Start Allgemein Hier dreht sich schon lange das Mainzer Rad Ein Dorf im Wandel...

Hier dreht sich schon lange das Mainzer Rad Ein Dorf im Wandel – Von einer Weinbau- zur aufstrebenden Wohngemeinde

Umgeben von Weingärten: Gau-Bischofsheim - Foto: Blitzmichel Photography

Eine Pfarrkirche, vermutlich schon im 6. Jahrhundert durch den Mainzer Bischof gegründet – Weingüter im Besitz der Fürstbischöfe von Mainz seit alters her – Eine aus Mainz stammende Orgel aus dem 17. Jahrhundert – Der Unterhof aus ursprünglichem Besitz des Mainzer Domkapitels im späten 18. Jahrhundert – Der frühere Oberhof, seit 1828 Sommersitz des späteren Mainzer Oberbürgermeister Nikolaus Nack – Das erstmals um 1650 erwähnte halbe Mainzer Rad im Wappen und schließlich der Ortsname Gau-BISCHOFsheim. All diese Hinweise zeugen von einer sehr alten Verbindung der rheinhessischen Gemeinde mit der heutigen Landeshauptstadt.

Nachweise aus den 1980-er Jahren zur frühen Existenz von Gau-Bischofsheim werden heute infrage gestellt. So wird die erstmalige urkundliche Erwähnung von „Biscofesheim“ im Jahre 769 in Form einer Schenkung nicht mehr Gau-Bischofsheim zugeschrieben. Folglich verschwand der Name wieder aus der Ortsliste des „Lorscher Codex“.

Im späten Mittelalter war die Gemeinde im Besitz des Mainzer Erzbischofs. Auch Mainzer Kirchen hatten dort ihre Weingüter. Einer kurzzeitigen Angliederung an das französische Département du Mont Tonnere (Donnersbergkreis) 1801 folgte 1816 die Zuordnung zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehört Gau-Bischofsheim zu Rheinland-Pfalz. Im Zuge der Verwaltungsreform 1969 wurde es Bestandteil der Verbandsgemeinde Bodenheim und ist in seinen Gemarkungsgrenzen deren kleinstes Gemeindegebiet.

Sehenswert

Hoch über dem alten Ortskern erhebt sich die aus dem 19. Jahrhundert stammende Pfarrkirche „St. Petrus in Ketten“. Besonders erwähnenswert in ihrer Ausstattung sind eine steinerne Muttergottesfigur (um 1320) und eine aus St. Christoph in Mainz stammende, von Johann Peter Geissel erbaute Orgel aus dem Jahre 1667.

Unterhalb der Kirche erstreckt sich der gemeindeeigene Unterhof mit der Gemeindeverwaltung, ein altes ehemaliges Hofgut, dessen Außengelände den idealen Rahmen für Feste und kulturelle Veranstaltungen bietet.

Nördlich des Ortskerns, zwischen dem „Klepperkreuz“ und dem auf 210 Meter hohen Gauberg markiert seit 2009 die Glockenberghütte einen attraktiven Aussichtspunkt. Sie liegt am Ende eines Ausläufers vom „Rheinterrassenweg“ und lädt als Ausflugsziel ein.

Das alte Haupthaus im Unterhof und die Pfarrkirche St. Petrus in Ketten – Foto: Ulrich Nilles

Politikerort

Gau-Bischofsheim lässt sich mit einer Anzahl von namhaften PolitikerInnen in Verbindung bringen. Zunächst mit den Mainzer Bürgermeistern Nikolaus Nack (1786-1860) und Georg Oechsner (1822-1895). Der Landtags- und Bundestagsabgeordnete und spätere Wehrbeauftragte im Deutschen Bundestag Fritz-Rudolf Schultz (1917-2002) bewirtschaftete hier sein elterliches Weingut. Auch Dorothea Schäfer, ehemalige rheinland-pfälzische Abgeordnete und heutige Landrätin des Landkreises Mainz-Bingen, hat hier ihren Wohnsitz.

Und heute …

Dank seines angenehmen Klimas und der verkehrsgünstigen Lage hat sich Gau-Bischofsheim zu einem beliebten Zuzugsort im Rhein-Main-Gebiet entwickelt. Hatte es 1945 noch 500 Einwohner, erhöhte sich deren Zahl 1973 auf 1.000 und beträgt heute 2.300. Der neu gebaute Kindergarten „Himmelweit“ und die jüngst erweiterte Astrid-Lindgren-Grundschule ermöglichen ihren Beitrag zur frühkindlichen Förderung und Bildung vor Ort.

Der Wochenmarkt im Unterhof erfreut sich seit Langem großer Beliebtheit – Foto: Ulrich Nilles

Ursprünglich von Landwirtschaft und Weinbau geprägt setzen diese Tradition heute noch vier ortsansässige Weingüter auf einer Fläche von rund 200 Hektar fort. Mehrgenerationsgeführte Handwerksbetriebe haben neben einer Reihe von weiteren Gewerbetreibenden ihren Sitz in der Gemeinde. Ein Einkaufsmarkt sowie der mobile Wochenmarkt im Unterhof stellen die Lebensmittelversorgung sicher. Eine Gemeinschaftspraxis sorgt für die ärztliche Versorgung, drei Gastronomiebetriebe erfüllen die Wünsche ihrer Gäste und drei Ferienwohnungen laden zum touristischen Aufenthalt ein.

Feste und Vereine

Dass man es in Gau-Bischofsheim zu feiern versteht, zeigen die folgenden Termine, die fest im jährlichen Veranstaltungskalender verankert sind:

  • Saalfastnacht mit dem Geselligkeitsverein „Fidele Brüder“ in der ‚Bischemer Hall‘ (fidelebrueder.de)
  • Bischemer Kerb um den Peter- und Paulstag (29. Juni) im Unterhof. Die Verantwortung liegt seit 20 Jahren in den Händen eines eigens hierfür gebildeten Arbeitskreises (bischemer-kerb.de).
  • Fünf Theateraufführungen der „Fidelen Brüder“ im Oktober im Bürgerhaus
  • Jahreskonzert des Kirchenmusikvereins mit seinem Jugendorchester im November in der ‚Bischemer Hall‘ (kirchenmusikverein.de)
  • Weitere Konzerte in der Pfarrkirche mit internationalen SolistInnen, organisiert durch den Verein „Freunde und Förderer der Geissel-Orgel“. (geisselorgel.de)

Gau-Bischofsheim verfügt außerdem über ein weiteres, reges Vereinsleben, in dem Jung und Alt ihre sportliche und musikalische Freizeit gestalten können. Das monatliche „Café im Bürgerhaus“ für Senioren und Junggebliebene liegt in den organisatorischen Händen der Landfrauen. Das alte Bahnhofsgebäude steht dem Verein „Spielbahnhof e. V“, den Jugendlichen der Gemeinde und dem „Kleinen Runden Tisch“ als Interkultureller Treff zur Verfügung.

Wandern und Radfahren

Aber auch die umliegende Gemarkung bietet Möglichkeiten zu „Outdoor-Aktivitäten“ an:

  • Wandern entlang des „Kleinen Mainzer Höhenwegs“, einer aussichtsreichen Etappentour des Deutschen Alpenvereins (rheinhessen.de/kleiner-mainzer-hoehenweg-3)
  • Entdeckungstouren anhand von vier Rundwanderwegen, farblich unterschieden und ausgeschildert vom Verkehrsverein Gau-Bischofsheim
  • Radfahren auf dem ausgewiesenen Radweg der ehemaligen „Amiche-Bahntrasse“, einer stillgelegten Nebenstrecke aus dem 19. Jahrhundert (rheinhessen.de/amiche-radweg)

Und für Geschichtsinteressierte sind Angaben und Fundstellen in einem „Findbuch“ von Bernhard Marschall zusammengetragen und geordnet, das man auch online auf der Homepage von Gau-Bischofsheim unter www.gau-bischofsheim.de als PDF-Datei herunterladen kann.

 

Ulrich Nilles