GONSENHEIM – Die Gonsenheimer Füsiliergarde (FG) hat vor einigen Jahren damit begonnen, die fast in Vergessenheit geratenen Mainzer Kneipensitzungen wieder aufleben zu lassen und – um es mit dem Schlachtruf der FG zu sagen – „De Kram klappt!“ Sowohl im Weinhaus Bluhm als auch im Gonsenheimer Bürgerhof waren die Sitzungen binnen kürzester Zeit ausverkauft.
Seit Beginn der Pandemie wurde die Veranstaltung im Bürgerhof aufgezeichnet, der Stream an fast alle Mainzer Seniorenheim gesendet und Gardemitglieder sorgten vor Ort mit fastnachtlicher Verpflegung für das Rahmenprogramm. Da die Aktion bei den Senioren auf sehr große Begeisterung stieß, beschlossen die Verantwortlichen, das fortzuführen und anschließend für jedermann freizuschalten, was ebenfalls einen riesigen Zuspruch auslöste.
Michael Geyer und Rainer Werum, die einen Großteil des musikalischen Programms bestritten, eröffneten den närrischen Reigen, bevor die beiden Moderatoren Dr. Oliver Kohl und Oliver Böhm die Gäste begrüßten. In seiner Rolle als Theaterbesucher brachte Michael Emrich meisterhaft gereimten Nonsens im Sekundentakt. Die plötzliche Stille nach dem Heben des Taktstocks begeisterte ihn so sehr, dass er den Dirigenten um eine Ausleihe bat. Nach dem Sprung eines Balletttänzers in der Nussknacker-Suite aus 1,50 Metern Höhe in den Spagat war dem Zuschauer klar, woher der Nussknacker seinen Namen hat.
Allerlei Kuriositäten von Kur und Kurschatten wusste Rudi Hube zu berichten. Der Altstadtwirt von der Kneipe „Zum wackelnden Dom“ alias Rudi Lucas bedient sogar Wiesbadener, allerdings am liebsten an seinem Ruhetag. Frank Brunswig schlüpfte in die Rolle eines Streikwilligen, bewappnete sich mit Warnweste und Helm und erfuhr von Verdi von einer Kundgebung der GdL in Bottrop. Er ging sofort zum Bahnhof, um die Reise nach Bottrop mit dem Zug anzutreten ….
Die Füsiliergarde hat Kontakte zu Monika Hadert-Heß vom Wiesbadener Verein Sprudel, der ebenfalls gute Erfahrungen mit Seniorensitzungen hat. Hadert-Heß kam in Begleitung von Monika Rasch, die über Impressionen ihrer Paris-Reise berichtete. Weiterer Gast war ein Garde-Duo, das sich der Herausforderung spektakulärer Choreografie auf engstem Raum im vollbesetzten Bürgerhof stellte. Das Kinderballett der Füsiliergarde präsentierte gekonnt einen mit seinen Trainerinnen Nadine Torricelli und Gina Schick einstudierten Gardetanz. „Fraa Strunzer“ alias Werner Ott strunzte in Form eines Couplets und wurde von Christopher Hinz am Klavier begleitet. Andreas Marquart begeisterte als Funkenmariechen. Seine „Feuerwehr in de Winzerhall“ packte Peter Beckhaus nicht erst als Zugabe aus, wie es das närrische Auditorium seit Jahren kennt, sondern sang das Lied gleich zu Beginn seines Auftritts. In seinem anschließenden neuen Song „Die Granat“ offenbart er (frei nach Donald Trump), wie er seinen Enkeln die „alternative Wahrheit“ über seine Jugendsünden zu erzählen plant. Murielle Stadelmanns Hommage an ihr „kleines Weinhaus“ sowie „Adieu mein kleiner Gardeoffizier“ sind längst zum festen Bestandteil der FG-Sitzungen geworden.
Vereinspräsident Dr. Oliver Kohl bedankte sich bei Salvatore Rugiero als Vertreter der Schott AG für die großzügige Spende von 7333 Euro, ohne die die aufwendige Aktion mit den Seniorenheimen nicht möglich gewesen wäre.
Elke Fauck