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Den Finaleinzug knapp verfehlt, die Euphorie entfacht Nackenheim im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft

Denis Kudla, der Nackenheimer Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele und Vizeweltmeister, im Duell im griechisch-römischen Stil. Kudla gewann sein Duell äußerst souverän. - Foto: Iris Bauer, www.isi-blitzlicht.de

NACKENHEIM – Es war nichts für Koronalerkrankte. Ein Krimi, wie man ihn nur ganz selten im Sport noch erlebt. Und als der 20-jährige Junioren-Europameister im Diensten des SV Alemannia Nackenheim, Tamas Levai, mit einer furiosen Aufholjagd und mit spektakulären Aktionen wertvolle Punkte für die Nackenheimer holte, erfuhr die Carl-Zuckmayer-Halle in Nackenheim noch nie zuvor erlebte Dezibelwerte.

Aber nun von vorne: Seit über 100 Jahren wird in Nackenheim Ringsport betrieben. Die älteste olympische Disziplin. Vor drei Jahren gelang der Alemannia der Aufstieg in die Bundesliga, in dieser Saison erreichte sie erstmals das Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. Im Hinkampf wurde der Gegner, der KSV Köllerbach, mit 14:13 Mannschaftspunkten besiegt. Am Samstag, 18.01.2020, fand der Rückkampf statt. Die Carl-Zuckmayer-Halle wurde von vielen Helfern in wenigen Tagen zu einer Sportstätte umgebaut und von über 1.000 Zuschauern zum Hexenkessel verwandelt. Dabei hätten es auch zwei- bis dreitausend Zuschauer sein können, die Nachfrage war gigantisch, doch eine größere Sporthalle war für die Alemannia nicht verfügbar. Also ging es – ausgerechnet am Gedenktag Carl-Zuckmayers – in die nach dem großen Sohn der Gemeinde benannten Halle.

Die hinlänglich bekannt SVA-Glocke mit Vereins-emblem – Foto: Iris Bauer, www.isi-blitzlicht.de

Beide Mannschaften kamen in starker Besetzung. Der sechsfache Deutsche Meister aus Köllerbach hatte viele international erfolgreiche Athleten nach Nackenheim mitgebracht und auch die Alemannia konnte eine starke Mannschaft aufbieten. Es begann für die Nackenheimer der Welt- und Europameister Eldaniz Azizli in der Gewichtsklasse bis 57 kg im griechisch-römischen Stil. Auch die Deutschen Meister Victor Lyzen, Kuliblay Cakici und Robin Ferdinand waren aufgeboten sowie das Nackenheimer Vereinsmitglied und Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele, Denis Kudla.

Es galt, den knappen Vorsprung aus dem Hinkampf zu retten und es kam, wie viele vorausgesagt hatten: die Entscheidung fiel erst im letzten der 10 Kämpfe des Abends, entsprechend im 20. Kampf des Halbfinales. Der Nackenheimer Kubilay Cakici bekam es mit einer wahren Ringerlegende auf Seiten des KSV Köllerbach zu tun. Andrij Shyyka, dreifacher Deutscher Meister. Dennoch ging Cakici in Führung, konnte diese Führung aber nicht ins Ziel retten. Großer Jubel bei den Saarländern aus Köllerbach, einige Tränen auf den Wangen der Rheinhessen. Auf den Wangen der Athleten und auf jenen der Ehrenmitglieder des Vereins, darunter Altbürgermeister Günter Ollig und SVA-Urgestein Arthur Wagner. Doch diese trockneten schnell. Der Verein aus Nackenheim beendet eine starke Saison als Drittplatzierter. Noch vor wenigen Jahren ein Verein in der Rheinland-Pfalz-Liga, nun unter den Top-4 in Deutschland. Und nicht nur über den sportlichen Erfolg darf sich die Alemannia freuen, sondern auch über die gelungene Werbung für diesen urolympischen Sport und eine zweifellos entfachte Euphorie in Rheinhessen. Tausende von Ticketnachfragen sprechen Bände. Es ist das Ergebnis der langjährigen Arbeit eines unermüdlichen Vorsitzenden Stephan Vielmuth und eines kongenialen Teams im sportlichen Bereich bestehend aus Ralf Wagner, Cengiz Cakici und Ahmet Demir.

Viele Athleten, die am Samstag in Nackenheim gerungen haben, kämpfen in einigen Monaten um Olympisches Gold. Insbesondere Azizli und Kudla sind Goldhoffnungen. Die Alemannia fiebert den Olympischen Spielen entgegen und hofft, dass ihre Athleten Olympisches Gold nach Nackenheim bringen. Auf jeden Fall freut sich Nackenheim, dass ihr Ortsname bei Olympia nun fest verankert ist.

Salvatore Barbaro