MAINZ – Die Region des heutigen Rheinhessen vor rund zehn Millionen Jahren: Die Tierwelt ist überhaupt nicht vergleichbar mit der der Gegenwart. Zu den Vierbeinern, die damals hierzulande die Landschaf bevölkerten, gehörte zum Beispiel das Krallentier.
Diese Krallentiere sind mit keinem heute noch existierenden Tier vergleichbar. Sie ähnelten einer Mischung aus Riesenfaultier und Pferd. Auch was Affenartiges ist auszumachen. In der Ära von vor 16 bis 8 Millionen Jahre lebte Chalicotherium – so die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung des Krallentiers – im heutigen Europa, Afrika und Asien. War also fast ein Weltbürger.
Die Nachbildung eines solches Krallentiers bereichert jetzt den Eingangsbereich des Naturhistorischen Museums in Mainz. Die lebensgroße Rekonstruktion wurde von Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse und Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner enthüllt. Die Rekonstruktion des Krallentiers entstand in der Werkstatt des Paläo-Künstlers Ramon López in Katalonien – unter wissenschaftlicher Beratung des Naturhistorischen Museums Mainz. Begleitend sind Fossilien des Krallentieres ausgestellt, die aus der Forschungsgrabung stammen, die das Museum in Eppelsheim durchführt.
Auffällig sind selbstverständlich die imposanten Krallen und die Art, wie das Tier darauf steht. Angst hätte keiner vor dem Krallentier haben müssen, denn es bevorzugte pflanzliche Kost. Mit seinen starken Hinterbeinen stützte es sich ab, reckte sich in die Höhe und knabberte somit auch höher wachsende Blätter ab. Die Männchen hatten eine Schulterhöhe von rund 2,60 Metern, die weiblichen Krallentiere von 1,80 Metern. Und zumindest die Krallentier-Version, wie sie jetzt im Naturhistorischen Museum steht, hat einen wirklich gutmütigen Gesichtsausdruck.