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Ringen um den alten Friedhof

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WEISENAU – So wollten sie das nicht haben. Verärgert reagierte der Weisenauer Ortsbeirat auf den Bericht von Sebastian Trüb vom Wirtschaftsbetrieb Mainz (Friedhofsbetrieb) zum alten Friedhof in Weisenau. In der Stellungnahme zu einer Beschlussvorlage fasste das Gremium in seiner jüngsten Sitzung daher drei Entscheidungen. Man lege Wert auf die Erhaltung der Toiletten auf dem künftigen zur Parkanlage umgewidmeten alten Friedhof (einstimmig). Weiterhin wünschen die Ortsbeiratsmitglieder (bei drei Enthaltungen), dass die denkmalgeschützten Denkmäler an einem Ort im hinteren Bereich des Friedhofs kumuliert ausgestellt werden. Laut den jetzigen Plänen sollen die rund 70 Grabsteine über die gesamte Fläche des Areals an ihren jetzigen Stellen verteilt bleiben. Damit würde aber die künftige Gestaltung und Nutzung massiv eingeschränkt werden, so der Tenor im Ortsbeirat. Drittens fordern die Bürgervertreter ihre frühzeitige Einbeziehung bei der Planung der Anlage ein (einstimmig).

Wie Trüb erinnerte, habe der Stadtrat vor knapp vier Dekaden die Außerdienststellung der Begräbnisstätte festgelegt. Seit 2001 finden dort keine Bestattungen mehr statt. Das letzte bestehende Nutzungsrecht endet mit Ablauf des Jahres 2021.

Auf dem Friedhof befinden sich allerdings Kriegsgräberstätten, die ein ewiges Ruherecht genießen. Darüber hinaus grenzt an den Friedhof der jüdische Friedhof an, der im Eigentum der Jüdischen Gemeinde steht. Er soll laut den Plänen erhalten und räumlich durch einen Zaun abgetrennt werden. Das vorhandene Tor von der Lindenstraße zum jüdischen Friedhof wird erneuert und soll zur verkehrlichen Erschließung dienen. Die Räume der Trauerhalle soll der Geschichts- und Brauchtumsverein nutzen können. Die geschützte Denkmalzone mit dem Wegenetz, dem Baumbestand, der Friedhofskapelle sowie dem Ehrendenkmal für Gefallene, dem Kriegsgräberfeld, dem Hochkreuz in der Friedhofsmitte sowie dem ehemaligen Wegekreuz soll erhalten bleiben. Dieser Teil des Friedhofs soll ab 2023 in die Zuständigkeit der Gebäudewirtschaft Mainz übergehen.

So weit, so gut. Die Erregung im Ortsbeirat verursachten andere Auflagen der Denkmalschutzbehörde. Über die kurzfristige Info, dass die Grabdenkmäler an den Stellen verbleiben sollen, zeigte sich allen voran Ortsvorsteher Ralf Kehrein (SPD) „schockiert“. Das sei nie im Gespräch gewesen. „Wir hätten es gerne, dass sie im hinteren Bereich aufgestellt werden.“ Er befürchtet, dass sich die Nutzung der künftigen parkähnlichen Fläche durch die vorgeschlagene Anordnung drastisch einschränkt. Kehrein: „Ich kann dem nicht zustimmen.“ In Weisenau habe man wenig Möglichkeiten, Grünanlagen zu gestalten. „Wenn wir jetzt zustimmen, ist das zementiert.“ Robert Opara (Grüne) und Herbert Egner (FDP) äußerten sich ähnlich. Wegen persönlicher Betroffenheit enthielt sich unter anderem Annette Wöhrlin (CDU) der Stimme. Nun hofft der Ortsbeirat, durch seine dreifache Stellungnahme doch noch einen positiven Einfluss auf die endgültige Entscheidung zu erwirken.

 

Autor: Gregor Starosczyk-Gerlach

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.