INGELHEIM – Die Internationale Tage in Ingelheim bieten mit der Ausstellung „Frösche, Feuer, Finsternis – Aktuelle zeichnerische Positionen zu Jan Luyken (1649–1712)“ einen intensiven Blick auf die Auseinandersetzung mit den biblischen Plagen. Kuratiert von Dr. Katharina Henkel, rückt die Ausstellung den niederländischen Künstler Jan Luyken ins Zentrum, dessen Darstellungen der Plagen in Radierungen Weltruhm erlangt haben. Doch die Schau bleibt nicht in der Vergangenheit stehen: Zehn zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen setzen sich in ihren Arbeiten mit Luykens Schaffen auseinander und reflektieren dessen Themen in einem modernen, zeichnerischen Kontext.
Dr. Henkel beschreibt die Idee hinter der Ausstellung als Ergebnis eines langen Prozesses, der eng mit den Einschränkungen der Corona-Pandemie verbunden ist. „Die Pandemie hat uns alle gezwungen, innezuhalten. Plötzlich standen wir selbst vor einer weltumspannenden Plage. Da lag es nahe, Jan Luykens Arbeiten und die Auseinandersetzung mit den biblischen Plagen wieder aufzugreifen,“ erklärt die Kuratorin. Der Ausgangspunkt war ein Künstler, der bereits 2020 das Interesse an Luykens Werken bekundete. „Es war ursprünglich eine kleine Ausstellung geplant. Doch dann haben wir erkannt, dass dieses Thema so zeitlos und zugleich so aktuell ist, dass wir es auf eine größere Ebene heben wollten,“ so Henkel weiter.
Das Konzept, verschiedene Künstlergenerationen und Nationalitäten zusammenzubringen, folgt einer klaren Intention: „Wir wollten eine Vielfalt an Perspektiven schaffen, die zeigt, wie universell und doch individuell die Auseinandersetzung mit Katastrophen ist. Jeder Künstler bringt seine eigene Geschichte, seine eigene Kultur in den Dialog mit Luyken ein,“ erklärt Dr. Henkel. Diese Internationalität zeigt sich deutlich in der Liste der beteiligten Künstler: Sandra Boeschenstein (*1967), Ambra Durante (*2000), Marcel van Eeden (*1965), Sławomir Elsner (*1976), Serena Ferrario (*1986), Bettina Munk (*1960), Christian Pilz (*1978), Malte Spohr (*1958), Brigitte Waldach (*1966) und Christian Weihrauch (*1966).
Henkel beschreibt weiter, dass jede Künstlerin und jeder Künstler frei in ihrer Herangehensweise war. „Die einzige Vorgabe war, dass es eine zeichnerische Position sein musste,“ betont die Kuratorin. Die Themenwahl sei offen gewesen, ob man sich auf eine spezifische Plage konzentriert oder das Thema abstrakter bearbeitet. Dabei ging es nicht nur um eine rein historische Betrachtung der Plagen, sondern um deren Relevanz für die Gegenwart. „Wir wollten, dass die Künstler eine Brücke schlagen – von der Vergangenheit zur Gegenwart. Was bedeutet eine Plage heute? Wie beeinflusst sie unser Leben, unser Denken? Das war die zentrale Fragestellung.“
Ein Aspekt der Ausstellung, auf den die Kuratorin besonders stolz ist, sind die unterschiedlichen Kommunikationsstile der Künstler. „Einige suchten intensiven Austausch mit uns, wollten über jedes Detail sprechen. Andere arbeiteten völlig unabhängig und brauchten keine Rückfragen. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in den Arbeiten wider,“ sagt sie. Das Begleitmaterial zur Ausstellung, darunter ein Katalog und Interviews mit den Künstlern, bietet tiefe Einblicke in ihre künstlerischen Prozesse und Überlegungen. „Es war uns wichtig, den Besuchern nicht nur die Werke zu zeigen, sondern auch die Geschichten dahinter,“ so Henkel.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Ausstellung ist der Katalog, der sowohl Luykens Radierungen als auch das Thema der biblischen Plagen umfassend erklärt. „Uns war klar, dass nicht jeder Besucher die Geschichten der Bibel parat hat,“ erklärt Dr. Henkel. „Deshalb haben wir uns entschieden, neben den künstlerischen Interpretationen auch ein Heft mit den relevanten Bibelpassagen zu erstellen, um einen leichteren Zugang zu ermöglichen.“
Die Ausstellung wird ergänzt durch ein reichhaltiges Begleitprogramm, darunter Expertenführungen und Workshops. Besonders hervorgehoben wird der zeichnerische Workshop mit Christian Weihrauch, einem der ausstellenden Künstler und Professor an der Hochschule Leipzig. „Sein Workshop ist wirklich etwas Besonderes. Weihrauch wird die Teilnehmer über ein ganzes Wochenende begleiten und ihnen seine Arbeitsweise näherbringen,“ sagt Henkel begeistert. Sie fügt humorvoll hinzu: „Wenn ich zeichnen könnte, würde ich mich sofort anmelden.“