Start Gesellschaft Zehn Jahre Ketteler-Forum Mombach

Zehn Jahre Ketteler-Forum Mombach

MOMBACH – Vor einem Jahrzehnt konstituierte sich im Gemeindesaal der Herz-Jesu-Kirche das Ketteler-Forum auf Initiative von Pfarrer Gottfried Keindl. Zusammen mit Stadtrat Dr. med. Christian Moerchel und Karl-Heinz van Lier, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rheinland-Pfalz, wurde das Ziel definiert, ganz in der Tradition des Mainzer Sozial-Bischofs Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden. Wir sprachen mit Dr. Moerchel über die weitere Ausrichtung und zukünftige Veranstaltungen. Weshalb wurde das Forum in Mombach gegründet?

CHRISTIAN MOERCHEL: Es gibt zwei Anlässe: Das Ketteler-Geburtsjahr 1811 sowie die Grundsteinlegung für die Gedächtniskirche, der heutigen Herz-Jesu- Kirche, 100 Jahre später 1911. Für mich ist der Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler ein Vorbild, der auch mein kommunalpolitisches Engagement mitbestimmt. Sein Grundthema ist die soziale Gerechtigkeit gewesen, die er als vordringliche Aufgabe von Kirche, Staat und Gesellschaft ansah. Diese Aufgabe sehe ich auch für die Politik. Das verbindet mich mit Pfarrer Gottfried Keindl, der sich in die Mombacher Szene intensiv eingebracht hat, damit meine ich nicht nur seine karnevalistischen Auftritte sondern vor allem sein Engagement für die Menschen im Ortsteil.

Welche Themen hat das Ketteler-Forum in der Vergangenheit aufgegriffen:

CHRISTIAN MOERCHEL: Begonnen haben wir mit der Auftaktveranstaltung. Damals referierte zum Thema Kirche und Arbeiterschaft Bernhard Vogel, früherer Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen. Über Christliche Parteien – Nostalgie oder Zukunftsmodell referierte Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Bischof Ketteler verband seine Caritas mit politischem Handeln. Seine Ideen beeinflussen bis heute christliche Parteien. Julia Klöckner hatte betont, dass die CDU die Partei sei, die als einzige die seit Ketteler entwickelte christliche Soziallehre mit ihrem Verständnis von Freiheit, Gerechtigkeit und Subsidiarität vor Solidarität ernstnehme und in Gesetzesform einfließen ließe. Weitere Themen waren das Verhältnis von Kirche und Staat. Frank-Walter Steinmeier, der heutige Bundespräsiden, nahm zur Frage Trennung oder schützenswerte Kooperation Stellung. Über soziale Fürsorge als staatliche Aufgabe diskutierte Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland- Pfalz, mit dem Unternehmer Dirk Gemünden. Besonders dankbar waren die Initiatoren Karl Kardinal Lehmann für seine Teilnahme.

Wie aktuell sind die Thesen Kettelers in der heutigen Zeit?

CHRISTIAN MOERCHEL: Ich denke, dass Ketteler Impulse gegeben hat, die heute wieder brandaktuell sind. Dessen bahnbrechenden Gedanken, wie Verbot der Kinderarbeit, Arbeitszeitbeschränkungen und Sonntagsruhe, sind heute schon lange Realität. Aber die Umsetzung seiner Ideen müssen wir immer wieder anmahnen, denken wir nur an den sozialen Frieden in unserem Land, das Bekämpfen von Armut oder die Betreuung der sozial Schwachen.

Welche Themen stehen für 2019 an?

CHRISTIAN MOERCHEL: Impulse wird sicher der neue Leiter der Konrad- Adenauer-Stiftung für Rheinland Pfalz, Phillip Lerch, geben, mit dem ich schon in Kontakt getreten bin. Als nächstes werden wir uns in einer besonderen Form der Frage der Sozialen Gerechtigkeit widmen. Ich stelle mir vor, ein Streitgespräch zu organisieren, an dem ein Protagonist der Ketteler-Thesen sich mit einem Repräsentanten der SPD auseinandersetzt. Das wird sicher spannend, vor allem wenn es uns gelingen sollte, die beiden Parteivorsitzenden von CDU und SPD an einen Tisch zu bringen.Damit können wir unseren Anspruch weiterverfolgen, die Liste von hochrangigen Referenten im Ketteler-Forum zu ergänzen, darunter Ministerpräsidenten deutscher Bundesländer, dem frühere Bundesaußenminister und jetzigen Bundespräsidenten, vor seinem Ausscheiden auch Karl Kardinal Lehmann, sowie namhafte Wissenschaftler. Damit haben wir beachtenswerte Impulse in Kirche und Gesellschaft gesendet.

Vorheriger ArtikelMusikalische Reise durch Europa
Nächster ArtikelEine einmalige Chance
Avatar-Foto
Diese Beiträge sind in unseren Redaktionen entstanden. Dazu sichten wir Pressemeldungen, eingesandtes Material und Beiträge von Vereinen, Organisationen und Verwaltung. Dies alles wird dann von unseren Redaktionsleitern verifiziert, bearbeitet und ansprechend aufbereitet. Oftmals ergeben sich daraus Themen, die wir dann später aufgreifen.