Start AKK TONart Sommer-Konzert – Colors of Sound Ein etwas anderes Wunschkonzert

TONart Sommer-Konzert – Colors of Sound Ein etwas anderes Wunschkonzert

Foto: TONart Kostheim

KOSTHEIM – Das Sommer-Konzert des Chores TONart aus Kostheim am vergangenen Sonntag bot seinen Zuhörern ein abwechslungsreiches Programm. Gesungen wurden poppige Liebeslieder wie „Kiss me“ und „Junimond“, Filmmusiken wie „Shallow“ und „Skyfall“, Aufmunterndes wie „Don‘t you worry about a thing“ und „I‘ll be there“ und die Chor-Klassiker „Angels“ und „Fix You“. Die hohen Temperaturen verlangten Chor und Auditorium einiges ab. Es wurde geschwitzt, gefächert und getrunken. Trotz der Hitze war der Kirchsaal der Friedenskirche gut gefüllt. Es wurde leidenschaftlich gesungen und
geklatscht (mit expliziter Publikums-Beteiligung bei „We are the champions“ und der Zugabe „Thank you fort he music“).
Der Konzert-Titel „Colors of Sound“ – Englisch für Klangfarben – ist eine Fusion aus den Songtiteln Sound of Silence (von Simon & Garfunkel) und True Colors (von Cindy Lauper). Es sind die beiden Stücke, die inhaltlich die Inspiration für den roten Faden des Konzerts gaben. Denn eingebettet wurden die musikalischen Darbietungen in eine kreative und unterhaltsame Moderation, die dem Publikum viele Impulse über die gehörten Stücke hinaus mit nach Hause gab: Vom Deeptalk mit fremden Sitznachbarn über Rezepte bei Liebeskummer bis hin zu selbstgenähten Kichererbsen-Säckchen für einen achtsameren Alltag. Alles gab‘s am Ende des Konzerts auch gratis zum Mitnehmen am „Merchandise-Tisch“ des Chores.

Foto: TONart Kostheim

 

Mehr als Chorgesang
Wer beim Untertitel des Konzerts „Das etwas andere Wunschkonzert“ gehofft hatte, man könne sich spontan seine Lieblingslieder vom Chor wünschen, ging leer aus. Kein Grund zur Enttäuschung! Denn ums Wünschen ging es doch in vielfältiger Weise: Wie die dargebotenen Lieder sinnbildlich für die Sehnsucht nach magischen Momenten, Geborgenheit, Liebe, tiefer Verbundenheit und Emotion, für die Hoffnung auf, Schutz, Trost und Heilung und für den Wunsch nach Sorglosigkeit, Zuversicht, Freude und einem Neuanfang stehen, machten die Moderatorinnen Karoline Deißner und Tina Sauerwein, selbst Sängerinnen der TONart, erlebbar.

In einem Impuls-Glas wurden im Verlauf des Konzertes viele Utensilien gesammelt: Herz-
Taschentücher für Liebeskummer, Einhorn-Pflaster, die den Heilungsprozess beschleunigen sollten, Buntstifte und Textmarker für echte Vielfalt und Klangfarben, Partytröten für gute Laune, Affirmationskärtchen mit unterschiedlichen Denkanstößen für positive Veränderung im eigenen Leben und ein Säckchen mit Kichererbsen, samt Anleitung für ein Dankbarkeits-Ritual im Alltag. Für jedes schöne Erlebnis des Tages wechselt eine Kichererbse die Hosentasche. Am Abend kann man die glücklichen Momente dann noch einmal Revue passieren lassen.
Ein echtes Highlight war die Sprechpause der Moderatorinnen, die zur Sprech-Übung des Publikums wurde. Bereits vor Konzertbeginn wurden auf allen Stühlen bunte Zettel mit Gesprächsimpulsen verteilt. Diese dienten als Anregung für einen persönlichen Austausch mit unbekannten Menschen in der Sitzreihe vorne- bzw. hintendran. Auf fragende Gesichter im Publikum folgte zunächst chaotisches Durcheinander, bis alle ein Gegenüber gefunden hatten, darauf dann so angeregte Gespräche, dass Chorleiter und Moderatorinnen Mühe hatten, den Fokus des Publikums wieder auf den Chor zu lenken. Eine Gesprächsanregung kam exemplarisch ebenfalls ins Glas.
Alle gesammelten Impulse fanden die Zuhörer nach dem Konzert dann auf einem Tisch im Foyer und konnten diese als Andenken mit nach Hause nehmen. Die außergewöhnlichen Ideen der Konzertgestaltung sorgten für weiteren Gesprächsstoff beim sich anschließenden Sekt- (und Wasser-)Umtrunk.
Die TONart steht für Vielfalt, nicht nur in Puncto Stimmfarben. Die Aussagen von Sound of Silence und True Colors wurden beeindruckend in die heutige Zeit transferiert. Stille in einer lauten Gesellschaft: Obwohl wir in einer Kommunikationsgesellschaft leben finden echter Austausch und faire Diskussionen auf Augenhöhe zu selten statt. Klicks und Likes für laute Parolen zählen oft mehr als neugieriges Interesse für andere. True Colors ermutigt Menschen, ihr Innerstes in wahrhaftigen Farben strahlen zu lassen, zu allen Facetten und Macken zu stehen. Das erfordert innere Stärke und Toleranz. Die Freiheit, so leben, lieben und glauben zu können, wie man möchte, ist ein hohes schützenswertes Gut. Der dezent platzierte Appell für mehr Wahrhaftigkeit, Vielfalt, Toleranz, Gemeinschaft und Demokratie ließ im Publikum spontan Beifall aufbranden.

Tina Sauerwein