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„Diese Kunstbanausen“ oder „Oh diese Künstler“ Kultur Theatergruppe der „Fidelen Brüder“ in Hochform

Nahmen den verdienten Applaus gerne in Empfang: das Ensemble der Fidelen Brüder. Foto: Klaus Schmitt

GAU-BISCHOFSHEIM – Hochstimmung verbreitet alljährlich die Theatergruppe der „Bischemer“ Fastnachter auch im 23. Jahr an fünf Abenden im Bürgerhaus. Vier der zehn Spieler sind bereits seit der Gründung der Gruppe mit von der Partie. Auch in dieser Spielzeit zünden die Akteure ein Feuerwerk aus Slapstick, Klamauk, skurrilsten Aktionen und Texten in perfekter zweistündiger Unterhaltung auf der Bühne. Der Dreiakter handelt von der alltäglichen Tragik im Leben des Malers Ernst Pinsel (Michael Knab). Er hält sich für einen der großen Meistermaler (Ernesto Pinselo) der Geschichte. Doch seine Gattin Johanna (Katharina Wuttke) und seine Schwiegermutter Traude (Christine Engelhardt) halten ihn für einen durchgeknallten Spinner. Die nicht zu veräußernden „Kunstwerke“ führen zu einer erheblichen Geldknappheit im Haus. Daher sind der Gerichtsvollzieher Heino (Lukas Engelhardt) und Sparkassen-Chefin Wilma Dauergäste im Haus. Da will Pinsel natürlich nichts von dem miesen Kaufgebot der Galeristen-Geschwister, Lilo (aus Wiesbaaaden) und ihrem sexuell anders interessierten Bruder Gernot Schnakenköter (Bärbel Malisius, Michel Bucher) wissen. Die Beiden bieten ihm nämlich nur die Summe von 155,00 Euro für alle herumhängenden „Kunstwerke“. an. Eine makabre Idee von Nachbar und bestem Freund Herbert (Mathias Böhm) erscheint dem Künstler genial. Dieser hatte ihn nämlich darauf hingewiesen, dass berühmte Maler wie Michelangelo und Monet erst posthum berühmt wurden und große Kohle machten. Diese Idee fasziniert Ernst so sehr, dass er beschließt, sein eigenes Ableben zu inszenieren, um Mondpreise für seine „Werke“ abzurufen. Gefakt werden soll mit Herberts Hilfe ein Bootsunfall mit Ernsts Boot. „Ich geh ins Wasser!“ So höchsttheatralisch verabschiedet sich Ernst von Mutter und Frau. Alle Versuche, ihn davor abzuhalten, verpuffen. In dem ganzen Durcheinander und Gebabbel fängt Heino einen Schlag auf den Kopf von Traudes Schirm. Nun verwirrt, meint er, in dem Bild mit einem nackten Hintern auf der Mal-Palette („Nöfrötötö“) das Klo zu erkennen und bringt sich in Pinkel-Position. Auch die Wilma (Lena Paul) trägt mit einer erneuten Absage eines Kredits zum Chaos bei. Wachtmeister Otto (Jürgen Furrer) taucht mit der erschreckenden Nachricht auf, man müsse bei Ernsts Verschwinden mit dem Schlimmsten rechnen. Seine Recherchen hätten ergeben, dass Ernsts leeres Boot auf dem Wasser gefunden wurde. Die neugierige Nachbarin Klothilde (Alexandra Lasrich), die „alles gesehen“ hat, bestätigt das und vermutet Versicherungsbetrug. Daraufhin fällt Johanna in Ohnmacht. Der zweite Akt beginnt mit dem Auftreten des manipulierten Malermeisters, der mit brauner Perücke, einem Mieder und langen Spitzenunterhosen erscheint. Er fühlt sich augenscheinlich unwohl in dem Fummel, wobei ihm Komplize Herbert gesteht, dass dies schon seine Ur-Großmutter getragen habe. Er hilft ihm mit kräftigen Tritten in den Rücken in das Mieder. Der BH wurde schnell mit Äpfeln ausstaffiert. Mittlerweile hat das Galerie-Pärchen den Braten gerochen und Lilo vermutet das Geschäft ihres Lebens und hofft auf einen Weiterverkauspreis der Gemälde von 15.500,00 Euro. Otto hat ein Beil gefunden, mit dem Ernsts Unfallboot zerstört wurde. Als Johanna dieses erkennt, riecht selbst der Gesetzeshüter den Braten. Es erscheint ihm seltsam, dass trotz Niedrigwassers Ernst noch nicht gefunden wurde. Herbert kommt und hält Johanna davon ab, die nun doch wertvollen Gemälde zu verkaufen. Er sei der Nachlassverwalter. Eine schwerreiche Dame sei im Anmarsch, die ganz scharf auf die Gemälde sei. Schnell reagiert Gernot und bietet 400,00 Euro an. Ernst erscheint als chice italienische Diva Minella Bolognesa mit Pelzjacke und sucht den „grrroßen Kinstler Ernesto“. Sie will die Bilder unbedingt kaufen, was die Galeristen in große Aufregung versetzt. Als Herbert Ernsts Garderobe richten will, kommen Traude und Johanna dazu, erkennen den Schwindel und sind außer sich. Von ihnen fangen die beiden Männer jeweils heftige Ohrfeigen. Otto betritt die Szene mit einem Steckbrief und will die vermeintliche italienische Betrügerin verhaften. Als darauf Herbert auftaucht, der sich schnell ein Damenoutfit zugelegt hat, sieht Otto seinen Irrtum ein. Nun beginnt ein harter Kampf um die Bilder. Gernot will 2.500,00 Euro bieten, Heino 3.000,00.  Gernot erhöht auf 6000,00 Euro plus weitere 2500,00 für den nackten Hintern. Dies hat Ernst aber schon Traude versprochen, die es über ihr Bett hängen will. Beim Countdown versuchen nun alle, sich das Werk anzueignen. Schließlich landet es bei Traude, die es mit einem Schlag auf dem Kopf des demaskierten Ernst zertrümmert. Dieser konstatiert, bevor er in Ohnmacht „Oh diese Kunstbanausen!“ Regisseurin Maria Eifler ist es wieder gelungen, mit ihrem tollen Ensemble in Bischem ein weiteres Meisterwerk auf die Bühne zu bringen. Kleiner Wermutstropfen in der großen Freude: Maria und ihr getreuer Helfer und Gatte Willi hören mit diesem Stück nach 23 Jahren Theater auf. Ein großer Verlust für das Bischemer Theater!

Was nicht passt, wird passend gemacht: Ernst und Herbert in Aktion. Foto: Klaus Schmitt

Klaus Schmitt

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