BODENHEIM – Alle Jahre wieder bekommt der Bodenheimer Horst Kasper, 84, Besuch aus der Ferne: Nachfahren der Familie Dolles, Namensgeber des Rathauses der Verbandsgemeinde (VG) Bodenheim, zieht es regelmäßig in die Heimat ihrer Vorfahren. Auch dieses Jahr war es kurz vor Weihnachten wieder soweit: Aus Windhoek in Namibia waren Dieter Becker samt Lebensgefährtin Edna Mohrmann und Sohn Konrad Wilhelm – dieser lebt allerdings in Basel – angereist. Sie wurden herzlich im ehemaligen Wohnhaus ihrer Vorfahren und heutigen VG-Rathaus empfangen. Gastgeber waren VG-Büroleiter Stefan Kern, Ortsbürgermeister Jens Mutzke sowie, natürlich, Horst Kasper.
Kasper war von 1973 bis 1984 Ortsbürgermeister von Bodenheim gewesen. Von Beginn an bemühte sich der Hobbyhistoriker, der auch das Heimatmuseum in Bodenheim mitgegründet hatte, um gute Beziehungen zu den Dolles-Nachfahren, denen im Heimatmuseum ein ganzer Raum gewidmet ist. Kasper erzählt schmunzelnd, dass er im Laufe der vergangenen Jahre einige schwere Pakete der Dolles-Enkel mit zahlreichen Ausstellungsstücken, Urkunden, Zertifikaten, Tagebüchern und aufschlussreichen Zeitzeugnissen erhalten habe.
Sogar drei Flaschen Wein aus dem Jahr 1811 seien ihm überlassen und auch verkostet worden. Alles werde von ihm sorgsam gesichtet und katalogisiert, so dass das Museum – und er selbst – nahezu lückenlos über die Schicksale der Familienmitglieder Auskunft geben könne. Die Großmutter des diesjährigen Besuchers, Dieter Becker, Helena Elisabeth Dolles, hatte 1911 geheiratet und war nach Afrika ausgewandert, wo sie eine Familie gründete. Der letzte Nachfahre, der in Bodenheim geblieben war, ist 1967 verstorben.
Becker selbst, inzwischen 75, war vor 40 Jahren zuletzt in Bodenheim gewesen. Er staunte nicht schlecht, was aus dem damaligen Gebäude inzwischen geworden ist. Besonders erfreut war er über die wiederhergestellten historischen Räume mit restaurierten Stuckdecken und mit nach Originalbefund gefertigten Tapeten in den früheren Salons, heute unter anderem das Trauzimmer. Becker: „Mein Zwillingsbruder Gunther war letztes Jahr hier in Bodenheim.
Er war so begeistert von der Gastfreundschaft und von dem tollen Gebäude, dass ich unbedingt auch mal wieder in die Heimat meiner Großmutter wollte.“ Er bestätigte, dass die Freundschaft mit Hobby-Historiker Horst Kasper seit Jahrzehnten mit der ganzen, in der Ferne lebenden Familie, eng gepflegt werde. Alle kämen immer wieder gern nach Bodenheim, wo sie jedes Mal mit offenen Armen empfangen würden.
Das Adelsgut Breidenbacher Hof, später Dolleshof, wurde 1677 vom Freiherrn Anselm Franz von Breidbach zu Bürresheim erworben. 1774 wurde der linke Teil des heutigen Altbauflügels als Wohnhaus neu errichtet. Von 1839 bis 1968 befand sich das Gut im Eigentum der Winzer- und Weinhändlerfamilie Dolles.
Ab 1905 wurde es nach Plänen von Karl Winhart erweitert. Die Ortsgemeinde Bodenheim erwarb das Dollesgelände im Mai 1968. Der Rathausneubau erfolgte dann in den Jahren 1986 bis 1988. Heute bilden das Rathaus der VG und das Kulturzentrum der Ortsgemeinde sowie das Heimatmuseum sowie der Eingang zum Dollespark gemeinsam einen geschützten, vielseitig nutzbaren Innenhof.