

OBER-OLM – Im September haben Jonathan und Noah bei der Aktion „Run for trees“ im Ober-Olmer Wald zwei Bäume sportlich erkämpft. Sie sind hinter ihren joggenden Vätern mit den Fahrrädern gefahren. Jetzt haben sie die zarten Pflänzchen in den Boden gesetzt. Die beiden Jungen aus Nieder-Olm sind keine fünf Jahre alt und haben mit vielen anderen Menschen aus der Region trotz der Kälte der Natur unter die Arme gegriffen. Die öffentliche Baumpflanzung „Wald für Rheinhessen“ im Ober-Olmer Wald ist ein Projekt des Forstamts Rheinhessen. Auf einer Fläche von etwa 30 Hektar, die früher landwirtschaftlich genutzt wurde, wird seit einigen Jahren die Waldung vergrößert. Revierförster Jan Hoffmann erklärt, dass das Ziel darin besteht, einen stabilen, artenreichen Laubwald aus heimischen Baumarten zu schaffen. „Wir haben bereits mehr als die Hälfte geschafft.“ Für die Baumpflanzungsaktion sind etwa 2.000 Bäume bereitgestellt worden, unter anderem Eichen, Eberesche, Linde und Hainbuche. In zehn Reihen geordnet und in kleinen Abständen: So können später die vitalsten Setzlinge ausgewählt werden. Vermutlich werden im nächsten Jahr einige von ihnen vertrocknen, meint Hoffmann. Das große Teilnehmerinteresse habe er irgendwie vermutet. „Wir werden immer bekannter, nicht zuletzt durch den neuen Spielplatz, den viele Familien besuchen.“ Der Wald sei sehr beliebt. „Ich sehe heute Personen, die häufiger im Wald vorbeischauen und helfen, aber auch viele neue Gesichter.“ Die Idee des Forstamts, dass die Menschen eine Verbindung zu „ihrem Wald“ aufbauen, scheint zu funktionieren. Nicht zuletzt dank der Aktion „Run for trees“, bei der etwa 500 Bäume gespendet worden seien. Für je fünf Kilometer, die ein Teilnehmer zurücklegte, bezahlte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald einen Baum. Der Nachwuchs auf der benachbarten Pflanzfläche wurde im Jahr 2022 gepflanzt und zeigt eine gute Entwicklung. Aber erst im nächsten Frühjahr wird Hoffman mit größerer Sicherheit sagen können, wie viele Bäume die Wachstumsphase überstehen. Er schätzt, dass die Erfolgsquote sogar bei 90 Prozent liegen könnte – trotz des trockenen Frühlings. „Da haben wir jede Pflanze mit etwa 50 Liter Wasser begossen“, sagt Hoffmann. Doch das sei eine Ausnahme gewesen: Er möchte die Bäume an die – durch den Klimawandel verstärkt – regenarme Region gewöhnen. „Damit sie möglichst tiefe Wurzeln schlagen.“ Nach getaner Arbeit stärken konnten sich auch Noah und Jonathan. Das Forstamtsteam hatte in einem riesigen Topf über dem Feuer eine leckere Suppe für 120 Personen gekocht. Bis hin zum neuen Wald dauert es nach der Pflanzung freilich Jahre, erklärt der Förster. „Wir pflanzen die Bäume nicht für uns, wir pflanzen Bäume für nachfolgende Generationen.“ Die beiden Kinder aus Nieder-Olmer haben es jedenfalls nicht versäumt, ihre Zukunft mit leidenschaftlichem Einsatz und Spaß mitzubestimmen.
Gregor Starosczyk-Gerlach