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Live, unplugged, echt und voller Emotionen Gregor Meyle begeisterte mit seiner Band in der kING

Gregor Meyle beherrschte die Kunst der leisen Töne. Foto: Sabine Longerich

INGELHEIM – „Wow! Die Hütte ist voll und alles glänzt, extra für uns – was für ein Empfang in Ingelheim!“, so begeistert begrüßte Gregor Meyle sein Publikum zur Unplugged-Tour 2024 in der Kultur- und Kongresshalle (kING) in Ingelheim. Das Konzert seit Langem schon ausverkauft. Als Meyle und seine Band aus lauter Champions-League-Musikern die Bühne betraten, sprang der Funke sofort über: Zuschauerinnen und Zuschauer spürten die echte Freude, mit der alle Musikerinnen und Musiker bei der Sache waren. Ihre Hingabe, unverkennbar und authentisch, eben ganz echt, riss das Publikum von Anfang an mit. Meyle & Band spielten fast drei Stunden lang handgemachte Musik, ohne PC und ohne KI, mit nicht nachlassender Leidenschaft und mehreren Zugaben. Die Atmosphäre in der kING war familiär, gemütlich und nahezu intim.

Wer einmal ein Meyle-Konzert besucht hat, der kommt immer wieder. In der ersten Reihe hatten sich treue Fans Karten gesichert, die der Sänger persönlich begrüßte: „Hier vorn sitzt eine Familie, auf deren Hochzeit wir vor 13 Jahren gespielt haben. Ich musste mir damals 30 Minuten vor dem Auftritt im REAL einen Anzug auf dem Wühltisch kaufen – aber das war scheinbar ein gutes Omen: Sie sind immer noch verheiratet.“ Auf diese launige Weise führte Meyle durch den Abend, zu jedem seiner Songs erzählte er eine Geschichte, die das Publikum oft zum Lachen, manches Mal aber auch zum Weinen brachte.

Daneben präsentierten die Musiker ihre Virtuosität jeweils in Soli auf E-Gitarre und Geige, am Piano, Bass und Schlagzeug. Stilübergreifend, manchmal an eine Jazz-Session erinnernd, manchmal soulig oder sehr gefühlig, überraschte Meyle mit fantastischen Sängerinnen und Band stets aufs Neue mit seinen Einfällen und Improvisationen. Die Sitzplätze waren eigentlich überflüssig: Der Musiker forderte das Publikum immer wieder aus, sich zu erheben, zu tanzen, zu klatschen und mitzusingen: „Denkt an die Thrombose, Sitzen ist schädlich.“ Und er behauptete, Ingelheim sei als Soul-Stadt bekannt, so dass dann auch ein spontan gebildeter vierstimmiger Chor aus hunderten von Zuschauern nahezu perfekt die Session auf der Bühne begleiten konnte. Die enge Bindung zwischen Sänger und Fans war fast greifbar.

Seinen wohl bekanntesten Song, „Keine ist wie du“, konnte das Publikum sowieso auswendig mitsingen. Meyle schrieb ihn nachts um drei Uhr, allein und auf gepackten Kisten, nachdem seine Freundin ihn nach fünf gemeinsamen Jahren verlassen hatte. Und in der schweren Zeit, in der seine geliebte „Mama“ vor sechs Jahren starb, versuchte er, mit dem traurigen Lied „Die Tapfere“ ein wenig Trost zu finden. Das Publikum war in diesen Minuten sichtlich ergriffen und in Gedanken ganz bei ihm. Seine Songs kommen aus dem Leben, sie handeln von Liebe, Freude, Traurigkeit, Freundschaft, Verlust und Tod – und Trost.

Seine Vorstellung, wie er mit dem Gedanken an den eigenen Tod leichter umgehen könnte, erzählte er dem Publikum ganz offen: „Ich stelle mir vor, dass meine Mama oben im Himmel eine kleine Bar hat und alle großen Musiker, die schon von uns gegangen sind, John Lennon, Prince und so, dort bei ihr sitzen und mir winken. Und für mich gibt’s da oben jede Menge Probenräume…“

Als reisender Musiker befinde er sich stets im Spagat zwischen Tourneen, Songwriting und Zeit für die Familie – immer auf der Suche nach seinem Gleichgewicht. Im Song „Gleichgewicht“ singt er darum auch von den Herausforderungen, die das Leben als Familienmensch und Vater mit sich bringt, die aber auch die Würze des Lebens ausmachen.

„Träume kommen und gehen und bleiben, wie Wellen auf dem Meer. Manchmal werden sie Wirklichkeit, nur daran zu glauben fällt schwer.“ Kaum eine Textzeile beschreibt den Werdegang des Singer-Songwriters besser als der Einstieg zu seinem Song „Warum sich träumen lohnt“. Gänsehautmomente für alle Fans waren garantiert, als Meyle mit seinen Musikern und Sängerinnen die Bühne verließ, sich auf der Tribüne mitten ins Publikum begab und als letzte Zugabe diese schöne Ballade vortrug. Keine Smartphones, nur Lauschen und, natürlich, Mitsingen, war erlaubt. Meyle bedankte sich, Hand auf dem Herzen, ergriffen mit den Worten: „Wir denken jetzt ein paar Sekunden an die, denen es schlecht geht. Uns geht es so verdammt gut hier – ich bin umgeben von Menschen, die mich gernhaben. Ihr seid wie eine Familie für mich. Und dafür bedanke ich mich.“

Viele kennen den Sänger aus TV-Formaten wie „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“. Bei „The Masked Singers“ schaffte er es als Drache in die finale Show. Für seine Studioalben „New York-Stintino“ und „Meile für Meyle“ bekam er Gold-Awards, dazu einen ECHO und den Deutschen Fernsehpreis. Mit Jeanette Biedermann zusammen führt er durch die ARD-Show „Your Songs“. Seine treue Fangemeinde hat sich Meyle jedoch in hunderten Live-Auftritten in Clubs, Stadthallen und großen Open-Air-Bühnen erspielt. Meyle lässt sehr viel Nähe zu, er taucht in sein Publikum ein, er spielt am liebsten in „Wohnzimmer“-Atmosphäre.

Das Konzert in der kING dürfte ein Highlight für Fans handgemachter Musik und persönlicher Live-Momente gewesen sein. Die Kulturhalle war dafür der geeignete Ort: im Herzen von Ingelheim, mit exzellenter Akustik und einem intimen Konzertambiente. Sie bot die ideale Bühne für die Unplugged-Tour, bei der die Nähe zum Publikum im Vordergrund stand. Dazu freundliches und hilfsbereites Personal und eine Getränkeauswahl, die in Sachen Qualität und Preis nichts zu wünschen übriglässt.

Der charmante Musiker mit Gitarre, Brille und Hut machte mit seiner Unplugged-Tour 2024 wieder klar: Er ist gekommen, um zu bleiben. Ende nächsten Jahres wird er in Mainz auftreten, 2026 dann wieder in Ingelheim. Noch ein Hinweis für alte und neue Fans: Meyles siebtes Studioalbum „Individualität“ ist am 1. März dieses Jahres erschien. Es lohnt sich.

 

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Nach mehr als 25 Jahren Berufserfahrung im Bereich der Kommunikations-, Redaktions- und Pressearbeit und mehr als 30 Jahren Autorentätigkeit bin ich seit April 2024 für das JOURNAL LOKAL unterwegs. Da ich - gut vernetzt in der gesamten VG Bodenheim - mitten im alten Ortskern von Bodenheim wohne weiß ich, über welche Neuigkeiten und Projekte man unbedingt berichten sollte. Mein besonderes Interesse gilt dem sozialen Miteinander, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sowie der Orts- und VG-Politik. Journalistische Ausflüge führen mich u. a. auch nach Laubenheim, in die VG Rhein-Selz und an andere schöne Orte.