Start Gesellschaft Kein Grund zum Schämen

Kein Grund zum Schämen

MAINZ – Sie führen ein Leben, bei dem sie ständig und nahezu täglich mit Problemen konfrontiert werden. Die Rede ist von Menschen, die nur unzureichend oder sogar gar nicht lesen und schreiben können. In der Praxis bedeutet das, dass sie Gebrauchsanweisungen, Hinweistafeln, Beipackzettel für Medikamente, Antragsformulare und Briefe nicht lesen, dass sie eigene Anliegen nicht schriftlich formulieren können.
Doch oftmals gelingt es diesen Analphabeten, ihre Lese- und Schreibschwäche vor der Familie, den Freunden und Kollegen zu verbergen – nicht selten über viele Jahre hinweg. Schätzungsweise 350 000 Erwachsene in Rheinland-Pfalz können nur unzureichend lesen und schreiben. Heruntergebrochen auf Mainz wären das immerhin rund 20000 Männer und Frauen.

Doch nicht alle wollen und können sich damit abfinden. Dazu brauchen sie jedoch konkrete Hilfe, die die in einem der beiden Bonifaziustürme untergebrachte Öffentliche Bücherei Anna Seghers in Form der „ABC-Werkstatt“ anbietet. Kulturdezernentin Marianne Grosse gab dazu jetzt den offiziellen Startschuss.
Zweimal wöchentlich bietet eine ausgebildete Ansprechpartnerin Unterstützung an, hilft beispielsweise beim Ausfüllen von Formularen und gibt konkrete Anleitungen bei den ersten Schritten hin zu mehr Lese- und Schreibkompetenz. Die „ABC-Werkstatt“ kann punktuell für ein konkretes Anliegen oder kontinuierlich genutzt werden. Betreut wird die Werkstatt von Alexandra Ressmann, Fachkraft für Alphabetisierung an der VHS Mainz.
Dezernentin Grosse betonte bei der Eröffnung der mit Landesmitteln geförderten „ABC-Werkstatt“, dass eine Lese- und Lernschwäche kein Grund sei, sich schämen zu müssen. Wichtig sei, dass sich der Betroffene einen Ruck gibt und den ersten Schritt unternimmt, das Manko erfolgreich anzugehen.
Die regelmäßigen Termine der „ABC-Werkstatt“ sind donnerstags von 17.30 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 11.30 Uhr.

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Seit ihrer ersten Ausgabe bin ich in verschiedenen Bereichen engagiert bei Journal LOKAL - die lokale Zeitung. Heute verantworte ich die Ausgaben "Mainz", „Mainz-Mitte“ und „Mainz-Mombach“. „Die lokale Berichterstattung ist für mich immer wieder etwas Besonderes, da man hier ganz nah an den Menschen ist“, möchte ich, Jahrgang 1964, meine Arbeit beschreiben. „Außerdem ist Mainz eine tolle Stadt mit einem tollen Umfeld.“