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Oppenheim denkt zurück – und nach vorn Wie die Stadt sich im Jubiläumsjahr neu erfindet

Die Wappen der damaligen Ratsfamilien sind heute in der Oppenheimer Rose im Fenster der Katharinenkirche zu sehen. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

OPPENHEIM – Als Kaiser Friedrich II. im Jahr 1225 Oppenheim die Stadtrechte verlieh, markierte das einen bedeutenden Moment in der Geschichte der Stadt am Rhein. 800 Jahre später nutzt Oppenheim dieses außergewöhnliche Jubiläum nicht nur zum Feiern – sondern auch, um gemeinsam zu reflektieren, was gut ist, was besser werden kann und wie sich das Leben in der Stadt weiterentwickeln lässt. Stadtbürgermeisterin Silke Rautenberg (AL) und der Erste Beigeordnete Stephan Arnold (WfO) geben Einblicke in ein Festjahr voller Ideen, Begegnungen und Impulse.

„Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, um zu fragen: Was macht uns als Stadtgesellschaft aus? Was wünschen wir uns für die Zukunft – und wie kommen wir dorthin?“, erläutert Rautenberg. Das Jubiläumsjahr soll dabei nicht nur Geschichte erzählen, sondern die ganze Stadtgesellschaft einbeziehen – mit Veranstaltungen, Ausstellungen und vielfältigen Beteiligungsformaten.

Und es hat bereits begonnen: Am 5. April wurde im historischen Gautor die Ausstellung „800 Farben und Formen“ mit einer stimmungsvollen Vernissage eröffnet. Einen Tag später lud der Oppenheimer Frühling zum Bummeln, Genießen und Begegnen ein. Beide Veranstaltungen waren sehr gut besucht, das Feedback der Gäste durchweg positiv – ein vielversprechender Auftakt, der Lust auf mehr macht.

Denn das Jubiläumsjahr hält noch viele weitere Höhepunkte bereit: Einen Poetry Slam, ein Theaterstück zur Stadtgeschichte, besondere Stadtführungen – speziell für Oppenheimerinnen und Oppenheimer, aber auch welche eigens konzipiert für E-Bike-Fahrer – sowie ein festliches White Dinner und sogar ein sportliches Allstar-Turnier stehen auf dem Programm und vieles mehr. Es ist ein Festjahr, das Vielfalt, Kreativität und Zusammenhalt sichtbar macht.

Mit der Erhebung zur freien Reichsstadt im Jahr 1225 erhielt Oppenheim zahlreiche Rechte und Freiheiten – darunter das Recht auf eine eigene Stadtmauer, eigenes Münzrecht, eigene Gerichtsbarkeit und einen Stadtrat. Die Wappen der damaligen Ratsfamilien sind heute noch in der berühmten Oppenheimer Rose im Fenster der Katharinenkirche zu sehen. Am 8. Mai erinnert dort eine gemeinsame Andacht mit den christlichen Kirchen an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Oppenheim vor 80 Jahren.

Doch der Blick richtet sich nicht nur zurück. „Ein zentrales Thema in diesem Jahr ist die Frage nach unserer Identität“, erklärt Rautenberg. „Wir wollen unser kulturelles Erbe bewusst machen und gleichzeitig überlegen: Wo stehen wir heute – und wohin wollen wir?“ Auch Arnold betont: „Oppenheim ist mehr als seine Geschichte: Wirtschaft, Ehrenamt, Sport, Kultur und Politik gehören genauso dazu. Das Jubiläum ist für uns der Startpunkt für viele Prozesse, die weit über dieses Jahr hinauswirken werden.“

Einige dieser Entwicklungen sind schon jetzt greifbar: So investiert die Stadt kräftig in ihre Infrastruktur. Die Kitas werden saniert und erweitert, die Emondshalle energetisch modernisiert, die Mainzer Straße im Bereich der Vorstadt grundlegend erneuert. Auf dem ehemaligen Gewerbegebiet Kette Saar soll ein neues urbanes Quartier entstehen. Am Tag der Städtebauförderung, am 10. Mai, wird es einen architektonischen Rundgang durch das aktuelle Fördergebiet, die Oppenheimer Vorstadt, geben. Startpunkt ist der neue Zolltorplatz.

Die Stadt will noch weitere neue Orte der Begegnung und des Miteinanders schaffen. Das Gautor soll verstärkt für Kulturveranstaltungen genutzt werden. Nicht nur Ausstellungen, auch kleine Konzerte und Lesungen wird es dort in Zukunft geben.

Das Gutleuthaus soll künftig nicht nur historisches Denkmal, sondern vor allem lebendiger Treffpunkt sein: „Die Umgebung wird in eine kleine, parkähnliche Oase verwandelt – mit Sitzgelegenheiten unter schattenspendenden Bäumen, offenen Flächen zum Verweilen und Raum für spontane Begegnungen. Ein Ort, an dem Jung und Alt zusammenkommen können – zum Plaudern, zum gemeinsamen Spielen, sei es eine Partie Schach oder eine Runde Karten. Vielleicht erklingt hier und da auch Musik, wenn jemand ein Instrument mitbringt und sich dazusetzt. Das Gutleuthaus wird so zu einem Ort, der zum Verweilen, Austauschen und Abschalten einlädt – ein grünes Herzstück mitten in der Stadt, das sowohl Rückzugsort als auch Bühne für Gemeinschaft sein kann.“ schwärmt Arnold.

Ein Höhepunkt des Festjahres wird das große Bürgerfest am 14. und 15. Juni. Am zweiten Augustwochenende zieht – wie in alten Zeiten – zum Weinfestauftakt ein Festumzug mit allen Oppenheimer Vereinen durch die Stadt. „Die Zusammenarbeit mit den Vereinen ist für uns eine große Bereicherung – und macht einfach Freude“, betonen die beiden Vertreter der Oppenheimer Stadtspitze.

Besonders lebendig wird die Stadtgeschichte ab dem Sommer: Dann starten neue Stadtführungen, bei denen Gästeführer in historischen Gewändern als Figuren aus vergangenen Zeiten auftreten. „Es ist eher ein Schauspiel als ein Vortrag“, erklärt Arnold. „Die Figuren sprechen in ihrer Rolle – über ihr Leben, ihre Zeit, ihre Stadt.“

Oppenheim feiert 800 Jahre Stadtrechte – mit Stolz auf das, was war, mit Freude an dem, was ist, und mit Lust auf das, was noch kommt. Als Weinstadt gehört zum Jubiläumsjahr natürlich auch ein guter Wein. Weinliebhaber dürfen sich daher auf eine besondere Jubiläumswein-Edition mit Oppenheimer Weinen freuen, die ab Sommer in der Touristinformation der Stadt erhältlich sein wird.

 

Gregor Starosczyk-Gerlach