Start Gesellschaft Von der Schulbank auf den ersten Arbeitsmarkt

Von der Schulbank auf den ersten Arbeitsmarkt

Hechtsheim – Die Gesellschaft für Teilhabe und Integration, „in.betrieb“ gGmbH, geht in Hechtsheim gemeinsam mit der Industrie und Handelskammer für Rheinhessen (IHK) in die nächste Berufsoffensive. Acht Menschen mit Behinderungen haben vor kurzem einen Lehrgang begonnen, an dessen Ende eine Qualifizierung für den ersten Arbeitsmarkt auf sie wartet. Zum „Praktiker in sozialen Einrichtungen“ werden sie bis zum kommenden Sommer in Theorie und Praxis geschult. Diesmal interessieren sich alle acht Bewerber durchweg für die Kindergärten und -tagesstätten als Wunscharbeitsplätze. Wobei sie auf ein Vorbild zurückgreifen können. Tim hat die Hürde gepackt und arbeitet nun tatsächlich in einer Kita in Bingen. Auf dem ersten Arbeitsmarkt. „Vor allem im hauswirtschaftlichen Dienst“, sagte Cynthia Gottschald-Kipping von der Bereichsleitung Bildung und Gesundheit bei „in.betrieb“ bei der offiziellen Vorstellung der Gruppe. Aber er sei auch einmal in der Woche bei der Kinderbetreuung dabei.
Wie Gottschald-Kipping beschriebt, sei das Interesse der Bewerber an Kitas wesentlich durch die Erfahrungswelt bedingt. „Darunter können sie sich mehr vorstellen als unter der Seniorenbetreuung.“ Gleichwohl werden sie beim Lehrgang nicht nur in den Kindergärten, sondern auch in den Betreuungseinrichtungen für Senioren in Mainz und im Landkreis Mainz-Bingen hospitieren.

Die – mittlerweile dritte – Ausbildungsgruppe profitiert dabei vom Lehrplan, den die IHK und und „in.betrieb“ gemeinsam entwickelt und nun auch angepasst haben. „Wir haben gemerkt, dass die Teilnehmer hin und wieder im Praktikum mit dem Thema Tod und Trauer konfrontiert werden, was Ängste und Vorbehalte hervorruft“, so Gottschald-Kipping. Jetzt soll es vorab halbtägige Exkursionen in Seniorenheime sowie einen Tagesworkshop geben. Es könnte sein, dass sich danach einige Schüler doch für einen potenziellen Einsatz in der Seniorenbetreuung entscheiden, so die Vermutung. Der Lehrgang umfasst sechs Module, die mit einer Prüfung in Form einer Abschlusspräsentation am 14. Juni enden.
Viktor Wilpert Piel von der IHK, betonte, dass für die „Wirtschaft nicht das interessant ist, was ein Bewerber nicht kann, sondern die Fähigkeiten, die er mitbringt“. Mit anderen Worten spiele eine Behinderung eine untergeordnete Rolle. „Schön, dass Sie es sich trauen“, sagte er zu Lehrgangsteilnehmern. „Wir finden mit dem Lehrgang heraus, was Sie können.“ Er sei sich sicher, dass „die Betriebe Sie mit offenen Armen empfangen werden“.

Auch Volker Conrad von der Kreisverwaltung Mainz-Bingen zeigte sich beinah enthusiastisch. „Inklusion bedeutet, dass jeder in etwas gut ist.“ Der Lehrgang helfe herauszubekommen, „worin Sie gut sind“. Laut Conrad zeige die Kooperation der IHK mit „in.betrieb“, „dass die Werkstatt für Behinderte keine Einbahnstraße mehr ist“. Dank der positiven Erfahrungen der Vergangenheit „genießen wir das nötige Vertrauen der Kooperationspartner, um den Teilnehmern ein barrierefreies Arbeite zu ermöglichen“, freute sich Michael Huber, Geschäftsführer von „in.betrieb“.