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Branche wehrt sich gegen Gesetzesentwurf

MAINZ – Gegenwärtig schreckt ein Gesetzesentwurf die Branche der Fotografen auf. Das Bundesinnenministerium will, dass Pass- und Ausweisbilder nur noch im Amt erstellt werden. Begründet wird das mit der Stärkung der öffentlichen Sicherheit. 

Der Schutz vor Fälschungen sei bei aller Berechtigung nur eine Seite der Medaille, beklagt die Branche. Auch die Inhaber der Fotostudios in Ingelheim, Harald Kreuzer, und in Gonsenheim, Peter Marschall, befürchten nicht weniger als eine Bedrohung der beruflichen Existenz für viele Händler und Fotografen. „Wenn nicht für große Teile der Branche“, sagt Marschall zur Lokalen Zeitung. Eines vorweg: Noch können Bürger beim Fotografen Passbilder machen lassen.

Wenn ausschließlich die Ämter Fotos schießen können: „Wie wird das bei Menschen sein, die nicht zum Amt kommen können?“, fragt Kreuzer. Oder mit Kindern? Werde ein Mitarbeiter des Bürgerbüros die Zeit aufbringen können, damit das Passfoto gelingt? Die Erfahrung von Profis und die Umgebung eines Studios seien nicht zu ersetzen. Der Referentenentwurf sehe vor, so Marschall, dass die Aufnahme des Passbildes durch einen Mitarbeiter des Passamtes überwacht sein soll. Zudem gibt es einige technische Probleme, die die Erstellung der Bilder verlangsamen.

Marschall weist auf die Widerstände, die sich in den Bürgerbüros regen, beispielsweise in den Ämtern in Düsseldorf und Stuttgart, die öffentlich publiziert wurden. „Die Mitarbeiter der Passstellen beklagen, dass der geforderte personelle Mehraufwand nicht zu stemmen ist.“ 

Über die genauen Inhalte des Gesetzes, das 2022 in Kraft treten soll, wird derzeit beraten. „Noch kann sich einiges ändern“, sagt Kreuzer. Beispielsweise hoffen Fotografen auf den Einfluss des größten europäischen Fotoverbundes der Uniter Imaging Group (UIG). „Seit geraumer Zeit gibt es seitens der UIG einen Arbeitskreis zu diesem Thema“, so Marschall. „Aus diesem Kreis haben wir auf verschiedenen Ebenen Bedenken angemeldet und das Innenministerium und Bundestagsmitglieder angeschrieben.“ Erste Erfolge zeichnen sich ab. Wie Marschall unter Berufung auf das Büro der Bundestagsabgeordneten Ursula Groden-Kranich (CDU) der Lokalen Zeitung berichtet, sei der Bundesinnenminister von den Plänen, Passbilder nur noch in Behörden anfertigen zu lassen, abgerückt.

In welcher Form die Fotografen mit im Boot bleiben, ist derzeit noch offen. „Wir sind gerüstet“, so Marschall. Methoden für eine fälschungssichere Übertragung der Fotos an die Ämter werden beispielsweise in Österreich angewendet, sagt er

Kreuzer weist auf die Petition „Passbilder nur noch im Amt. Nein Danke“ hin, die im Internet unterzeichnet werden kann. Die gravierendsten Folgen des Gesetzesentwurfs wären Jobverluste bei Schließung zahlreicher Fotostudios und -fachgeschäfte. Die Kosten für die Anschaffung, Umstellung und Wartung der neuen Geräte in den Ämtern würde letztendlich der Steuerzahler tragen.