Das JUZ als Zufluchtsort in Zeiten der Flucht

Hechtsheim – Dass die Jugendlichen beim Tag der offenen Tür ihre Wünsche und Statements nicht selbst vortragen wollten, ist – so merkwürdig es sich anhören mag – schon ein Erfolg der Resilienzförderung, die der neue Leiter des JUZ Hechtsheim-Ebersheim mit seinem Team zum pädagogischen Ansatz gewählt hat. Nein sagen dürfen und können gehört eben auch zur Bildung einer starken Persönlichkeit. In den neuen Übergangsräumen im Flachbau in der Max-Born-Straße stellten Philip Voigt und die scheidende Leiterin Sevgi Mala-Caliskan Team, Programm und pädagogisches Konzept vor.

Gekommen waren Vertreter aus anderen Institutionen, den Kitas, Schulen und Kirchen, die Ortsvorsteher Franz Jung und aus Ebersheim Matthias Gill. Auch um von der allseits beliebten Sevgi Mala-Caliskan Abschied zu nehmen, die nun nach 18 Jahren in der offenen Kinder- und Jugendarbeit zur Früherziehung in die städtische Kita in Weisenau wechselt. Seit Oktober hat das JUZ in Hechtsheim Unterschlupf gefunden, bis es wieder, irgendwann im Jahr 2019 nach Fertigstellung des neuen Bürgerhauses, dorthin zurückkehrt. In dieser Zeit seit Oktober hat das Team fast komplett gewechselt. „Mit dem Tag der offenen Tür wollen wir auch eventuelle Berührungsängste bei den Nachbarn abbauen“, so Voigt.

„Charakteristisch für unsere Arbeit ist die Resilienzförderung“, erklärt der Pädagoge, „damit die Kinder und Jugendlichen Selbstwertgefühl und Selbstständigkeit, eine zuverlässige Lebenseinstellung und den Glauben an die eigene Kontrollmöglichkeit entwickeln.“ Welche Lösung sie dabei angehen, entscheiden sie selbstbestimmt im Erkennen der eigenen Bedürfnisse, aber sie müssen auch mit dem Ergebnis leben und die Konsequenzen ihres Handelns ertragen. „Das ist das Neue“, so Sevgi Mala Caliskan. Und Voigt und Mala-Caliskan wissen: Kinder brauchen einen festen sozialen Bezugspunkt, „eine stabile emotional positive, wertschätzende Beziehung zu mindestens einem Erwachsenen.“ Resilienz bedeute psychische Widerstandskraft und beinhalte die Fähigkeit, Krisen im Rückgriff auf persönliche Ressourcen zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen.

Die Jugendlichen „dankten“ es den Pädagogen mit ihren Statements zum JUZ: „Wenn das JUZ zu hat, weiß ich nicht, was ich machen soll.“ „Hier kann ich sein wie ich bin.“ „Hier sind wir alle gleich.“ „In Zeiten von Flucht betrachte ich das JUZ als Zufluchtsort.“