BRETZENHEIM – Im Chicago der 20er-Jahre spielt das Stück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“, das Bertolt Brecht im Jahr der Weltwirtschaftskrise 1929 schrieb. Darin übt er reichlich Kritik an den Auswüchsen der Industriekultur –etwa in den Schlachthöfen, in denen Arbeiter ausgebeutet wurden und in den Strudel der wirtschaftlichen Machenschaften der Fleischbosse gerieten. Die Theater-AG der Bretzenheimer IGS hat daraus ein interessantes zweistündiges Stück kreiert, in dem die zwölf schauspielenden Schülerinnen und Schüler reichlich Emotionen auf die Bühne bringen und in dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Auch das Genre Steampunk findet Platz, indem viktorianische Mode mit postapokalyptischem Arbeiterpunk verbunden wird. Die knapp 100 Zuschauer im gut gefüllten Theaterraum spendeten bei der ersten Aufführung reichlich Applaus für diese tolle Leistung der Theater-AG.

Besonders hervorzuheben ist Mark Zappe als Fleischkönig Pierpont Mauler, der auf der Bühne förmlich explodiert und reichlich Komik in seinen Auftritt reinbringt –das wirkt sehr professionell. Überzeugend auch alle anderen Akteure, darunter Jonas Benninghoff und Helen Graffert als „Major und Soldat der Strohhüte“, die auch mit Tanz und Gesang brillieren, etwa mit einer deutschen Version des Mackie-Messer-Songs –allesamt übrigens Abiturienten. „Mit erwachsenen Schülern kann man sehr viel anspruchsvollere Stücke spielen“, erläuterten die Lehrerinnen Sabine Omerhodzic und Barbara König im Gespräch mit der Lokalen Zeitung. Sie hatten mit den Schülerinnen und Schülern nicht nur ein Jahr lang das Stück einstudiert, sondern führten auch Regie und agierten darüber hinaus als Souffleusen, wenn der anspruchsvolle Text mal klemmte.

„Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ war das fünfte Stück der Theater-AG, die seit 2016 großes Theater auf die Bühne bringt. Der Erlös der beiden Aufführungen fließt in das neue Stück und insbesondere in die aufwendigen Kostüme. Der Titel des neuen Stückes, das im Sommer 2021 in neuer Besetzung aufgeführt werden soll, steht noch nicht fest.