NIEDER-OLM – Er glänzt goldbraun in der Spätsommersonne und ist ein wahrer Blickfang neben dem Hauptportal der in warmen Gelb- und Orangetönen gehaltenen katholischen Kirche St. Georg: der sogenannte „Nieder-Olmer Büchersessel“. Er ist eine von vier Bronzeplastiken, die die Künstlerin gemeinsam mit Kindern der Nieder-Olmer Liesel-Metten-Schule mit dem Förderschwerpunkt motorische Entwicklung erschaffen hat. „Dafür wurden insgesamt über 400 echte Bücher eingegipst, zu einem großen Sessel zusammengefügt und dann in Bronzen gegossen“, beschrieb Liesel Metten in groben Zügen das Vorgehen. „Wir wollten mit diesem Projekt, gerade in Zeiten der Digitalisierung, das Geheimnis der Bücher bewahren“, führte sie weiter aus.
Gewidmet ist der Nieder-Olmer Büchersessel einem Sohn der Stadt, dem Autoren Wilhelm Holzamer, der von 1870 bis 1907 lebte und zahlreiche Geschichten und Romane über seine Heimatstadt geschrieben hat. Holzamers Novelle „Sein letztes Hochamt“, sie spielt in der Nieder-Olmer St. Georg Kirche, war auch ausschlaggebend für den von der Künstlerin gewünschten Standort des Büchersessels. „Es ist eine ganz besondere Ehre, dieses eindrucksvolle Kunstwerk neben unserer Kirche zu wissen“, betonte Dekan Pfarrer Hubert Hilsbos bei der Segnung. Liesel Metten und er seien sich sehr schnell darüber einig gewesen, wo das neue Kunstwerk besonders gut zur Geltung komme, so der Pfarrer.
„Es war ein wunderbarer Anblick, als ich vom Rathaus Richtung katholische Kirche schaute und die große Schar Kinder und Nieder-Olmer Bürgerinnen und Bürger sah, die sich um den neuen Büchersessel versammelt haben“, sagte Stadtbürgermeister Dirk Hasenfuss, der bei der feierlichen Einweihung natürlich nicht fehlen durfte. Nieder-Olm sei nun um eine weitere tolle Attraktion reicher, so Hasenfuss.
Finanziert wurden die für den Bronzeguss notwendigen 20.000 Euro durch eine Crowdfunding-Aktion der Bürgerstiftung Rheinhessen, die sich sozialen Projekten verschrieben hat. Die Stiftungsvorsitzende Irene Alt freute sich über 103 Unterstützer und insgesamt 23 000 Euro. „Wir können hiermit auf ideale Weise soziale Aspekte mit Kultur, Kunst und Tourismus verbinden“, sagte Alt. Die Kinder wiederum waren ebenfalls begeistert von ihrem Kunstwerk. Schnell bildete sich eine Warteschlange, da jeder auf „seinem“ Büchersessel Platz nehmen wollte. „Der ‚Büchersessel‘ ist nach dem ‚Blindenhund‘ schon das zweite große Kunstprojekt, das die Namensgeberin unserer Schule mit den Kindern vollbracht hat“, erzählte Schulleiterin Gabriele Ptok dankbar. „Frau Metten ist eine große Bereicherung für die Kinder und unsere Schule.“