MAINZ – Kam man kürzlich im Flur der Bibliothek des Gutenberg-Museums vorbei und sah einen Spind, auf dem ein heller Sommerhut lag, wusste man sofort: Monsieur Faraut ist wieder da und fleißig am Recherchieren.
Der Bibliothekar, Musikbeauftragter des Fonds patrimonial in Straßburg, Sébastien Faraut, kam aus Frankreich angereist, um im Rahmen des Gutenberg-Jahres Recherchen für seine Bibliothek zu betreiben. Gesucht hat er nach alten Notendrucken, um deren Geschichte auf den Grund zu gehen. Im Mittelpunkt stand für ihn die Frage, wie und wann es zu den ersten gedruckten Musiknoten kam. Darüber ist sehr viel weniger bekannt als über den Textdruck, und das macht die Arbeit mit ihnen so spannend.
Insgesamt 45 Dokumente konnte Monsieur Faraut in der Bibliothek studieren. Darunter waren einige Inkunabeln, so etwa Peter Schöffers Missale Moguntinum und von Georg Reyser, einem der ersten Notendrucker Ende des 15. Jahrhunderts.
So ergab sich die seltene Gelegenheit des direkten Vergleichs zwischen frühen Notendrucken. „Es ist eine große Freude für mich, solche Entdeckungen zu machen“, sagte der Bibliothekar mit Begeisterung.
Zumal er der Musik sowohl aktiv wie auch passiv verbunden ist: Nach dem Studium in Wien war er über zehn Jahre lang als Cellist in namhaften Orchestern tätig, bis er in die Bibliothek wechselte.
Wenn Monsieur Faraut wieder in Straßburg ist, wird er seine in Mainz gesammelten Erkenntnisse ordnen und für einen Vortrag über die Technik des Notendrucks nutzen. Und auch im Gutenberg-Museum wird die Arbeit des Kollegen aus der Eurometropole Spuren hinterlassen: Der zuständige Kurator des Gutenberg-Museums, laus Maywald, beabsichtigt in seinen Führungen künftig anhand von Beispielen, die Monsieur Faraut dafür ausgesucht hat, die unterschiedlichen Arten von Notendrucktechnik mit einzubinden.