RÜSSELSHEIM – Der Magistrat hat der Stadtverordnetenversammlung erstmalig einen Sachbericht über die Arbeit der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen vorgelegt, wie Bürgermeister und Kulturdezernent Dennis Grieser bekannt gibt. „Damit erweitert die Stadt Rüsselsheim am Main ihre Berichterstattung über den Kulturbereich, mit der Politik und Öffentlichkeit regelmäßig und umfassend über die Situation der öffentlich geförderten Kulturinstitutionen in unserer Stadt informiert wird“, so Dennis Grieser.
Die Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim wurde 2001 gegründet. Aufgabe der Stiftung ist es, die unter Denkmalschutz stehenden Opelvillen zu pflegen und instand zu halten. Des Weiteren verwirklicht die Stiftung Ausstellungen und engagiert sich für die Bildung und Förderung von Kunst. Mit dem thematischen Schwerpunkt »Von der Moderne zur Gegenwart« beleuchten die seit 2003 konzipierten Ausstellungen die Entwicklung internationaler Kunst vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute. Seit ihrer Gründung entwickelt die Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen innovative Programme zur Kunstvermittlung. Das Programm der Stiftung beginnt für Kitakinder zur Sprachförderung und endet bei Menschen mit Demenz. In den letzten Jahren wurden verschiedene generationsübergreifende Programme gestartet und neue Vermittlungsformate zu den jeweiligen Ausstellungsinhalten entwickelt. Spezielle Förderangebote richten sich an Nachwuchskünstler*innen. Mit der „Schleuse“ steht den Auszubildenden aus umliegenden Kunsthochschulen ein eigener Ausstellungsraum zur Verfügung. Zusätzlich beinhaltet das Förderprogramm der Stiftung seit 2009 ein Gastatelier, das „Labor“, im Untergeschoss des Hauses. Dort können junge Kreative arbeiten und ausstellen.
Der Bericht der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen umfasst den Berichtszeitraum 2020/2021 und beschreibt neben der kulturellen Bespielung der Opelvillen auch die Anstrengungen der Stiftung im Bereich der Gebäudeunterhaltung.

In diesem Zweitraum wurden drei Sonderausstellungen verwirklicht: „Liebesgrüße aus Havanna“ (12. Februar 2020 bis 20. September 2020), »Kunst für Tiere. Ein Perspektivwechsel für Menschen« (4. Oktober 2020 bis 17. Januar 2021) sowie »Lee Miller. Hautnah. Fotografien von 1940 bis 1946« (7. Februar 2021 bis 3. Oktober 2021). Die Ausstellungen konnten trotz coronabedingter Einschränkungen und zeitweiliger Schließzeiten vierstellige Zuschauerzahlen aufweisen. Am 9. Juli 2021 feierte die Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einem Konzert des sechsköpfigen Ensamble Canelazo auf den Terrassen und im Garten vor 200 Gästen.
Der Bericht geht auch auf die pandemiebedingte Situation für die Opelvillen ein. Nach der vorläufigen Schließung am 15. März 2020 war das Ausstellungshaus ab Mai 2020 zunächst nur an Sonntagen für Kleingruppen geöffnet. Neue Online-Vermittlungskonzepte wurden ins Leben gerufen. Während des zweiten „Lockdowns“ ab November 2020 setzte sich die Kuratorin Dr. Beate Kemfert dafür ein, dass die Opelvillen als Bildungsstätte und außerschulischer Lernort anerkannt wurden. Damit konnte das Ausstellungshaus ab dem 1. Dezember 2020 wieder für Einzelgruppen von Kindertagesstätten, Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen geöffnet werden.
Zu den Hauptsanierungsarbeiten am Gebäude zählten 2020 und 2021 vor allem Instandsetzungsarbeiten, etwa im Bereich der Natursteinflächen an den Terrassen, den Deckenflächen im Ausstellungsbereich sowie der Lichtanlage. Daneben zeigt der Bericht auf, dass die Finanzsituation der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim nicht zuletzt aufgrund der Pandemie und des Sanierungsstaus des denkmalgeschützten Gebäudeensembles besorgniserregend ist. Der Wirtschaftsprüfer bewertet die Situation wie folgt: „Vor dem Hintergrund der vom Vorstand vorgelegten Planzahlen und Erläuterungen weisen wir darauf hin, dass sofern die aktuell erkennbare Unterdeckung nicht von der Stadt Rüsselsheim oder durch Dritte abgedeckt wird, der Stiftung aufgrund mangelnder Liquidität die Insolvenz droht.“
Die Stadtverordnetenversammlung hat auf Vorschlag des Magistrats bereits 2020 beschlossen, ab dem Haushaltsjahr 2023 den Zuschuss für die Opelvillen an jährliche Preissteigerungen anzupassen. Auf Grundlage dieses Beschlusses wird im Haushaltsplan 2023 der Zuschuss für die Personal- und Sachkosten der Opelvillen um 10 Prozent auf 287.540 Euro erhöht. Der Zuschuss für die Bauunterhaltung erhöht sich um 18 Prozent auf 153.400 Euro. Darüber hinaus wird von Seiten der Stiftung eine Finanzplanung erstellt, aus dem unaufschiebbare Baumaßnahmen in den kommenden Jahren sowie der entsprechende Mittelbedarf hervorgehen. Damit soll sichergestellt werden, dass der Magistrat und die Stadtverordneten frühzeitig erkennen, in welchen Jahren die notwendigen Sanierungsmaßnahmen die zur Verfügung stehende Liquidität überschreitet, damit der entsprechende zusätzliche Liquiditätsbedarf beziffert werden kann.
„Die Opelvillen sind aus dem Kulturgeschehen der Stadt nicht mehr wegzudenken; ihr Erhalt muss eine hohe Priorität für die Stadt haben“, so Bürgermeister Grieser abschließend.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main