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Neulich …

Angelika Förster

… saß ich mit meinem Mann im Wohnzimmer und blätterte in einem Angebotsprospekt. Darin waren nette Tischläufer in einem schönen Rot, was wunderbar in unser Wohnzimmer (sie erinnern sich vielleicht) passen würde.
Ich sagte: „So ein Tischläufer in Rot würde sehr gut hier auf den Truhentisch passen!“
(Eigentlich war das nur so dahingesagt – eine Feststellung halt).
Mein Mann: „Was? Wie kommst Du jetzt darauf? Das würde furchtbar aussehen!“
Ich (verwundert): „Wieso das denn? Das würde gar nicht furchtbar aussehen. Das wäre sehr harmonisch!“
Mein Mann: „Ich weiß nicht – manchmal habt Ihr komische Vorstellungen!“ (Ich drehte mich suchend um – wir waren völlig alleine im Haus. Warum also „Ihr“?
Ich: „Erstens musst Du mich nicht in der dritten Person ansprechen und zweitens frage ich mich, wieso das eine komische Vorstellung ist.“
Mein Mann (leicht genervt): „Auf den Tisch hier würde ein Läufer in Rot super passen!“
Ich: „Ja, was habe ich denn gerade gesagt? Genau das habe ich doch vorgeschlagen! Hast Du mir nicht zugehört?“
Mein Mann: „Ich hab schon zugehört – das hast Du nicht gesagt. Ihr müsst mal lernen, Euch klar auszudrücken, dann weiß man auch, was Ihr meint!!!“
Ich dachte, nun ja, er wird auch älter – es gibt Schlimmeres und vergaß das Ganze.
Zwei Tage später rief meine Tochter an und meinte, sie müsse mir kurz ein Gespräch schildern, das sie gerade mit ihrem Mann geführt hat. Die in Irland lebende Mutter des Mannes war gerade auf dem Flug nach Deutschland, um ihre Söhne zu besuchen. Sie sollte um 11.50 Uhr landen, hatte dann einen Leihwagen und wurde folglich gegen 13 Uhr erwartet.
Meine Tochter schaute im Internet nach und stellte fest, dass die Maschine 30 Minuten früher gelandet war, als geplant. Dies wollte sie lediglich ihrem Mann kundtun mit der klaren Aussage:
„Deine Mutter wird wohl schon um 12.30 Uhr hier sein – die Maschine ist früher gelandet.
Der Mann (im anderen Zimmer am PC): „Moment, ich schau gleich nach!“
Kurz darauf: „Nee, die Maschine hat Verspätung – 30 Minuten, da kann sie nicht früher hier sein!“
Meine Tochter: „Wieso Verspätung, sie ist eine halbe Stunde früher gelandet!“
Mann: „Nee, 11.50 Uhr sollte sie kommen, 11.26 Uhr ist sie gelandet!“
Tochter: „Ja, und? Das ist eine halbe Stunde früher!“
Mann: „Wieso? Ach so, ja – 11.26 Uhr! Ne halbe Stunde früher. Das ist ja super – dann wird sie sicher gegen 12.30 Uhr hier sein!“
Fazit: das ist keine Altersfrage! Männer wollen wohl gerne glauben, dass sie diejenigen sind, die Feststellungen treffen und auf gute Ideen kommen.
Ich denke, als weise Frauen sollten wir sie in dem Glauben lassen!
(Mein Mann hatte übrigens Recht: der rote Tischläufer sieht absolut super aus auf unserem Truhentisch!)

Ihre Angelika

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Angelika Förster war bis Mitte 2019 Chefredakteurin unserer Zeitung mein südhessen. Heute genießt sie auf eigenen Wunsch hin ihren wohlverdienten Ruhestand.