„Wir sind ein offenes Haus“

Hechtsheim – Die Gelegenheit zur Besichtigung der im Jahr 2015 eingeweihten mazedonisch-orthodoxen Kirche St. Nikolaus, im Gewerbegebiet an der August-Horch-Straße in Hechtsheim, nutzten viele Kunstfreunde. „Wir haben einen erstaunlichen Andrang heute, daher teilen wir die Gruppe“, meinte Manfred Rößle vom Ökumenischen Arbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde und der katholischen Pfarrgemeinde St. Pankratius. Bora Markovski Vorstandsmitglied und Übersetzer von St. Nikolaus erläuterte, “Wir sind hier in einem Gotteshaus der Ostkirche. Ein Erzbischof ist das Oberhaupt der mazedonisch-orthodoxen Kirche, dieser lebt in Schweden.

Die mk. Kirche ist verwandt mit der Katholischen sowie mit der Evangelischen aber im Gegensatz zur röm.-kath. Kirche sind die mk.-orth. Priester verpflichtet zu heiraten, um die Weihe für das Priesteramt zu erhalten. Erst seit wenigen Monaten haben die Gläubigen einen eigenen Priester. Menschen, die sich für ihre Religion interessieren, seien jederzeit willkommen, betonte Markovski. „Wir sind ein offenes Haus.“ Die mk-orth. Kirche gehört zu den orthodoxen Kirchen, die mit rund 300 Millionen Angehörigen die drittgrößte christliche Gemeinschaft der Welt ist.

Gastarbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien gründeten die Mainzer Gemeinde im Jahr 1989. 1991 ist das alte Jugoslawien, zu dem auch Mazedonien gehörte, zerfallen. Angesichts der wachsenden Zahl von Gläubigen sei die Kapelle von St. Bernhard in Bretzenheim zu klein geworden. Der mit einem jungen Kirchenvorstand besetzte Rat hatte 100 000 Euro für einen Kirchenbau gesammelt und begann die Suche nach einem Grundstück, dabei war der frühere Baudezernent Norbert Schüler (CDU) behilflich. Für das Projekt der regionalen Gemeinde, die im Umkreis von ca.150 Kilometer rund um Mainz bis zu 4000 Mitglieder betreut, fanden sich viele Unterstützer. Wozu auch Unternehmer Zoran Trajcer gehörte, der auf die Vergütung seiner Bauarbeiter verzichtete.

Nur mit Eigenleistungen und Spenden habe man das Vorhaben gestemmt. Sei es durch Arbeitsleistung sowie Geld- und Sachspenden wie den Ikonentisch oder die von Hand geschnitzte Eingangstür. Vier Jahre haben sich die Bautätigkeiten ab 2010 getreckt und die Errichtung der Kirche samt Gemeindehaus, in dem sich ein Saal, ein Jugendraum und eine Drei-Zimmer-Wohnung für Priester Konstantin Pavlevski, der 27 Jahre alt ist und fleißig die deutsche Sprache an der VHS lernt, befinden. Dieser erklärte: „Meistens stehe ich bei der Zeremonie mit dem Rücken zur Gemeinde“.

Die prunkvollen Lüster und die prächtige Ikonenwand wirken eindrucksvoll in der Kirche, die Platz für bis zu 80 Personen bietet. Die handgemalten Wand- und Deckenbilder über und hinter der Ikonenwand sollen auf die gesamte Kirche ausgedehnt werden. Erst betritt man eine Vorhalle, dann einen Hauptraum, der ein regelmäßiges Achteck beschreibt, die Zahl Acht steht als Symbol für die Wiederkunft Christi. Die Ikonen, die an einer Ikonostase installiert sind, definieren eine geistige Barriere. Der dahinterliegende Altarraum ist dem Priester vorbehalten, abgetrennt durch Schwingtür und Vorhang.