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VKS-Neujahrsempfang im Krifteler Rathaus Gebrüder Henrich vom Obsthof am Berg sind nun drei Jahre lang offizielle „Botschafter Kriftels“

Wirtschaftsförderer und Erster Beigeordneter Franz Jirasek, Holger Henrich, Bürgermeister Christian Seitz, Ralf Henrich und VKS-Vorsitzende Silvia May mit dem Apfel-Pokal, Foto: Alexander van de Loo

Kriftel. Wer ist innovativ, sympathisch, erfolgreich und leidenschaftlich engagiert in sozialen Bereichen? Wer hat geschäftlichen Erfolg in Kriftel und ist bei Bürgern und Einkäufern gleichermaßen beliebt? Wer macht seine Sache gut und unterstützt dabei obendrein die Gemeinde? Das wollte der Verein Krifteler Selbstständiger (VKS) wissen und führte dazu eine demokratische Abstimmung durch. Etwa 500 Besucher der Gewerbeschau „KRIFTEL aktiv“ hatten sich an der Nominierung des künftigen „Botschafters“ von Kriftel beteiligt. Und so konnte aus den etwa 150 Mitgliedern der VKS der sympathischste Betrieb in Kriftel gewählt werden.

Im Rahmen des Neujahrsempfangs wurde die Abstimmung ausgewertet und der verdiente Sieger von der strahlenden Vorsitzenden Silvia May präsentiert: Holger und Ralf Henrich (Obsthof am Berg), Spezialisten hochprozentiger Getränk, sind nun für drei Jahre Botschafter Kriftels. Ihr Name ziert einen überdimensional großen Apfel-Pokal, der in Zukunft fortlaufend mit den Siegernamen geschmückt wird.

Wo bleibt denn unsere Rathausspitze?

Doch zuvor sollte die Rathausspitze – Bürgermeister Christian Seitz und der Erste Beigeordneten Franz Jirasek – traditionell ein launiges Zwiegespräch über die Höhepunkte des abgelaufenen Jahres halten. Doch, oh Schreck, wo sind die Zwei? Sie waren nirgendwo zu finden und saßen stattdessen – wie im eingespielten Video zu sehen – in aller Ruhe gemütlich in der Bäckerei Heislitz bei einem Tässchen Kaffee beisammen.

Doch die Ruhe währte nicht lang. Von einer sichtlich nervösen Silvia May (eine showspielreife Leistung!) telefonisch herbeigerufen, machten sie sich schnellstens im Auto auf den Weg in das mit circa 300 Besuchern bis zum Platzen gefüllte Rathausfoyer. Ohne geblitzt zu werden, wie der eine oder andere bemerkte. Dann waren sie auch schon da, führten im launigen Dialog retrospektiv durch das politische Jahr 2018 und gaben einen Ausblick auf Projekte im neuen Jahr. Nicht immer ernst gemeint, dafür aber garniert mit den wichtigsten Eckpunkten und politischen Leuchttürmen für Kriftel.

Ein Paradies auf Erden

Der rückblickende Reigen begann mit der bei allen Vereinen und Verbänden allseits so beliebten Datenschutzgrundverordnung. „Wer nicht fotografiert werden möchte, der hat jetzt noch Gelegenheit, den Saal zu verlassen“, so Jirasek. „Wenn Sie demnächst Fotos von Menschen machen wollen, ohne deren Zustimmung, laden Sie doch einfach einen von uns ein und stellen die Person daneben – Reicht!“

Dann war der heiße Sommer dran mit seinen auch aus dem Weltall (Weltraum-Alex) gut zu sehenden braunen Grünflächen, denen Kriftel mit seinem grün leuchtendem neuen Kunstrasenplatz ein Highlight entgegensetzten konnte. Es folgten die regennassen Erinnerungen an Kerb und Adventsmarkt mit 150 Jahrfeier St. Vitus. Dafür hätten sie nicht gebetet, so Christian Seitz.

Nach weiteren Jubilaren – Ehrenbürgermeister Paul Dünte und Gemeindearchivar Winfried Krementz wurden letztes Jahr 75 Jahr alt – wurde es merklich stiller im Saal. Es wurde zweier Verstorbener gedacht: des Leiters des Kulturforums und ehemaligen Schulleiters der Weingartenschule, Johann Georg Schröder, und des verdienten Journalisten Willi Meyer.

Dann schauten die an jenem Tag als Kleinkünstler tätigen Politiker nach vorne: Erfreulich sei die Erweiterung der Lindenschule, der Ausbau des Kitaprogramms – auch wenn demnächst alle anders heißen würden: „Klingt komisch, ist aber so“, so das Resümee.

Gemeinde bald mit Stadtrechten?

Auch das Wachstum Kriftels war ein Thema. Für den Erwerb der Stadtrechte mochte sich allerdings keiner der im Saal dazu ironisch Befragten erwärmen. Dann schon eher für die zukünftigen Projekte: Da wurden der Kita-Neubau an der Rossertstraße, die Entwicklung des Gebietes Krifteler Wäldchen und die Wohnanlage an der Raiffeisenstraße beispielhaft genannt. In einem waren sich zum Abschluss der Revue dann alle einig: ob Stadt oder Gemeinde, Kriftel sei auf jeden Fall das Paradies auf Erden. Zu sehen ist das amüsante Gespräch übrigens bei Youtube.

Nach großem Applaus für das dynamische Moderatoren-Duo Seitz und Jirasek ging es mit Silvia May und Stellvertreter Björn Hellmich zur Sache. Denn jetzt war es raus: Die Top Ten der beliebtesten Krifteler Einzelhändler wurden einer nach dem anderen auf die Bühne gerufen und bekamen nebst Präsenten ihre Ehrenurkunde gerahmt hinter Glas. Es freuten sich im Einzelnen: Holger und Ralf Henrich Obsthof am Berg, Frank Bechstein/Baumpflege, Markus Kilb/Bäckerei und Konditorei Kilb, Heiner und Silvia May/Tropica, Christina List/Hairlights, Bernd Westenberger/Showspielhaus, Matthias Heislitz/Backhaus Heislitz, Jens Kielinger/Die Brille, Torsten Klippel/Nikolai Optik Werkstatt und Schreibwaren Maurer. Alle waren freudig und stolz auf der Bühne versammelt, bis auf Rita Maurer, die leider nicht kommen konnte.

And the winner is…

Die Spannung stieg, bis die Gewinner verlesen wurden und neben dem Preis, dem großen Holzapfel-Pokal, ihren verdienten Platz einnehmen konnten. Die Brüder Holger und Ralf Henrich hatten die meisten Stimmen bekommen und lauschten nun sichtlich angetan der Laudatio von Heiner May.

Bereits vor 40 Jahren siedelte der Obstbaubetrieb Henrich an den Ortsrand in die Gemarkung „Amberg“. Seit 2010 haben die beiden diplomierten Getränketechniker Holger und Ralf den Betrieb übernommen und einiges verändert. So verlagerten sie den Schwerpunkt vom Obstbau immer mehr in Richtung Brennerei und Kelterei. Von Saft über Wein auf Schnaps. Das habe sich gelohnt, seien die Henrich-Brüder doch zu Recht besonders stolz auf Ihre vielen Medaillen in der internationalen Brenner-Elite. Mehrfach Gold, Silber und Bronzemedaillen – damit sind sie die zweitbeste Brennerei Deutschlands geworden und ihre Destillate quasi selbst schon Botschafter von Kriftel. Sogar der Bundespräsident trinke ihren Grüne-Soße-Gin. Besonders erfolgreich laufen die Edel-Whiskys die Kehlen hinunter.

Als clevere Idee hob der Laudator die Whiskyaktien der Henrich Brüder hervor: eine der schönsten Schnapsideen, bei der Eigentümer pro Jahr einen so genannten Natural Zins beim Einkauf einlösen können. Die Henrich-Brüder seien würdige Preisträger und die richtigen wichtigen Botschafter Kriftels – dieser Meinung schloss sich zum Abschluss des Programmpunkts auch Staatsminister Axel Wintermeyer gerne an.

Lachtränen und Lachsalven

Nach der Pause, als das Publikum sich am hessischen Büffet mit Würstchen, Sekt, Apfelwein, Spundekäs und kernigen Backwaren gestärkt hatte, konnten endlich Tränen fließen. Glücklicherweise waren es Lachtränen, ausgelöst durch die grandiose Performance von Standup Comedian Bernhard Westenberger vom Showspielhaus. Seine Themen – Alter, Religion, Mülltrennung, Dieselwahnsinn, Parteiengezänk und politische Korrektheiten – waren Supergags, kräftig gewürzt mit Lokalkolorit. Einen besonders großen Saallacher brachte seine Bemerkung zu einem 19-Jährigen im Auditorium. „Flatrate-Saufen? Das hat deine Generation nicht erfunden. Hatten wir früher auch, bei uns hieß das Lindenblütenfest.“

Dem DRK war die Verpflegung der Gäste zu danken: Eine Spendenbox für die Bürgerstiftung war aufgestellt worden und diese wurde fleißig gefüttert. Nach mehr als drei Stunden endete ein sehr gelungener, heiterer und vielseitiger VKS-Neujahrsempfang. Die Gesichter entspannt und die Mienen heiter waren sich hier alle einig: Der Obstgarten des Vordertaunus trägt die schönsten Früchte im Kreis.

Alexander van de Loo