen Hinweis darauf, ob und wie eine Kombination der beiden Verfahren möglich wäre“, erklärt Jeanette Wetterling, vom Firmenvorstand, den weiteren Aspekt, den die Wissenschaftler aus Kaiserslautern prüfen sollen. Die Ergebnisse der 85.000 Euro teuren Untersuchung könnten im Spätsommer oder Herbst vorliegen. Wie Wetterling sinngemäß unterstrich, wolle der Wirtschaftsbetrieb jede Entscheidung, die auf die Studie folgen sollte, im Sinne der Gebührenzahler treffen.
Daher werde ihr Team, so Steinmetz, „zusätzlich noch analysieren, wie der Energieverbrauch einer solchen Anlage so gering, so effizient und so günstig, wie möglich gestaltet werden könnte“. Zumal nicht nur der Bau der vierten Reinigungsstufe, sondern auch deren Betrieb bezahlt werden müsse. „Konkret geht es dabei unter anderem um Speicherpotentiale, Bezugsquellen und den idealen Energiemix.“
Noch schreibt der Gesetzgeber keine Pflicht zur Wasserreinigung der vierten Reinigungsstufe vor, so Steinmetz. „Wir rechnen aber damit, dass in den nächsten Jahren eine Regelung dazu kommt“, betonten Eder und Wetterling. Für diesen Fall will der Mainzer Wirtschaftsbetrieb gewappnet sein.