BUDENHEIM – Die aktuelle Zwischenbilanz zum Lennebergwald zeigt Stabilisierung, aber die Herausforderungen bleiben: Auf der Gemeinderatssitzung in Budenheim stellte Forstrevierleiter Stefan Dorschel gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des Forstreviers den aktuellen Waldzustandsbericht für den Lennebergwald vor. Trotz teils positiver Entwicklungen bleibt die Situation weiterhin angespannt, besonders für die älteren Kiefern. „Seit den trockenen Jahren, die uns so stark zugesetzt haben, steckt das den Bäumen noch in den Knochen“, schilderte Dorschel eindrücklich.
Eines der sichtbarsten Probleme ist das fortschreitende Baumsterben, insbesondere bei den Kiefern, die über Jahrzehnte das Bild des Lennebergwaldes geprägt haben. Dorschel berichtete von einer besonders auffälligen Kiefer am Waldeingang Gonsenheim, die in diesem Jahr trotz der ergiebigen Regenfälle abgestorben sei. „Es war eine tolle, landschaftsprägende Kiefer“, so Dorschel. „Bäume, voll benadelt, wo man dachte, sie leben noch viele Jahre, sind gerade in diesem nassen Jahr abgestorben.“ Diese Beobachtung zeigt, wie tief die vergangenen Dürrejahre den Wald geschwächt haben. Trotz der positiven Witterung in 2024 haben viele Bäume die Belastungen nicht überstanden.
Die Verkehrs- und Straßensicherheit im Wald bleibt eine weitere große Herausforderung. In den kommenden Wochen müssen entlang der Landstraßen und der Autobahn mehrere abgestorbene Kiefern gefällt werden, um Unfälle zu vermeiden. „Diese Bäume werden bis Anfang Oktober entfernt“, erklärte Dorschel.
Während die alten Kiefern sterben, gibt es bei den jungen Bäumen deutliche Fortschritte. Dorschel sprach von einem „kräftigen Zuwachs“ bei den neu angepflanzten oder natürlich nachgewachsenen Bäumen. Besonders positiv sei, dass die jungen Triebe trotz der Konkurrenz durch Brombeeren gut durchkommen: „Die Brombeeren sind in diesem Jahr geradezu explodiert. Ich habe in den 35 Jahren, die ich hier arbeite, noch nie so ein Wachstum von Brombeeren gesehen.“ Die Brombeeren seien teilweise so stark gewachsen, dass sie die Wege überwuchern.
„Trotz dieser starken Begleitvegetation haben die Jungbäume es geschafft, sich durchzusetzen und machen Triebe von bis zu einem Meter“, ergänzte Dorschel. Besonders erfreulich sei auch die gute Entwicklung der Eichen, die in diesem Jahr wieder reichlich Früchte tragen. „Alle fünf bis zehn Jahre haben wir eine sogenannte Mast, und dieses Jahr ist es soweit“, so Dorschel.
Um den Wald langfristig zu stabilisieren und für die Zukunft zu sichern, setzt das Forstrevier Lenneberg auf umfangreiche Pflanzaktionen. Dorschel berichtete von laufenden Kooperationen mit Schulen und Kindergärten, bei denen Eicheln gesammelt und wieder ausgesät werden sollen. „Wir haben Kontakt mit Kindergärten und Schulklassen, um gemeinsam Eicheln zu sammeln und auf den Flächen auszusäen, die durch das Baumsterben verlichtet sind“, erklärte Dorschel. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Wald klimafest und naturnah zu bewirtschaften.
Auch der Sparkassenverband engagiert sich aktiv: Gemeinsam mit dem Forstrevier sollen im Herbst Bäume auf dem Spielplatz am Horn gepflanzt werden, wo bereits einige abgestorbene Bäume ersetzt werden müssen. „Diese Pflanzungen werden im Herbst wieder anlaufen, damit wir den Wald schrittweise wiederaufbauen können“, erläuterte Dorschel.
Neben den Bemühungen um die Natur wurde auch die Infrastruktur des Forstreviers in den vergangenen Monaten modernisiert. Das Grünhaus erhielt ein neues Dach mit einer Photovoltaikanlage, um den steigenden Strombedarf zu decken. „Wir haben einen enormen Stromverbrauch, besonders durch den Wildverkaufsautomaten und die Kühlung. Jetzt können wir unseren Strom selbst produzieren“, so Dorschel. Auch die Gasheizung wurde durch eine Scheitholzheizung ersetzt, die mit eigenem Holz betrieben wird. Diese nachhaltige Energienutzung spart Kosten und schont die Umwelt.
Ein weiteres Anliegen Dorschels war die Ausbildung neuer Forstwirte. Ab August 2025 stehen wieder zwei Ausbildungsplätze zur Verfügung. Dorschel warb gezielt um Bewerbungen, besonders von jungen Frauen, da man mit der Ausbildung zur Forstwirtin bereits gute Erfahrungen gemacht habe. „Wir suchen gezielt nach Menschen, die sich für den Wald und die Arbeit in der Natur begeistern“, sagte Dorschel und betonte die Bedeutung der Ausbildung für die Zukunft des Waldes.
Der Lennebergwald steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Während die Dürreschäden insbesondere bei den älteren Bäumen sichtbar sind, machen die jüngeren Bäume und Pflanzungen Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung des Waldes. „Es wird spannend, wie der Wald in zehn Jahren aussieht“, sagte Dorschel abschließend. „Der Klimawandel ist angekommen, und wir müssen alles tun, um den Wald zukunftsfähig zu machen.“