Start Gesellschaft „Eine Herausforderung für unseren Glauben“

„Eine Herausforderung für unseren Glauben“

Das höchste Fest der Christenheit naht. Ihre Gedanken über die Bedeutung von Ostern in der Gegenwart haben die Geistlichen der evangelischen und der katholischen Kirche aus der Region Lokalen Zeitung mitgeteilt.
Gottfried Keindl, Katholische Kirche, Budenheim: „Wir Christen glauben an eine Wirklichkeit, die unser irdisches Leben übersteigt, ein Leben das nicht mehr begrenzt ist in den Kategorien von Raum und Zeit, das unbegrenzt sein wird in der ewigen Wirklichkeit der Liebe Gottes. Darum ist für uns Ostern heute Freiheit: Befreiung von der Angst vor uns selbst, vor anderen Menschen und unserem Tod. Ostern ist ein scharfer Protest gegen das Unrecht, das Menschen anderen antun und zugleich Freude am Leben und Neugierde an den Fähigkeiten, Möglichkeiten und Errungenschaften menschlichen Wissens.“
Anne Waßmann-Böhm, Saalkirchengemeinde Ingelheim: „Ostern heute ist, genauso wie das erste Ostern, ein Weg vom Palmsonntag über den Gründonnerstag, Karfreitag zum Ostersonntag. Jeder Tag hat seine eigene Färbung vom Jubel an Palmsonntag, über den Abschied und den Verrat am Gründonnerstag, das Leiden und den Tod am Karfreitag und den Sieg des Lebens über den Tod am Ostersonntag. So hat jeder Gottesdienst auch seine eigene Stimmung, die den verschiedenen Färbungen unseres Lebens entspricht. Es ist gut und hilfreich, diesen Weg zu beschreiten, um am Ende wirklich das befreiende Ostern im eigenen Leben zu spüren.“
Christian Feuerstein, Pfarrgruppe Katholische Kirche Ingelheim: „Ostern heute ist nach wie vor eine Herausforderung für unseren Glauben. Angesichts unserer alltäglichen Erfahrungen, dass der Tod – manchmal auch unvermittelt – in das Leben einbricht und unausweichlich ist, bleibt die Botschaft von Ostern immer auch eine Herausforderung. Neueste Meinungsumfragen zeigen, dass viele an die Auferstehungshoffnung, die uns Christen geschenkt ist, nicht glauben können oder wollen. Ostern heute bedeutet daher auch, die Menschen für die kleinen „Auferstehungen“ im Alltag sensibel und offen zu machen. Auch im kleinen und alltäglichen: Immer da, wo tot geglaubtes wieder lebendig wird – ob in der Natur, in Beziehungen oder anderswo – da ist Ostern spürbar.“

Erika Hagemann, Evangelische Kirche Heidesheim: „Gott schafft durch die Auferweckung Christi Hoffnung vor und nach unsrem Tod. Als Christen werden wir von dieser Hoffnung getragen und tragen zugleich diese Hoffnung weite. Ostern macht uns gewiss: In jedem Ende kann Gott uns einen neuen Anfang schenken. Und die Freude über den neuen Anfang schärft unseren Blick für das, was nicht in Ordnung ist, was ungerecht ist und worüber wir streiten müssen: Die ungleiche Verteilung des Reichtums und die Kinderarmut in Deutschland, die Waffenexporte und dass 700 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.“