ALTSTADT – Gestern erlebte der Hohe Dom zu Mainz ein besonderes musikalisches Ereignis: Die Deutsche Messe von Franz Schubert wurde aufgeführt. Der festliche Auftritt, der einen katholischen Sonntagsgottesdienst gestaltete, gehörte zu den Höhepunkten der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum des Kreis-Chorverbandes (KCV) Mainz. Zwar haben die Darbietung unter der Leitung der Kreis-Chorleiterin, Cornelia Albes, nicht wie ursprünglich geplant über 400 Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Chören des Verbandes musikalisch begleitet.
Doch auch für die rund 300 von ihnen wurde die gesangliche Begleitung der Eucharistie zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Von Gänsehautgefühlen, einer fantastischen Erfahrung mit so vielen Leuten, die vielstimmig miteinander harmonierten, berichtete jedenfalls Marie Emmerich-Barten, Pressewartin des KCV und selbst aktive Sängerin im Gesangverein Liederkranz Nieder-Olm, am Tag danach. Sie nahm an der Aufführung teil. „Am Anfang waren wir alle sehr, sehr aufgeregt.“
Die Vorbereitungen für den Tag waren vergleichsweise umfangreich, rekapitulierte Emmerich-Barten. Die Chorleiter studierten die Stücke seit Jahresbeginn akribisch mit den jeweiligen Chören ein. Zwei gemeinsame Proben in Jugenheim und Budenheim bereiteten den großen Tag vor. Auch eine „Stellprobe“, bei der die Sängerinnen und Sänger ihre Positionen im Dom einnahmen, fand statt, ebenso wie die Generalprobe an gleicher Stelle, bei der die Stimmen zum ersten Mal im Dom erklangen.
Franz Schuberts Deutsche Messe, 1827 für den Wiener Kirchenlieddichter Johann Philipp Neumann komponiert, gilt als eines seiner bekanntesten Werke. Das Werk ist in deutscher Sprache verfasst und besteht aus acht Gesängen, die zentrale Aspekte des katholischen Glaubens thematisieren. Schuberts Messe ist keine liturgische Messe im strengen Sinn, sondern ein Werk, das die Gemeinschaft der Gläubigen anspricht. Besonders bekannt ist das Stück „Heilig, heilig, heilig“, das bis heute in vielen Gottesdiensten gesungen wird.
Als die „Sanctus“-Passage im Dom an der Reihe war, habe sie Gänsehaut am ganzen Körper bekommen, beschrieb Emmerich-Barten den Moment, für den sie als eine der Sopranstimmen auf den Treppen des Ostchors mitverantwortlich war und miterlebte. Die besondere Akustik des Doms, trug die majestätische Melodie fort. Mit der Akustik hatte der Chor freilich auch seine Probleme: „Mit dem Echo muss man erst lernen umzugehen“. In jenem feierlichen Augenblick war die Hürde gleichwohl nivelliert.
Der Kreis-Chorverband Mainz feierte mit der „Deutschen Messe“ das 75. Jubiläum seiner Gründung. Bedauerlicherweise musste die Jubiläumsfeier bei den Kulturtagen in Bodenheim wegen schlechten Wetters ausfallen. Umso erfreulicher war es, dass mit dem Hohen Dom zu Mainz ein würdiger Rahmen für die Jubiläumsfeier gefunden wurde – ein gelungener Start in die nächsten 75 Jahre für einen Verband, der zahlreiche Chöre aus der Region vereint und die Chormusik, die kulturelle Bildung und den musikalischen Nachwuchs fördert.
Für alle, die die Deutsche Messe noch einmal erleben möchten oder die Aufführung verpasst haben, gibt es gute Nachrichten: Am 20. Oktober wird das Werk vom Liederkreis Nieder-Olm in der katholischen Kirche in Nieder-Olm erneut aufgeführt.