Start Gesellschaft Ingelheim steht auf Friedlicher Protest gegen AfD-Geschäftsstelle in Uhlerborn

Ingelheim steht auf Friedlicher Protest gegen AfD-Geschäftsstelle in Uhlerborn

Silvia Klengel mahnt die Bürgerliche Pflicht an, die Demokratie zu verteidigen. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

INGELHEIM – Rund 200 Menschen haben friedlich, aber unzweideutig vor der neuen Geschäftsstelle der AfD in Uhlerborn protestiert. Initiiert hatte die Kundgebung, Ortsvorsteherin von Heidesheim Silvia Klengel. Angeschlossen und mitvorbereitet haben sie die Vereine Rheinhessen gegen Rechts, In-RAGE, Kultur und Politik. Deren Vertreter haben als Redner das Wort ergriffen. Gesprochen haben zudem Walter Luser vom Ortsbeirat in Heidesheim, der katholische Pfarrer von Ingelheim Christian Feuerstein, sowie Eva-Maria Hartman vom „Verein für Integration und Soziales Heidesheim-Wackernheim“ und Minas Ioannidis vom Ingelheimer Beirat für Migration und Integration. Anwesend waren die Bürgermeisterin von Ingelheim, Eveline Breyer (CDU), die Landtagsabgeordnete, Nina Klinkel (SPD), und Tabea Rößner (Grüne) vom Deutschen Bundestag. Präsenz zeigten schließlich die Katholische Jugend und der aktuelle Kerbe-Jahrgang aus Heidesheim, der nicht als Gruppe, sondern als Einzelpersonen der Demo bewohnte.

Dieter Engelhard bei der Verlesung des Ingelheimer Appells. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Wie Klengel zum Auslöser der Zusammenkunft erläuterte, habe die AfD am Budenheimer Weg die Räume für die Landesgeschäftsstelle der Kreisverbände Mainz und Mainz Bingen sowie die Wahlkreisbüros des Bundestagsabgeordneten, Sebastian Münzenmaier, und des parlamentarischen Geschäftsführers der AfD-Landtagsfraktion, Damian Lohr, bezogen. Zur Erinnerung: Bisher nutzte die Partei dafür die Geschäftsräume eines Autohauses in Mainz-Hechtsheim, deren Nutzung aber die Stadt aus formalen Gründen verboten hatte. „Wir haben Rechte und Pflichten. Die Demokratie zu verteidigen, gehört dazu“, sagte Klengel. Die Verfassung werde ihre Gültigkeit an dem Tag verlieren, „an dem sie uns gleichgültig wird“.

Direkt an den Vermieter der Räume, Immobilienentwickler Wolfram Richter, appellierte Walter Luser. „Wir haben in der Presse lapidar von ihm erfahren, er sei ja nur ein Investor und sei völlig unpolitisch.“ Wer aber solche Summen an Kapital bewege, wer in der Liga der großen Geldgeber mitspielen wolle, der hat auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und die werde er an dieser Stelle wieder nicht gerecht, so der Lokalpolitiker.

Walter Luser forderte vom Investor Richter die Einhaltung gesellschaftlicher Verantwortung. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

„Wir wollen keine Brutstätte des Faschismus in Heidesheim“, stellte Jochen Schmidt in seiner Ansprache fest, die er mit Liedern ergänzte.

Dieter Engelhard von In-Rage, erwähnte die Aktion „Ingelheim zeigt Gesicht für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“. Er verlas auch den Ingelheimer Appell 2.0. „Deutschland braucht keine Alternative zu Freiheit und Vielfalt, wir stehen gemeinsam für ein offenes Land, das sich mutig den Herausforderungen stellt, anstatt sich von rechtsextremer Propaganda und menschenverachtend Populismus aufhetzen zu lassen.“ Das Hauptziel des Appells und der Aktion sei es, so Engelhardt, „ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und für ein respektvolles Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft zu setzen“. Während der Demo haben zahlreiche Teilnehmer die Gelegenheit genutzt, Farbe zu bekennen, und setzten ihre Unterschrift auf ein Transparent mit dem Appell. Das Spruchband soll am Zaun der Burg Windeck angebracht werden.

Mit Unterschriften bekannten sich die Teilnehmer zur Demokratie. Im Hintergrund die Einfahrt zum Gelände, auf dem die AfD die Geschäftsstelle bezogen hat. Foto: Gregor Starosczyk-Gerlach

Pfarrer Feuerstein zitierte die deutschen Bischöfe: „Der völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar“.

Ein sehr persönliches Statement gab Roland Schäfer ab: „Ich bin ein überzeugter Sozialdemokrat und ich lebe mit einem Mann zusammen. Nicht nur Menschen wie ich können in einem Land, in dem die AfD Verantwortung trägt, nicht mehr frei von Angst leben“. Die große Strategie der Rechten sei es, den öffentlichen Diskurs sukzessive zu verschieben und das Unsagbare wieder sagbar zu machen, sagte Schäfer.

Gregor Starosczyk-Gerlach