WEISENAU – Im Heiligkreuz-Viertel in Weisenau entstehen mehrere Modelle des Wohnens der Zukunft. Eines davon ist das Mehrgenerationen-Projekt der Genossenschaft „Zusammenwohnen eG“ (Z.WO). Im Baufeld 11 an der Annemarie-Renger-Straße deuten derzeit nur die tiefe Baugrube und der Bagger den räumlichen Umfang des Projekts an, das 36 Wohnungen in unterschiedlichen Formen umfassen soll. Die Bausteine lesen sich auf dem Papier wie der Blick in die allzu ferne Zukunft: So genannte Cluster, integratives Wohnen und ein hoher Anteil von Gemeinschaftsflächen, die für die Anwohner im Heiligkreuz-Quartier offen stehen sollten, sowie Kombinationen aus Wohnen und Arbeiten, schließlich der Einsatz von regenerativen Energien, zeichnen das Vorhaben aus. Konzeptionelle Details wie zwei große Gemeinschaftsterrassen, ein Café, in dem aller Voraussicht nach Beschäftigung für die Bewohner entstehen wird, dazu eine Co-Working-Area mit vermietbaren Arbeitsplätzen, zudem Gästezimmer sowie eine Werkstatt und eine E-Car-Sharing-Station, das fürs Quartier offen sein wird, weckten auch die Neugier des Landes Rheinland-Pfalz, das die Baugemeinschaft mit einem Förderprogramm begleitet und finanziell unterstützt.
„Die Wohnformen reichen von Einzimmerappartements bis Familienwohnungen“, erzählt Miro Holzer vom „Z.WO“-Vorstand. Er hebt ein „Projekt im Projekt“ hervor: die beiden Cluster für je zehn Bewohner. „Sie finden darin ihren eigenen Rückzugsbereich, ein Zimmer mit Bad und Küche. Aber es gibt auch ein gemeinsames Wohnzimmer und eine große Küche für alle.“ Eines von den zwei Clustern werde integrativer Art sein. Dafür habe eine Elterngruppe „mit uns gemeinsam die Wohnform für ihre erwachsenen Kinder, die eine Beeinträchtigung haben, mit entworfen und auf den Weg“ gebracht. „Auf diese Weise können sie ihren Nachwuchs in die Selbständigkeit entlassen.“ Für das integrative Cluster-Projekt, aber auch für weitere Mietwohnungen für bezahlbares Wohnen stellte das Land Rheinland-Pfalz über die Investitions- und Strukturbank (ISB) der Genossenschaft nun ein Darlehen von rund 1,2 Millionen Euro sowie einen Tilgungszuschuss von knapp 290.000 Euro zur Verfügung. „Durch die Förderzusage sind wir in der Lage, einige unserer Wohnungen für nicht mehr als 7,70 Euro pro Quadratmeter zu vermieten“, freut sich der Finanzvorstand der „Z.WO“, Martin Franz. „Da wir keine Rendite erwirtschaften dürfen, entwickelt sich die Kostenmiete auf lange Sicht anders als der Markt“, ergänzt Holzer.
Erfahrungen aus der Schweiz oder aus Österreich, die der „Z.WO“ zur Orientierung dienten, belegen, dass die Mieten in Genossenschaften langfristig bezahlbar bleiben, betont er. Was sie bisher gelernt hat, das will die Genossenschaft mit derzeit über hundert Mitgliedern für ein weiteres vergleichbares Vorhaben nutzen, fügt Carolin Holzer vom Vorstand hinzu. Zumal die Wohngelegenheiten an Ort und Stelle alle vergeben sind. Der Einzug ist für Anfang 2023 geplant. „Wir würden das zweite Projekt gerne im Heiligkreuz-Quartier verwirklichen, aber da kommen wir wohl zu spät“, meinte Holzer. Dass sie im Rhein-Main-Gebiet einen anderen Platz dafür finden wird, davon geht die „Z.WO“ aber aus.