

LAUBENHEIM – Am 26.1. versammelten sich, angeführt von Ortsvorsteher Gerd Strotkötter, am Grab von Erich Koch viele ehemalige Weggefährten um dessen 100. Geburtstag zu gedenken. In seiner kleinen Ansprache gab der Orts-Chef einen Abriss über Kochs Leben und Wirken in Laubenheim. Am 26.1. 1920 in Lindhorst/Wolmirstedt (heute: Sachsen-Anhalt) geboren, verschlug es ihn 1947 als Flüchtling aus Ostpreußen kommend nach Laubenheim. Als Arbeiter in einer Gärtnerei lernte er hier seine Frau Rosemarie kennen und heiratete sie 1948. Im gleichen Jahr wechselte er dann in das Volontariat der Mainzer sozialdemokratischen Zeitung „Die Freiheit“. Dort führte ihn das Schicksal mit einem Mann zusammen, der seinen weiteren Lebensweg entscheidend beeinflusste. Er lernte dort seinen Kollegen Jockel Fuchs kennen. Damit begann eine lange und enge Freundschaft der beiden späteren Politiker, die 45 Jahre dauerte. Auf dem Höhenweg verbrachten Fuchs und er viel Zeit mit ausgedehnten Wanderungen, bei denen viele politische Probleme behandelt und gelöst wurden, was viele Bilder aus dieser Zeit belegen.
1952 wurde Koch Mitglied des Gemeinderats und ab 1960 Erster Beigeordneter. 1965 wurde er zum ersten sozialdemokratischen Bürgermeister Laubenheims gewählt. Ein bedeutender Einschnitt in seinem Leben und für die bis dahin selbstständige Gemeinde war 1969 die Zwangseingemeindung nach Mainz.
Danach begleitete er das Amt des Ortsvorstehers bis 1989, wo er SPD-Stadtratsmitglied wurde. Danach war er bis zu seinem Tod 1993 Mitglied des Mainzer Stadtrats. In seinen 20 Jahren als erster Bürger Laubenheims wurden viele wichtige Projekte auf den Weg gebracht.

So begann 1967 die Kanalisation des Vororts und die Schnellstraße auf dem Rheindamm (jetzt B9) wurde in Betrieb genommen. Eine neue Grundschule und ein erster städtischer Kindergarten entstanden neben dem Rathaus. 1969 wurde auf dem „neuen“ (oberen) Friedhof eine Trauerhalle eingeweiht. Innerhalb von fünf Jahren (1980 – 1985) wurde die Hangentwässerung bewerkstelligt. Der 23.6 1980 war ein ganz wichtiger Termin für Laubenheim: die dringend notwendige Bahnunterführung zwischen dem Ost- und Westteil des Orts konnte dem Verkehr übergeben werden und löste die Bahnübergänge Riedweg und Rheintalstraße ab. Ein weiteres Groß-Projekt wurde mit Errichtung des Sportzentrums im Ried fertiggestellt, das 1983 im August eingeweiht werden konnte. Das größte kulturelle Ereignis in Kochs Amtszeit war zweifellos die Gründung einer Partnergemeinschaft („Jumelage“) im Jahr 1966 mit dem kleinen Burgunder Ort Longchamp vor den Toren von Dijon. Dies lag ihm besonders am Herzen, wie jährliche gegenseitige Besuche immer wieder beweisen. Die Freunde aus Côte-d’Or betreiben sogar jedes Jahr am Rebblütenfest einen Stand mit Top-Weinen aus der Bourgogne.

Viele tiefe Freundschaften sind bisher entstanden und sogar zwei Laubenheim-Longchamp-Ehen wurden geschlossen. In Longchamp sind die „Rue de Laubenheim“ und in Laubenheim die „Henry-Moisand-Straße“ äußere Zeichen einer langen, festen und lebendigen Freundschaft. Erich Koch war während seiner langen Amtszeit bei allen Laubenheimer sehr beliebt.
Wenn ihn jemand um Rat oder um einen Gefallen bat, fragte er nie nach einer Parteizugehörigkeit. Alle Laubenheimer waren ihm gleich wichtig. Auch im Vereinsleben engagierte er sich. So war er selbst 21 Jahre Vorsitzender der Karnevalgesellschaft Ulk und viele Jahre der Chef der AWO. Auch seiner SPD stand er 22 Jahre vor. Zudem gab es kaum einen Verein, in dem er nicht Mitglied war. Am 23.1.1993 verstarb Erich Koch, drei Tage vor seinem 73. Geburtstag. Nach seinem Tod wurde im November des gleichen Jahres wurde der 1,4 Kilometer lange Höhenweg in „Erich-Koch-Höhenweg“ umbenannt.
Klaus Schmitt

