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„Was ich lernen durfte, gebe ich gerne weiter“ Klaus Klein und seine Laubholzarbeiten im Ortsmuseum Nackenheim

Der fränkische Rheinhesse Klaus Klein mit den „Laubholzarbeiten“ im Ortsmuseum Nackenheim. Foto: Ulrich Nilles

NACKENHEIM – Der 1951 in Oberfranken geborene Künstler Klaus Klein lebt seit 1994 in Rümmelsheim. Er ist Vorsitzender des Vereins „Kunst-Spektrums Bingen“ und zentraler Fachberater in der Abteilung „Bildende Kunst“ des Bahn-Sozialwerks (BSW). Zurzeit stellt er Werke unter dem Titel „Laubholzarbeiten“ im Nackenheimer Ortsmuseum aus. Journal LOKAL traf ihn zu einem Gespräch.

Journal LOKAL: Herr Klein, Sie sind bis 2015 hauptberuflich Bauingenieur bei der Deutschen Bahn gewesen. Blieb da noch Zeit für künstlerische Betätigung?

Klaus Klein: Bauingenieurwesen ist Technik pur. Ich habe es tatsächlich geschafft, mir die Kunst beizubehalten und sie dann zu machen, wenn sie mir Spaß gemacht hat. Auf diese Weise habe ich mich über die Jahre, Schritt für Schritt weiterentwickelt.

Journal LOKAL: Wer hat Ihre kreative Ader entdeckt und gefördert?

Klaus Klein: Entdeckt haben diese bereits meine Eltern. Weiterentwickelt wurde sie durch meine beiden Kunsterzieher im Gymnasium von Pegnitz in Franken. Nach dem Abitur riet mir der eine meiner Kunsterzieher, Karl Biederer: Wenn du hungern willst, studiere Kunst, wenn nicht, dann lerne einen gescheiten Brotberuf.

Journal LOKAL: Auf der Homepage des Ortsmuseums Nackenheim heißt es, dass Ihre künstlerische Entwicklung im Dauer-Selbststudium erfolgt ist. Klären Sie uns auf.

Klaus Klein: Als ich anfing, mich mit Kunst zu beschäftigen, habe ich vielen Menschen über die Schulter schauen dürfen. Die fränkische Künstlerin Angelika Kandler Seegy lud mich 2014 zu Symposien auf der Plassenburg in Kulmbach ein und der Bildhauer Karl Grimm vertiefte meine Kenntnisse der Steinbildhauerei. Ich habe mich mit vielen Künstlerinnen und Künstlern ausgetauscht, meistens während der Urlaube, bei denen ich in der ganzen Welt unterwegs war und immer ein Skizzenbuch dabeihatte.

Journal LOKAL: Die hiesige Ausstellung trägt den Titel ,Laubholzarbeiten‘. Was macht für Sie den Reiz des Materials Holz aus?

Klaus Klein: Angeregt durch eine auf Birkenfurnier gebrannte Glückwunschkarte habe ich mir vor fünf Jahren die ersten, mit Laser geschnittenen Platten gekauft. Das spannende ist, dass man nicht vor einer weißen Leinwand steht. Denn das Furnierbild jeder einzelnen Platte bereits erzählt eine kleine Geschichte.

Journal LOKAL: Wie arbeiten Sie diese Geschichte aus dem Bild heraus?

Klaus Klein: Zunächst behandele ich den Maluntergrund, das Birkenfurnier, mit Schleifpapier vor und entferne die Grate an den Rändern. Dann starte ich mit Stiften meiner beiden Grundfarben Siena gebrannt – rotbraun und Indigo – blau, und folge den Linien des Furniers. Diese Linien beginnen, sich zu verdichten und zu kreuzen. Es entstehen beispielsweise die Konturen eines Auges oder eines Körpers.

Journal LOKAL: Und wie geht es dann weiter bis zum fertigen Bild?

Klaus Klein: Wenn ich anhand der Zeichnung erkenne, was aus dem Bild werden soll, arbeite ich es Schritt für Schritt durch weiteres Verdichten und Verreiben der Linien aus. Flächen, bei denen das Furnier nicht interessant ist, übermale ich. Bei großen Flächen verwende ich manchmal stark verdünnte Acrylfarben. Um stärker zu betonen, behandele ich manche Gemälde noch mit UV-Schutzlack. Dieser dringt in die Maserung ein und hebt die Pigmente hervor.

Journal LOKAL: Einige Ihrer Werke sind auch ausgezeichnet worden.

Klaus Klein: Ja, 1999 erhielt ich den Rudolf Engelhardt Preis der Stadt Bingen für das Gemälde ,Eisgang‘. Bei der 32. und 34.Internationalen Ausstellung Bildende Kunst der FISAIC wurden ich für die Werke ,Kraftort‘ und die Arbeit auf Birkenholz ,Halbes Lächeln‘ mit je einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Journal LOKAL: Haben Sie Pläne für die Zukunft?

Klaus Klein: Meine Idee ist es, das, was ich in meinem Leben habe lernen und begreifen dürfen, anderen Menschen weiterzugeben. Das mache ich durch ehrenamtliche Tätigkeit etwa beim Kunst-Spektrum Bingen, das 60 Mitglieder hat. Auch mit meiner alten Eisenbahn bin ich noch in der Stiftungsfamilie BSW verbunden und betreue rund 250 Künstler bundesweit. Zurzeit bereiten wir die 30. Bundeskunstausstellung vor. Außerdem gebe ich mehrmals im Jahr mehrtägige Workshops und veranstalte auch Online-Workshops.

Journal LOKAL: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Ulrich Nilles.

Info:

Die Ausstellung „Laubholzarbeiten“ ist noch bis zum 21. Juli 2024 sonntags zwischen 12 und 16 Uhr zu sehen. Weitere Infos im Ortsmuseum Nackenheim.