Start Gesellschaft Im Katastrophenfall den Wassermassen ausgeliefert

Im Katastrophenfall den Wassermassen ausgeliefert

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BODENHEIM. Mit einem Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept will die Verbandsgemeinde (VG) Bodenheim zum Schutz der Bevölkerung beitragen. Die VG-Verwaltung, das icon-Ingenieurbüro Heinrich Webler und Vertreter der zuständigen Landesbehörden stellten die Maßnahmen vor, die mit 65000 Euro vom Umweltministerium finanziert werden.

„Wir versuchen durch das Konzept die optimalen Präventivmaßnahmen für die einzelnen Gemeinden zu finden“, erläuterte Olaf Hüter, bei der VG für den Hochwasserschutz zuständig. Die Topografie von Bodenheim, Harxheim, Gau-Bischofsheim und Nackenheim bedinge, dass die Hangbereiche der Gemeinden bei Starkregen Sturzfluten begünstigen können. „Für den besten Schutz geben wir konzeptionelle Anregungen“, erläuterte Webler in Bodenheim.

Der Gemeinde attestierte der Sachverständige für Wasserbau und Wasserwirtschaft eine gute Ausgangsposition für die Konzeptsuche. „Wir haben über 50 Ortschaften im Rahmen des Landesprogramms unter die Lupe genommen.“ Bei der Flurbereinigung in den 1960-er und 70-er Jahre sei es im Ort gelungen, eine gute Funktionalität der Entwässerung herzustellen“, bestätigte der Ortsbürgermeister von Bodenheim, Thomas Becker-Theilig.

Gleichwohl entdeckte Webler bei der Begehung, die vom nördlichsten Zipfel der Gemeinde bis zu deren südlicher Gemarkungsgrenze entlang der äußeren Bebauung und bis zur Ortsmitte führte, Problemzonen. „Es geht darum, Wege zu finden, das Wasser, das mit dem Regen von den Weinbergshängen herunterfließt, vorher abzufangen und so umzuleiten, dass die Bausubstanz und die Häuser im Katastrophenfall möglichst heil davonkommen.“

Während sich die kritischen Wassermassen im nördlichen Ortsteil mit verhältnismäßig geringem Aufwand um Bodenheim herum über den vorhandenen Wassergraben in das Ried ableiten lassen, dürfte die Lösung im Bereich Dolles bis in die Ortsmitte hinein eine größere Herausforderung werden, beurteilte der Planer: ähnlich wie am Kapellengraben südlich der L431. Dort wo ein Neubaugebiet entstehen sollte, könnte ein neues Problem entstehen, da das Baugebiet in einer Abflussbahn für Starkregen liegt.

Eine kritische Stelle für die Abflussbahn für den Starkregen oberhalb des Kapellengrabens: das geplante Neubaugebiet darf sie nicht behindern. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Im Ortskern stelle dagegen die Barrierefreiheit kurioserweise ein Problem für den Hochwasserschutz dar. „Bei einer wasserführenden Straße sind beispielsweise die Bürgersteige eine wichtige wasserlenkende Maßnahme.“ Wo sie fehlen, wie in der Zwerchgasse, über die das Starkregenwasser abfließen würde, gelangt das Wasser direkt an die Häuser. Die Häuser wären im Katastrophenfall den Wassermassen schutzlos ausgeliefert. „Wenn beispielsweise 50 Millimeter Regen in einer Stunde vom Himmel fallen, gilt das als eine Katastrophe wie in Stromberg 2016“, so Webler.

Dies sei in etwa vergleichbar mit einem Regen, der einmal in 100 Jahren auftritt. Das Problem: solche Ereignisse kommen mittlerweile häufiger vor. „Wir sind gar nicht mehr sicher, ob die alten Jährlichkeiten auch heute noch so stimmen.“ Vor zwei Jahren folgten in einer VG im Hunsrück, „drei hundertjährliche Ereignisse am Stück“ aufeinander. „Dann versickert nichts mehr und jeder Tropfen läuft ab.

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Ich schreibe und fotografiere seit 2013 für Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Die Begeisterung für die Lokalmedien entdeckte ich während des Studiums der katholischen Theologie und habe seit 2007 für Lokalzeitungen, öffentliche Einrichtungen und Online-Medien gearbeitet. Mich fasziniert der wunderbare Alltag. Unterwegs bin ich für Themen in Rheinhessen rund um Mainz.