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Sieben auf einen Streich Sieben Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Werke in der Jahresausstellung der Gonsenheimer Künstlergruppe Artificia

Florian Franke verlässt nie das Haus ohne seinen Lego-Wandersmann. Foto: Elke Fauck

GONSENHEIM – Der Barocksaal des Gonsenheimer Rathauses bietet das optimale Ambiente für die Jahresausstellung von sieben Kunstschaffenden der Gonsenheimer Künstlergruppe Artificia. Kay Freier, der mit seinem Didgeridoo für den musikalischen Rahmen sorgte, rundete die Vernissage klangvoll ab.

Durch Spiegelungen und Verfremdungen von Gebäuden und Minimierungen von Menschen schafft Cornelius Claus eine Atmosphäre, die Kühle und Distanz ausstrahlt. Foto: Elke Fauck

Die Leiterin der Gruppe, Evelyn Hermann-Schreiber, die nach einer kurzen Begrüßungsrede durch Ortsvorsteher Josef Aron mit hervorragenden Erklärungen durch das Programm führte, lässt sich für ihre Pastellbilder meist auf Reisen inspirieren. Besucher der Vorjahre werden sich an die  beeindruckenden Island-Bilder erinnern. Zuletzt war ihr Ziel der Gardasee, dessen malerische Landschaft die Künstlerin und ehemalige Kunstlehrerin auf Leinwand verewigt hat. Doch was wären romantische Landschaftsbilder ohne eine Legende? Engardina, die als Verlobungsversprechen von Wassergott Benacus den Gardasee bekommen soll, ist zumindest andeutungsweise auf jedem Pastellbild des „Lago di Benaco“, wie er damals genannt wurde, zu sehen.

Die Entstehung des Gardasees, von Evelyn Hermann-Schreiber in Szene gesetzt. Foto: Elke Fauck

Karin Böpple malt primär mit Buntstiften. Ihre Stillleben erinnern an  die niederländischen Vanitas-Bilder der Alten Meister des 17. Jahrhunderts. Früchte, Gemüse und Blumen sind auf den Gemälden in Plastikfolie verpackt, um den Alterungsprozess zu verhindern – eine Verdrängung der Endlichkeit des Lebens.

Karin Böpple zeigt anhand ihres Katalogs, dass nicht nur Blumen und Früchte, sondern auch Theaterutensilien zu ihren Stillleben gehören. Foto: Elke Fauck

Die Ölgemälde von Claudia Eckstein-Strehlow sind in diesem Jahr in Form eines Tryptichons, das den Titel „Zwiegespräch“ trägt, angeordnet. Ideen für die Motive stammen aus der Grube Messel, die mittlerweile zu den bedeutendsten Fossilfundstätten der Welt gehört. Der Titel des dreigeteilten Werkes ist darauf zurückzuführen, dass sich fossile Wesen vom Wasser und vom Land begegnen, über die Zeiten hinwegsetzen und ein Zwiegespräch führen.

Ebenfalls sehr vielseitig interessiert und experimentierfreudig ist die Gonsenheimerin Ute Wald. Nachdem sie bei der Artificia-Ausstellung 2022 Landschaftsmotive in Aquatinta-Technik präsentiert hatte, stellt sie neuerdings Tonfiguren und Monotypien her. Für diese Technik wird eine Glasplatte benötigt, auf die zähflüssige  Farbe gewalzt wird. Auf die eingefärbte Glasplatte legt sie ein dünnes Papier, vorzugsweise Japanpapier, worauf das Motiv gezeichnet wird, das durch den Druck seitenverkehrt erscheint.

Nicht nur Flyer und Plakate für die Ausstellung von Artificia werden mit viel grafischem Verständnis von Florian Franke gestaltet, sondern auch mit seinen ganz besonderen fotografischen Ideen und Fähigkeiten erweckt er das Interesse der Besucher. „Ich gehe nicht ohne mein wanderndes Legomännchen aus dem Haus“, erzählt Franke mit einem leichten Lächeln. Das Männchen hilft ihm als Model bei Miniaturfotografien und Makroaufnahmen. So entstehen mit Hilfe des kleinen Mannes von Lego wunderschöne Aufnahmen.

Mit Fotografien der ganz anderen Art befasst sich Cornelius Claus. Seit seinem siebten Lebensjahr hat er das Fotografieren für sich entdeckt, immer weiter entwickelt und nun lässt ihn diese Leidenschaft nicht mehr los. Leere Straßen, Städte und Landschaften im Nebel, Brücken, Spiegelungen: Das alles begeistert den Künstler sehr. Der Rhein und die Theodor-Heuss-Brücke in der Morgendämmerung sind seine Lieblingsmotive, allerdings nach Möglichkeit in menschenleerem Zustand.

Kay Freier führt die Ausstellungsbesucher mit seinem Didgeridoo in eine andere Welt. Foto: Elke Fauck

Dr. Wolfgang Martin-Beyer, der sich seit Beginn seines Ruhestands vor 13 Jahren erfolgreich mit Kalligrafie beschäftigt, hat sich mit Texten bedeutender Schriftsteller befasst. Aufgrund der aktuellen politischen Lage und der Erzählungen seines Vaters, die er schon als Kind häufig gehört hatte, da sein Vater seine Kriegserlebnisse verarbeiten musste, beinhalten seine neuen Kalligrafien hauptsächlich Texte, die von Krieg und Kämpfen handeln. Sogar die hebräische Schrift hat der 79-Jährige für dieses Hobby  gelernt.

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 24. November, von 14 bis 18 Uhr zu bewundern.