Start Allgemein Eiserne Jungfrau – extra scharf

Eiserne Jungfrau – extra scharf

LÖRZWEILER – Sollten sich in der Auswahl des Stückes etwa die geheimen Lörzweilerer Männerwünsche widerspiegeln oder fühlte sich am Ende mancher gar angeregt, ebenso einmal auszubrechen, aus Ehe und Familientrott, aus Kontrolle, ja im Falle des Ehepaars Brösel (Klaus Altenbach und Beate Haub) könnte man von Diktat sprechen. Kein Wunder, dass Kumpel Eberhard Stempel (Wolfgang Gilsdorf), selbst Junggeselle, leichtes Spiel hat, das süße Leben zu kosten. Ansonsten sind die Lörzweilerer ja treu, jedenfalls der katholische Kirchenchor „Cäcilia“ seiner Theatertradition und Dirigent Timo Rieth, der Opernsänger und Musikredakteur, seinem Chor. „Geht die Katze, tanzen die Mäuse“, der Titel des Stücks von Beate Irmisch, ist vielversprechend und an diesem Abend sogar passend: „Die politischen Würdenträger kommen morgen zur zweiten Vorstellung“, verkündete Lang.

Ganz bezaubernd: Timo Rieth und Pia Lang im Duett. Foto: Helene Braun

Man sagt, immer, das Beste komme zum Schluss. Was aber der Chor und Timo Rieth mit der Chorvorsitzenden Pia Lang im Duett sangen, so locker, so fröhlich und spontan, konnte als gutes Vorzeichen gewertet werden für das, was die Schauspieler im Anschluss leisteten. Starke Typen in den passenden Rollen, das musste funktionieren, unter Regie übrigens von Hannah Gömpel.

Seit vielen Jahren tauchen die bekannten Gesichter auf und neue komme hinzu, wieder andere kommen zurück. Lustig ging es zu, man denke an die betröppelte Miene, die Altenbach als gebeutelter Ehemann zur Schau stellt. Das Geschirrtuch wie einen Turban als Trophäe um den Kopf gewunden, erwartet er die Befehle seiner schlechteren Hälfte Erika. Nun will sie endlich verreisen, in Kur. Der Duft der Freiheit ist für die beiden abenteuerlustigen Männer schon fast wahrzunehmen.

Natürlich funktioniert nicht alles reibungslos, Opa Brösel (Michael Hinz), Sohn (Christian Gilsdorf), und später Opas geliebte aus dem Altenheim (Edda Heinz), quartieren sich bei Vater Altenbach ein. Das scheint erst nicht weiter schlimm, die Männer machen die Sause in die neue Bar, die „Zauberflöte“, gerne mit. Derweil klagt die Ehefrau am Telefon aus der Kur – sie informiert sich über Johanna Streusel aus dem Dorfladen (Bettina Ries) – und seufzt beim Wort Zauberflöte: „Mit mir geht er nie in die Oper.“ Klothilde Scharf (Pia Lang), die eiserne Jungfrau, die längst ein Auge auf Altenbach geworden hat, soll ebenfalls nach dem „Rechten“ sehen, denn, sagt Erika Brösel: „Der Detlef war noch nie so lange ohne Beaufsichtigung.“

Aufgebrezelt erscheint sie und obliegt einem fatalen Irrtum bei einer nächtlichen Schmuserei. Im Dunklen finden alte Jungfer und blutjunger Kraftprotz zueinander, um sich in Erkenntnis der Realität mit Grausen abzuwenden. Der dachte, Bardame Pussi (Ramona Kattler) aus der „Zauberflöte“ zu umarmen, sie wiederum den Vater. Dass hier eine Verwicklung nach der anderen passiert ist Programm. Doch am Ende wird´s versöhnlich, die Eheleute vertragen sich, der Kumpel kriegt Pia Lang und Sohn Hannes seine Bardame.