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Die Erfolgsgeschichte rheinhessischer Weine Weine erzielen um 1900 höhere Preise als Gewächse aus Burgund und Bordeaux

Otto Schätzel setzt auf „Weinbau und Tourismus“ als Garant für den weiteren Erfolg der rheinhessischen Winzer - Foto: Christine Schönung / Verein Hechtsheimer Ortsgeschichte

HECHTSHEIM – „Weinbau braucht Tourismus“ – auf diese kurze Formel verdichtete der international anerkannte Wein-Experte Otto Schätzel den Weg der rheinhessischen Weingüter für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zum Schluss seines Vortrags über „Wein aus Hechtsheim und Rheinhessen, seine Bedeutung für Mainz als Great Wine Capital“. Der große Einzugsbereich Rheinhessens mit den  Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar prädestiniere die Region als Ziel für Tages- und Kurzzeit-Reisen gerade durch die Verbindung zwischen einer vom Weinbau geprägten Landschaft mit den  geschichtsträchtigen Städten Mainz und  Worms. „Der Tourismus ist eine große Chance für eine noch höhere Quote bei der  Direktvermarktung“, betonte der langjährige Direktor der Weinbaudomäne Oppenheim und verwies darauf, dass bereits heute 50 Millionen Liter Wein in Flaschen direkt vom Hof zu den Kunden geliefert werden. „Das sind 20 Prozent der jährlichen Weinernte. Das ist schon viel, aber noch ausbaufähig“.

Vor mehr als 80 Besucherinnen und Besuchern im Evangelischen Gemeindezentrum in Hechtsheim, die der Einladung des Vereins Hechtsheimer Ortsgeschichte gefolgt waren, zeichnete Schätzel den nicht immer einfachen Weg des Zusammenwachsens der Stadt Mainz mit der Region Rheinhessen bis zur  Mitgliedschaft bei Great Wine Capitals nach – dem Netzwerk von 10 Großstädten in den besten Weinanbaugebieten Europas, Australiens sowie Nord- und Südamerikas. „Das war keine Liebesheirat“, stellte Schätzel fest und betonte die herausragende Rolle des Hechtsheimer Winzers Hans Willi Fleischer. „Der hat den Mainzern erklärt, wie Rheinhessen tickt und den Rheinhessen, wie die Mainzer ticken und das solange, bis 2008 diese einmalige Chance der internationalen Positionierung ergriffen werden konnte“. Ohne Fleischers Einsatz wären heute wahrscheinlich Franken mit Würzburg oder Württemberg mit Stuttgart das deutsche Mitglied bei Great Wine Capitals, so Schätzel, der auch fast 20 Jahre der Weinbruderschaft Rheinhessen vorstand: „ Die warteten schon in den Startlöchern auf ihren Einsatz“.

Das mit Mainz und Rheinhessen die richtige Wahl bei den Great Wine Capitals getroffen wurde steht für Schätzel außer Frage – sowohl aus historischer als auch aus heutiger Sicht. Um 1900 habe der weiße Rheinwein höchste Wertschätzung genossen: „Rheinweine haben höhere Preise erzielt als die französischen Gewächse aus Bordeaux oder Burgund“. Und auch heute finde man die Produkte rheinhessischer Winzer in den besten Restaurants und bei den exklusivsten Weinhändlern: „Für einen Riesling vom Weingut Keller in Flörsheim-Dalheim werden gut und gerne mehrere hundert Euro aufgerufen“.

Doch Schätzel hat trotz der Erfolgsgeschichte der rheinhessischen Weine in den vergangenen vier Jahrzehnten noch einen Wunsch offen: „Den Spargel aus Rheinhessen mit  einem Rheinhessen-Silvaner zu verheiraten“. Diese Kombination sei in Franken eine Erfolgsgeschichte, in Mainz funktioniert sie nicht – noch nicht“.

Ottmar Schwinn