RÜSSELSHEIM – Eine Delegation der Stadt Rüsselsheim am Main war Ende August in der französischen Partnerstadt Évreux zu Gast. Anlass waren die dortigen Feierlichkeiten zur Befreiung von der deutschen Besatzung vor 80 Jahren. „Damals standen sich Deutschland und Frankreich im Zweiten Weltkrieg als Feinde gegenüber. Die Einladung, bei diesem Feiertag zur Befreiung dabei zu sein, war deswegen eine große Ehre. Sie zeigt auch, wie tief die Freundschaft zwischen unseren beiden Städten gewachsen ist“, sagte Oberbürgermeister Patrick Burghardt beim Empfang. Rüsselsheim und damit auch Deutschland bei der Gedenkfeier und der gemeinsamen Kranzniederlegung mit Bürgermeister Guy Lefrand vertreten zu dürfen, seien sehr bewegende Momente gewesen.
Bereichert hat die Stadt die Feierlichkeiten mit einer gemeinsamen Ausstellung „Befreiung, Wiederaufbau, Versöhnung“, an der die Kultur-Institutionen beider Städte seit über einem Jahr gearbeitet haben. Bürgermeister Dennis Grieser sagte bei der Eröffnung: „Diese Form der Zusammenarbeit war ein Experiment, das mehr als geglückt ist. Ich sehe in der Ausstellung eine gelungene Fortsetzung des kulturellen Austauschs zwischen unseren Städten und freue mich, wenn die Ausstellung im kommenden Jahr in Rüsselsheim zu sehen ist.“
Die Ausstellung zeigt das Kriegsende und den Wiederaufbau aus der Perspektive beider Städte. Zudem veranschaulicht sie den Weg, den die beiden Städte bis zur Unterzeichnung der Partnerschafts-Urkunde im Jahr 1961 gegangen sind.
Einen weiteren Meilenstein für Frieden und Völkerverständigung ging auch Évreux an diesem Wochenende: Die Partnerstadt trat wie Rüsselsheim am Main dem Bündnis „Mayors for Peace“ bei. Rüsselsheim ist bereits 2019 diesem Bündnis beigetreten, das sich für die Abschaffung von Atomwaffen und für ein friedvolles Miteinander einsetzt.
Als Geschenk an die Stadt Évreux überreichte Oberbürgermeister Patrick Burghardt ein Siegerbild aus dem Kunstwettbewerb der Mayors for Peace mit den Wappen beider Städte. Außerdem wird die Partnerstadt einen ganz besonderen Gingko-Baum aus Rüsselsheim erhalten, der zunächst symbolisch per Foto überreicht wurde. Der Mutterbaum des Setzlings steht im japanischen Hiroshima und hatte den Atombombenabwurf 1945 überlebt. Das Rüsselsheimer Friedensbüro erhielt Samen des Baums und zog den Baum auf. „Lassen Sie uns auch in Zukunft weiterhin gemeinsam Bande für ein friedliches Europa knüpfen und die Freundschaft zwischen Rüsselsheim und Évreux weiter vertiefen“, appellierte Burghardt zum Abschluss.
Bürgermeister Guy Lefrand und Oberbürgermeister Patrick Burghardt nutzten auch ein Arbeitstreffen, um weitere möglich Projekte zu erörtern. „Wir wollen unsere Partnerschaft, die schon seit 63 Jahren besteht, immer weiterentwickeln und auch für junge Menschen attraktiv machen“, unterstreicht Burghardt. Kürzlich seien Jugendliche aus Évreux und dem marokkanischen Kénitra in Rüsselsheim gewesen, die im Rahmen eines Jugendcamps gemeinsam mit jungen Menschen aus Rüsselsheim an der Vorbereitung des Termins in Kénitra im November dieses Jahres gearbeitet haben. Hieran wollen die beiden Partnerstädte weiter anknüpfen und den Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern sowie Vereinen vertiefen. Auch die Zusammenarbeit bei kulturellen Themen soll fortgesetzt und ausgeweitet werden.
Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main