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Ein bewegender Abschied nach zwölf Jahren Pfarrerin Ilka Friedrich verlässt Mombach reich beschenkt

Für Ilka Friedrich ist die Friedenskirche alles andere als amtskirchlich, vielmehr lebendig, bunt und manchmal überraschend. Nun sagt die Pfarrerin Mombach „Adieu“. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

MOMBACH – Die evangelische Pfarrerin Ilka Friedrich verlässt nach zwölf Jahren das Dekanat Mainz. Zuletzt verabschiedete sich die Gemeinde der Friedenskirche in Mombach von ihr. Auch viele andere Menschen und Gruppen sagten Friedrich „Adieu“. In einem Gespräch mit Journal LOKAL blickt die beliebte Pfarrerin auf eine bewegte Amtszeit zurück, geprägt von persönlichen Begegnungen und Herausforderungen.

„Jeder Mensch meistert sein Leben auf seine eigene Art“, erzählt Friedrich. Als Pfarrerin habe sie vieles aus erster Nähe erlebt. Für die Beobachterperspektive auf die Geschichten findet sie rückblickend das Wort „Reichtum“. Nach ihrem Start 2012 mit einer halben Stelle für ökumenische und interreligiöse Dialoge übernahm Friedrich 2016 die Arbeit in der Friedenskirche und wurde 2019 zur hauptverantwortlichen Pfarrerin. Es war ein Wendepunkt: „Ich bin dann mal da“, sagte sie damals, inspiriert vom Buchtitel von Hape Kerkeling. Das Pfarrhaus wurde für viele zum wohltuenden Zeichen, erspürte sie. „Dort lebt jetzt einePfarrerin, es ist nicht nur ein Gebäude.“ Als eine der größten Herausforderungen ihrer Amtszeit bezeichnet Friedrich die Pandemie-Jahre.

Mit kreativen Ideen meisterte die Gemeinde die Hürde: „Wir haben YouTube-Videos in der Kirche gedreht und Gottesdienste auf 20 Minuten gekürzt.“ Besonders berührend sei die ehrenamtliche Unterstützung gewesen. Trotz der Distanz sei die Verbindung zur Gemeinde aufrechterhalten worden – auch durch wöchentliche Newsletter und über 300 handgeschriebene Briefe an Senioren. „Wir hatten in jedem Gottesdienst Live-Musik, bisweilen hinter Glasscheiben.“

Die Friedenskirche beschreibt Friedrich als „wunderschönes Jugendstilgebäude“ und „Heimatort“, an dem Menschen sich selbst und ihren Glauben entdecken können. Speziell die Kinder hätten die Kirche „für sich immer wieder erobert“. Sie erzählt von Übernachtungen in der Kirche, Versteckspielen im Dunkeln und sogar einer Hüpfburg. Kritische Stimmen zu den Annäherungen an den Kirchenraum wie die letztgenannte gab es freilich, aber Friedrichs Sichtweise orientiert sich an der Bibel: „Jesus hat doch gesagt, lasst die Kinder zu mir kommen.“ Und die haben in ihrer Vorstellung privilegierte Zugänge zu Gott.

Die Friedenskirchengemeinde sei „lebendig, bunt und manchmal überraschend“, findet Friedrich. Sie erinnert sich an Momente der Trauer, aber auch an bewegende Begegnungen. Zum Schluss formuliert die Pfarrerin eine Abschiedsbotschaft. Sie hängt eng mit der ökumenischen und interreligiösen Zusammenarbeit im Stadtteil zusammen. „Für Mombach ist es wichtig, gemeinsam Frieden zu halten.“ Die intensive Teamarbeit mit muslimischen Partnern haben insbesondere bei Schulfeiern in der Pestalozzi-Schule eine Rolle gespielt: „Wir zeigten dadurch den Kindern, dass die Religionen verschieden, aber der Friedensgedanke gemeinsam ist.“

Dem Stadtteil hinterlässt die Pfarrerin eine klare Botschaft: „Achtet auf die Gemeinschaft, liebt eure Nächsten.“ Mitnehmen in ihre Geburtsstadt Darmstadt wird sie zahlreiche Erinnerungen. „Von kleinen Gesten bis zu den bewegenden Augenblicken. Ich gehe mit einem vollen Korb kleiner Dinge, die mich reich beschenkt haben.“ Arbeiten wird Friedrich weiterhin für die evangelische Kirche: teils in einer Gemeinde, teils bei der Gestaltung von internationalen Partnerschaften der Ökumene und im interreligiösen Dialog.