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Mit Heilpflanzen durch die Trauer Autorin Flor Schmidt las beim Verein „Trauernde Eltern“

Vorsitzende Nicole Sieben (rechts) begrüßte Autorin Flor Schmidt beim Verein „Trauernde Eltern & Kinder Rhein-Main“. Foto: Oliver Gehrig   

BRETZENHEIM/HECHTSHEIM – „Du bist nicht allein“ ist das Motto des Hechtsheimer Vereins „Trauernde Eltern & Kinder Rhein-Main“, der jetzt zu einer interaktiven Lesung ins Bretzenheimer Gemeindezentrum St. Bernhard eingeladen hatte. Vorsitzende Nicole Sieben begrüßte die Freiburger Autorin Flor Schmidt zu einer interaktiven Lesung aus deren Werken Wüstenregen“ und „Mit Heilpflanzen durch die Trauer“. Es handelte sich um die 5. Veranstaltung in der Reihe „Tod.Endlich.Leben“. Rund 20 Interessierte hörten aufmerksam zu, informierten sich, kamen ins Gespräch und tauschten sich zu den Themen Tod und Trauer aus.

Flor Schmidt, die fünf Jahre an einer Heilpflanzenschule gelernt hat, hat in der Silvesternacht 2011/2012 ihren Sohn durch einen Verkehrsunfalltod verloren, teilte die Autorin zu Beginn mit. „Ich habe die Trauer kennengelernt, da haben mir die Heilpflanzen viel geholfen“, berichtete sie. „So lag es nahe, beides im Buch ,Mit Heilpflanzen durch die Trauer’ zu verbinden.“ Kräuter gegen Tränen: Ist das realistisch? „Kräuter könnenden Kummer nicht wegzaubern, aber sie können vielleicht ein Lächeln ins Gesicht bringen“, erklärte die Autorin. Für sie seien die Pflanzen grüne Freundinnen und Begleiter, helfende Wesen und Vorbilder. „Pflanzen blühen und helfen aus sich selbst heraus: Pflanzen befinden sich bereits in jenem Gleichklang, nach dem wir ein Leben lang suchen.“ In ihrem Buch hat sie jedem Lebensthema eine Pflanze und eine Heilanwendung zugeordnet. So stehe etwa der Löwenzahn für Akzeptanz. „Er ist ein Kosmopolit und ist der festen Überzeugung, überall auf der Welt willkommen zu sein.“ Mit seinen starken Wurzeln sei er zudem fest verankert. Für Dankbarkeit stehe der Lavendel. Die Autorin verbreitete ein Duftspray mit Lavendel und riet dem Auditorium, einen tiefen Atemzug zu nehmen und sich ganz auf den Duft zu konzentrieren. „Welches Gefühl ruft der Lavendel wach?“, fragte sie ihr Auditorium. Wohlbefinden, Leichtigkeit, Ruhe, Sehnsucht und ein Ankommen, waren einige der Antworten. Es sei durchaus möglich, den Geruchssinn mit Gefühlen zu verbinden, bestätigte Flor Schmidt. Sie verwende den Duft auch bei ihren Trauerseminaren. Der Lavendel lindere Nervosität, Angstzustände und Verspannungen, volkstümlich werde er auch „Nervenkräuterl“ genannt. Als weiteres Beispiel für eine Kräuteranwendung nannte sie das Brennnessel-Fußbad. „Die Brennnessel brennt. Man ist sofort im Hier und Jetzt.“ So vergesse man für einen Moment die Vergangenheit.

Die Freiburger Autorin las auch aus ihrem Buch „Wüstenregen“, in dem sie neun Jahre Trauerarbeit mit verwaisten Eltern zusammengefasst hat. Als Metapher der Trauer dient das Bild der Wüste mit ihrer kargen, unwirtlichen Seite. Drei Module verwendet sie in ihrem Werk: das Beduinenzelt für Impulse und Gedanken, das Dromedar als Wüstenseele sowie die Sonne als Kraftquelle, mit Tipps zur Selbsthilfe. Anschließend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der interaktiven Lesung die Möglichkeit, einen positiven Satz aufzuschreiben, was man sich selbst vergibt. Flor Schmidt: „So geht Üben – deshalb heißt es Trauerarbeit.“

Weitere Informationen zum Thema Trauer beim Verein „Trauernde Eltern & Kinder Rhein-Main“, Carl-Zeiss-Straße 32, 55129 Mainz-Hechtsheim, Telefon 06131/6172658.

Oliver Gehrig