NEUSTADT – Das erste komplette Corona-Jahr geht zu Ende. Das zweite Weihnachtsfest unter den Vorzeichen von Corona steht bevor. Dazu Pfarrer Matthias Teutsch von der Pauluskirchengemeinde in der Neustadt.
Herr Pfarrer Teutsch, wie haben Sie als Geistlicher das Jahr 2021, also das erste komplette Coronajahr erlebt?
MATTHIAS TEUTSCH: Ich erhalte mehrmals in der Woche seitenweise Verordnungen der diversen Arbeitsstellen unserer Kirche, muss diese in den Dienstbesprechungen umsetzen helfen und verliere mit diesem Drumherum die meiste Arbeitszeit. Das ist ungefähr so, als würde man mit angezogener Handbremse Auto fahren. Würde ich mich buchstäblich an alle Verordnungen halten wollen, verlöre ich die Übersicht. Es stärkt mich, dass wir im Kreis der Mitarbeitenden nicht jede und jede für sich, sondern alle gemeinsam darunter leiden.
Wie bewerten Sie die Corona-bedingten Veränderungen in der Gesellschaft?
MATTHIAS TEUTSCH: Ich bete seit Jahren darum, dass unser schnelles Leben sich verlangsamt. Jetzt ist mein Gebet endlich erhört worden, aber natürlich ganz anders, als ich es mir gewünscht habe. Das ist durchaus typisch für Gott: ich hätte es mir denken können. Allerdings habe ich Angst, dass unsere Gesellschaft das nicht versteht, sich entsolidarisiert und zu einem beträchtlichen Teil Freiheit ohne Verantwortung haben will.
Wie kann der Glaube in solch einer Ausnahmesituation beitragen?
MATTHIAS TEUTSCH: Glaube ermahnt uns zu Geduld und Beharrlichkeit. Das heißt in diesem Falle: Die Umbrüche in unserer Welt begreife ich als Anbruch eines neuen Zeitalters. Es bleibt zu fragen, inwieweit dieses uns dann erlöst und inwieweit es uns vor neue Aufgaben stellt.
Wie wird in diesem Jahr Weihnachten in Ihrer Gemeinde aussehen?
MATTHIAS TEUTSCH: Kurz vor Weihnachten werden gewiss wieder einmal neue Regelungen die bisherigen ablösen. Das verlangt ein Unmaß an Flexibilität und gewährt wenig Zeit zur Vorbereitung. Im Moment gilt bei uns 3G. Wie aber werden wir überhaupt Gottesdienst feiern können?
Wie werden Sie Weihnachten verbringen?
MATTHIAS TEUTSCH: Im gewohnten Wechsel von Familienkreis und täglicher Öffentlichkeit verkleinern sich die Feiern. Dazu fällt mir ein: auch das erste Weihnachten fand abseits der großen Welt statt.
Autor: Ralph Keim