Interview: Aktion „Gutes Geld für Gute Arbeit“

Gonsenheim – Der Stadtteiltreff hat die Kampagne „Gutes Geld für Gute Arbeit“ gestartet, um öffentlich deutlich zu machen, wie wichtig die Arbeit der rund 260 Ehrenamtlichen für Gonsenheim ist. Für gute geleistete soziale Arbeit muss auch mehr Förderung von der Stadt Mainz „herausspringen“.

Zum Jahresende laufen nun die bestehenden Förderverträge mit der Stadt Mainz aus und müssen neu verhandelt werden. Um der Kampagne mehr Gewicht zu verleihen, soll sie mit einem Einwohnerantrag in den Mainzer Stadtrat gebracht werden. 2.000 Unterschriften sind dafür erforderlich. Die Lokale fragte nach bei Stephan Hesping, hauptamtlicher Leiter des Stadtteiltreffs.

Die Lokale: Der Stadtteiltreff hat eine Kampagne „Gutes Geld für gute Arbeit“ gestartet. Sieht es mit der Finanzierung schon wieder so schlecht aus?

Stephan Hesping: Ja, leider. Die Spendenbereitschaft für unsere Flüchtlingsarbeit ist eingebrochen. Wir sind zurzeit froh, wenn so viel Geld auf dem Konto ist, dass wir unsere Rechnungen und Löhne bezahlen können. Aber eigentlich ist das Problem mit unserer Finanzierung grundsätzlicher: Seit 19 Jahren hat sich an der Basisfinanzierung der Einrichtung durch die Stadt nichts geändert. Das Projekt wird aber immer größer, mittlerweile 260 Ehrenamtliche. Das ist auch gut so, denn die Gonsenheimer haben durch die vielen Ideen, die im Stadtteiltreff gemeinsam umgesetzt werden, gelernt, dass eine solidarische Gesellschaft, an der alle teilhaben können, möglich ist. Die Stadt müsste diese Arbeitsweise im Sozialraum stärker fördern, denn das rechnet sich.

Die Lokale: Zum Jahresende wird Ihre Förderung durch die Stadt neu verhandelt, gibt es denn da keine Signale in diese Richtung?

Hesping: Die bisherigen Signale sind eher negativ. Deshalb haben wir jetzt einen Einwohnerantrag vorbereitet, 1144 Mainzer haben schon unterschrieben, wir brauchen aber laut Gemeindeordnung 2.000 Unterschriften, damit der Antrag im Mainzer Stadtrat öffentlich behandelt wird. Bis zum Ende der Sommerferien am 14. August wollen wir die Unterschriften zusammen haben und im Rathaus übergeben. Unterschreiben kann jeder, der seinen ersten Wohnsitz in Mainz hat und mindestens 14 Jahre alt ist. Und wir hoffen, dass im Stadtrat erkannt wird, dass der Stadtteiltreff ein Beispiel dafür ist, welche Veränderungen im Sozialraum man mit unserer Arbeitsweise erreichen kann. Und dann mit einer höheren Förderung dafür sorgt, dass diese tolle Entwicklung in Gonsenheim nicht ausgebremst wird. Den Antrag kann man sich einfach unter www.stadtteiltreff-gonsenheim.de als PDF-Datei herunter laden, ausdrucken und Unterschriften sammeln. Wenn viele Menschen mitmachen, schaffen wir das.

Die Lokale: Und wie geht es dann weiter?

Hesping: Zurzeit vereinbaren wir Gesprächstermine mit der Verwaltung und den Ratsfraktionen. Nach den Ferien wollen wir am 26. August den Gonsenheimer Wochenmarkt besuchen, um die Gonsenheimer über unsere Arbeit zu informieren und mehr Vereinsmitglieder, Paten und Spender zu gewinnen. Jeder verlässliche Euro, der zum Beispiel als Jahresbeitrag gezahlt wird, hilft bei der Stabilisierung der Finanzen des Stadtteiltreffs. Vielleicht finden wir auch neue Partner für unsere Arbeit. Wir können doch nicht Ehrenamtliche, die erfolgreiche Projekte aufgebaut haben, nach Hause schicken, weil sich mit einem Thema gerade keine Spenden erzielen lassen! Eine solche Sozialarbeit nach „Marktlage“ kann die Probleme unserer Gesellschaft nicht lösen.

Die Fragen stellte Helene Braun.